Ode von Johann Christian Günther

Euch Musen danckt mein treu Gemüthe,
Wofern ich etwas gelt und bin,
Der Lorbeer eurer reichen Güte
Grünt jezt schon auf die Nachwelt hin.
Ihr habt mich von Geburth umfangen,
Gesäugt, geführt, geschüzt, ernährt
Und, wenn mir Freund und Trost entgangen,
Dem Herzen allen Gram verwehrt.
 
Nun mögen andre meines gleichen
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Aus Ehrgeiz mit nach Ungern gehn
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Und bey des Adlers Siegeszeichen
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Geschlecht und Stand und Glück erhöhn.
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Ich schmeichle keiner großen Zofe,
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Ich bethe keinen Gözen an,
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Der irgend Leute von dem Hofe
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Nach Willkühr ziehn und werfen kan.
 
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Ein Lager an den grünen Flüßen
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Ergözt mich in gelehrter Ruh,
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Hier kan ich alle Noth versüßen,
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Hier richtet niemand, was ich thu.
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Hier spiel ich zwischen Luft und Bäumen,
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So oft die Sonne kommt und weicht,
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Und ehre die in meinen Reimen,
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Der nichts an Treu und Schönheit gleicht.
 
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Sprecht mehr, ihr hochmuthsvollen Spötter,
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Ich hielte nichts von Lob und Ruhm,
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Mein Nahme dringt durch Sturm und Wetter
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Der Ewigkeit ins Heiligthum.
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Ihr mögt mich rühmen oder tadeln,
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Es gilt mir beides einerley;
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Wen wahre Lieb und Weißheit adeln,
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Der ist allein vom Sterben frey.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Ode“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
186
Entstehungsjahr
1719
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Ode“ ist Johann Christian Günther. 1695 wurde Günther in Striegau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1719 zurück. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Der Schriftsteller Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks dauerte von etwa 1600 bis 1720 an. Der Begriff „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet „seltsam geformte Perle“. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurden weite Teile Deutschlands zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Hof und Provinz geprägt, litt folglich unter den immensen Auswirkungen des Krieges. Viele Menschen starben an den Folgen der Pest und des Krieges. Die Epoche des Barocks wurde davon stark beeinflusst. Elend und Krieg lösten in der ärmeren Bevölkerung ein Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit aus. Im Gegensatz dazu lebten die absolutistischen, alleinigen Herrscher in verschwenderischem Luxus und ließen sich Schlösser voller Prunk bauen. Diese Gegensätze von Lebenslust und Todesangst bzw. Luxus und Armut spiegelten sich ebenso in der Literatur wider. In der Lyrik wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. In der vorausgegangenen Epoche (Renaissance) waren noch viele Gedichte auf Lateinisch verfasst worden. Im Barock begann jedoch die Zeit der in deutscher Sprache verfassten Literatur. Schriftsteller und Werke dieser Zeit sind vielzählig. Andreas Gryphius, Martin Opitz oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind typische Vertreter der Literaturepoche des Barocks.

Das vorliegende Gedicht umfasst 186 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Christian Günther sind „Seele, wirf den Kummer hin“, „Am Abend“ und „Abendlied“. Zum Autor des Gedichtes „Ode“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 264 Gedichte vor.

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