Die gepriesene Demuth von Johann Christian Günther
1 |
Wer die Erde recht beschaut, |
2 |
Findet einen weiten Garthen; |
3 |
Hier wächst manch gesundes Kraut, |
4 |
Hier sind Blumen vieler Arten, |
5 |
Doch der Demuth edle Zier |
6 |
Geht fast allen andern für. |
|
|
7 |
Demuth hemmt der Misgunst Gift |
8 |
Und den kalten Brand der Sünden; |
9 |
Wer ohn ihren Leitstern schift, |
10 |
Wird den Hafen schwerlich finden. |
11 |
Demuth biethet Glück und Heil |
12 |
Aller Welt umsonste feil. |
|
|
13 |
Hoffart, Stolz und Übermuth |
14 |
Sind Propheten unsres Falles, |
15 |
Demuth bleibt das höchste Gut; |
16 |
Wer sie darbt, dem mangelt alles. |
17 |
Demuth wird durch Einfalt klug |
18 |
Und betrieget den Betrug. |
|
|
19 |
Demuth haßet Lob und Ruhm, |
20 |
Demuth herrscht auch in dem Kittel, |
21 |
Demuth ist ihr Eigenthum |
22 |
Und ihr selbst der gröste Tittel, |
23 |
Demuth übersteigt den Neid |
24 |
Auch in ihrer Niedrigkeit. |
|
|
25 |
Pappelsträuche rührt kein Bliz, |
26 |
In die Eichen schlägt das Wetter; |
27 |
Ja, der Demuth Schattensiz |
28 |
Trozt die sichern Lorbeerblätter, |
29 |
Wenn der Himmel brennt und kracht |
30 |
Und die Erde furchtsam macht. |
|
|
31 |
Edle Demuth, wer dich hat, |
32 |
Tauschet nicht mit Mogols Schäzen. |
33 |
Manchen kan ein rauschend Blat |
34 |
In die gröste Furcht versezen. |
35 |
Dies bleibt doch das beste Zelt, |
36 |
Wo die Demuth Wache hält. |
Details zum Gedicht „Die gepriesene Demuth“
Johann Christian Günther
6
36
176
1695 - 1723
Barock
Gedicht-Analyse
Johann Christian Günther ist der Autor des Gedichtes „Die gepriesene Demuth“. Der Autor Johann Christian Günther wurde 1695 in Striegau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1711 und 1723. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Der Schriftsteller Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Zeitepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis etwa 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei weitere Abschnitte unterteilen: Frühbarock, Hochbarock und Spätbarock. Der Dreißigjährige Krieg gilt als das maßgebende Bezugselement des Barocks. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ ein politisch, wirtschaftlich und kulturell verfallenes Deutsches Reich. Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen wurden ganze Landstriche entvölkert. So wurden Tod, Gewalt und Zerstörung zum Teil des Alltags der Menschen der damaligen Zeit. Schwere Hungersnöte und Seuchen, wie die Pest, verschlimmerten die bedrohliche Situation der Bevölkerung weiter. Allein der Ausbruch der Pest reduzierte die Bevölkerung um ein Drittel. Es herrschte in der Literaturepoche des Barocks ein antithetisches (also gegensätzliches) Weltbild. Verschwendung und Luxus im Leben des Adels standen Armut und Leid innerhalb der einfachen Bevölkerung gegenüber. Die Literatur war ebenso geprägt von inhaltlichen Widersprüchen. Jenseits und Diesseits standen sich ebenso gegenüber wie Ernst und Spiel oder Sein und Schein. In der Barockliteratur wurde das Lateinische von der deutschen Sprache abgelöst. Dichter und Werke dieser Zeit sind vielzählig. Andreas Gryphius, Martin Opitz oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind typische Vertreter des Barocks.
Das 176 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Johann Christian Günther ist auch der Autor für Gedichte wie „Was man von galanten Kindern“, „Ich will lachen, ich will scherzen“ und „Gedacht und auch geschehn. Ihr Pierinnen lacht“. Zum Autor des Gedichtes „Die gepriesene Demuth“ haben wir auf abi-pur.de weitere 264 Gedichte veröffentlicht.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Christian Günther
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Christian Günther und seinem Gedicht „Die gepriesene Demuth“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
- Weisenborn, Günther - Zwei Männer
- Weisenborn, Günther - Die Aussage (Inhaltsangabe und kurze Analyse)
- Dürer, Albrecht - Melencolia I (Interpretationsansätze)
- Faust - Der Teufelsbündler der keiner war
- Grass, Günter "Die Blechtrommel"
Weitere Gedichte des Autors Johann Christian Günther (Infos zum Autor)
- Seele, wirf den Kummer hin
- Am Abend
- Abendlied
- Rosen
- So aber sucht man ihm die Wege vorzuschreiben
- Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest
- Warum man mich in keiner Kirche sieht?
- Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht
- Was man von galanten Kindern
- Ich will lachen, ich will scherzen
Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt