An Gott um Weiszheit und Liebe des Freundes von Johann Christian Günther
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Zwey Herzen, deren Bund Verstand und Liebe schliest |
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Und die einander blos zu Freunden auserkiest, |
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Damit, o großer Gott, dein Nahmen auf der Erde |
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Durch ihre Redligkeit der Welt zum Wunder werde, |
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Zween Brüder knien hier vor deiner Majestät |
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Mit Buße, Zuversicht, Ernst, Hofnung und Gebeth, |
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Von deiner Gnadenhand das Siegel zu empfangen, |
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Wodurch sie ihre Treu genau verknüpft verlangen. |
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Die Tugend ist ihr Zweck, die Redligkeit ihr Grund, |
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Und wie dort Salomo vor deinem Antliz stund, |
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So flehn sie ebenfalls als ehrliche Gemüther |
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Mit Vorsaz und Begier um nichts als Weißheitsgüter. |
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Wir wißen, großer Gott, daß unser Sünden Macht |
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Uns leider nach Verdienst um Glück und Heil gebracht |
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Und daß auch, wenn dein Arm gerecht verfahren wollte, |
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Die Rache, so jezt brennt, von uns nicht laßen sollte; |
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Wir wißen aber auch, daß Beßerung und Reu |
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Durch deines Sohnes Blut uns statt der Unschuld sey; |
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Drum fällt dir unsre Noth mit Sehnsucht in die Armen, |
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Du must dich, großer Gott, und wirst dich auch erbarmen. |
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Bedencke doch dein Kind, in deßen Nahm und Wort |
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Wir zween versammlet sind; wir glauben diesem Hort, |
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Er heist uns fest vertraun. Ach, schone doch der Jugend |
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Und führe sie doch nur gelinder zu der Tugend. |
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Du weist, der Weg dazu ist an sich selber schwer, |
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Und wer ihn wandeln soll, geht stets mit Furcht einher, |
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Wir, daß uns noch dabey besondre Wetter krachen |
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Und Armuth, Last und Schmach die Schenckel taumelnd machen. |
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Ach, rette mit Gedult und warthe, bis die Zeit |
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Und Übung und Vernunft uns größre Kraft verleiht, |
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Die Proben auszustehn, die bey des Pöbels Höhnen |
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Die Großmuth und den Geist der weisen Märtrer crönen. |
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Gieb Nothdurft, freyen Muth, gesunden Wiz und Leib, |
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Denn alles andre Creuz ist guter Zeitvertreib. |
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Wir werden uns bemühn, durch Wohlthun und Studiren |
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Als Wercke deiner Hand des Schöpfers Ruhm zu zieren. |
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Wir gehn auf gutes Glück und wißen nicht wohin; |
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Doch du bist überall und wirst den frommen Sinn, |
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Der unsre Neigung paart, mit reichen Seegensblicken |
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Auch durch Gefahr und Sturm in rechten Hafen rücken. |
Details zum Gedicht „An Gott um Weiszheit und Liebe des Freundes“
Johann Christian Günther
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40
338
1695 - 1723
Barock
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „An Gott um Weiszheit und Liebe des Freundes“ ist Johann Christian Günther. Der Autor Johann Christian Günther wurde 1695 in Striegau geboren. In der Zeit von 1711 bis 1723 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Das Wort Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock im Sinne eines Adjektivs wurde anfänglich abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung konnte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durchsetzen und gibt der Literaturepoche zwischen 1600 und 1720 den Namen. Das Zeitalter des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg stark beeinflusst – Hunger, Seuchen, Vergewaltigung und Tod sorgten für großes Elend bei der Bevölkerung Europas. So verkleinerte sich die Bevölkerung im Deutschen Reich von ca. 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war beeinflusst von Pessimismus und bitterer Armut, während an den Fürstenhöfen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird der Einsatz solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Diese Gegensätzlichkeiten lassen sich bei den Motiven des Barocks finden. Unter den Literaturgattungen erlebten die Lyrik in Form von Sonetten, Liedern oder Oden, die Epik in Form des Romans und das Drama größere Bedeutung. Während die Schriftsteller der Renaissance vorwiegend in lateinischer Sprache, der Sprache der Wissenschaft, schrieben, war man nun bestrebt, sich dem Deutschen zuzuwenden. Die Hauptvertreter der Dichtung der Barockzeit sind Martin Opitz, Paul Fleming, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Andreas Gryphius, Simon Dach, Johann Christian Günther, Friedrich von Logau und Angelus Silesius.
Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 338 Worte. Die Gedichte „Seele, wirf den Kummer hin“, „Am Abend“ und „Abendlied“ sind weitere Werke des Autors Johann Christian Günther. Zum Autor des Gedichtes „An Gott um Weiszheit und Liebe des Freundes“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 264 Gedichte vor.
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