Ode von Johann Christian Günther
1 |
Euch Musen danckt mein treu Gemüthe, |
2 |
Wofern ich etwas gelt und bin, |
3 |
Der Lorbeer eurer reichen Güte |
4 |
Grünt jezt schon auf die Nachwelt hin. |
5 |
Ihr habt mich von Geburth umfangen, |
6 |
Gesäugt, geführt, geschüzt, ernährt |
7 |
Und, wenn mir Freund und Trost entgangen, |
8 |
Dem Herzen allen Gram verwehrt. |
|
|
9 |
Nun mögen andre meines gleichen |
10 |
Aus Ehrgeiz mit nach Ungern gehn |
11 |
Und bey des Adlers Siegeszeichen |
12 |
Geschlecht und Stand und Glück erhöhn. |
13 |
Ich schmeichle keiner großen Zofe, |
14 |
Ich bethe keinen Gözen an, |
15 |
Der irgend Leute von dem Hofe |
16 |
Nach Willkühr ziehn und werfen kan. |
|
|
17 |
Ein Lager an den grünen Flüßen |
18 |
Ergözt mich in gelehrter Ruh, |
19 |
Hier kan ich alle Noth versüßen, |
20 |
Hier richtet niemand, was ich thu. |
21 |
Hier spiel ich zwischen Luft und Bäumen, |
22 |
So oft die Sonne kommt und weicht, |
23 |
Und ehre die in meinen Reimen, |
24 |
Der nichts an Treu und Schönheit gleicht. |
|
|
25 |
Sprecht mehr, ihr hochmuthsvollen Spötter, |
26 |
Ich hielte nichts von Lob und Ruhm, |
27 |
Mein Nahme dringt durch Sturm und Wetter |
28 |
Der Ewigkeit ins Heiligthum. |
29 |
Ihr mögt mich rühmen oder tadeln, |
30 |
Es gilt mir beides einerley; |
31 |
Wen wahre Lieb und Weißheit adeln, |
32 |
Der ist allein vom Sterben frey. |
Details zum Gedicht „Ode“
Johann Christian Günther
4
32
186
1719
Barock
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Ode“ ist Johann Christian Günther. 1695 wurde Günther in Striegau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1719 zurück. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Der Schriftsteller Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Epoche des Barocks dauerte von etwa 1600 bis 1720 an. Der Begriff „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet „seltsam geformte Perle“. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurden weite Teile Deutschlands zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Hof und Provinz geprägt, litt folglich unter den immensen Auswirkungen des Krieges. Viele Menschen starben an den Folgen der Pest und des Krieges. Die Epoche des Barocks wurde davon stark beeinflusst. Elend und Krieg lösten in der ärmeren Bevölkerung ein Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit aus. Im Gegensatz dazu lebten die absolutistischen, alleinigen Herrscher in verschwenderischem Luxus und ließen sich Schlösser voller Prunk bauen. Diese Gegensätze von Lebenslust und Todesangst bzw. Luxus und Armut spiegelten sich ebenso in der Literatur wider. In der Lyrik wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. In der vorausgegangenen Epoche (Renaissance) waren noch viele Gedichte auf Lateinisch verfasst worden. Im Barock begann jedoch die Zeit der in deutscher Sprache verfassten Literatur. Schriftsteller und Werke dieser Zeit sind vielzählig. Andreas Gryphius, Martin Opitz oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind typische Vertreter der Literaturepoche des Barocks.
Das vorliegende Gedicht umfasst 186 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Christian Günther sind „Seele, wirf den Kummer hin“, „Am Abend“ und „Abendlied“. Zum Autor des Gedichtes „Ode“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 264 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Christian Günther
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Christian Günther und seinem Gedicht „Ode“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
- Weisenborn, Günther - Zwei Männer
- Weisenborn, Günther - Die Aussage (Inhaltsangabe und kurze Analyse)
- Dürer, Albrecht - Melencolia I (Interpretationsansätze)
- Faust - Der Teufelsbündler der keiner war
- Grass, Günter "Die Blechtrommel"
Weitere Gedichte des Autors Johann Christian Günther (Infos zum Autor)
- Seele, wirf den Kummer hin
- Am Abend
- Abendlied
- Rosen
- So aber sucht man ihm die Wege vorzuschreiben
- Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest
- Warum man mich in keiner Kirche sieht?
- Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht
- Was man von galanten Kindern
- Ich will lachen, ich will scherzen
Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt