Nach Anleitung des Evangelii am XXIII. Sonntag nach Trinitatis von Johann Christian Günther

Mein Heiland, der du von der List
Der tollen Welt geprüfet bist
Und stets zu ihrer Schand entgangen,
Verleih mir deiner Weißheit Licht,
Damit mich Schein und Vorwiz nicht
Durch ihr verstelltes Wesen fangen.
 
Wie leichtlich strauchelt die Vernunft
So gar auch bey gelehrter Zunft,
Wenn nicht dein Geist den Wiz begleitet.
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Man fährt oft über Berg und See,
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Doch fehlt der Aufgang aus der Höh,
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So wird man stets in Nacht geleitet.
 
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Es theilet deine Gütigkeit
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Die Gaben mit viel Unterscheid:
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Der eine lehrt, der andre schüzet,
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Dem wird der Scepter zugedacht
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Und jener in den Staub gebracht,
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Den man zur Fruchtbarkeit beschwizet.
 
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Gieb mir nur, was dir wohlgefällt,
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Und las mich allzeit auf der Welt
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Auch jeglichem das Seine geben.
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Gott nimmt, was mein Vermögen kan,
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Ein redlich Herz vor Opfer an,
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Die Obrigkeit mein Blut und Leben.
 
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Wie ruhig fahr ich einmahl hin,
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Wenn ich bey mir versichert bin,
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Daß ich dem Nechsten treu gedienet.
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Schmückt dieser Ruhm den Leichenstein,
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So will ich mehr zufrieden seyn,
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Als deßen Schwerd von Lorbeern grünet.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.5 KB)

Details zum Gedicht „Nach Anleitung des Evangelii am XXIII. Sonntag nach Trinitatis“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
175
Entstehungsjahr
1695 - 1723
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Nach Anleitung des Evangelii am XXIII. Sonntag nach Trinitatis“ ist Johann Christian Günther. Im Jahr 1695 wurde Günther in Striegau geboren. In der Zeit von 1711 bis 1723 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Begriff Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock im Sinne eines Adjektivs wurde anfänglich abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung konnte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durchsetzen und gibt der Literaturepoche zwischen 1600 und 1720 den Namen. Der Dreißigjährige Krieg, der in die Zeit von 1618 bis 1648 fiel, gilt als das maßgebende Bezugselement des Barocks. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ ein wirtschaftlich, politisch und kulturell verfallenes Deutsches Reich. Aufgrund der Auseinandersetzungen wurden ganze Landstriche entvölkert. Es wurden Tod, Gewalt und Zerstörung zum Teil des Alltags der Menschen der damaligen Zeit. Hungersnöte und Seuchen, wie die Pest, verschlimmerten die Situation der Bevölkerung weiter. Allein der Ausbruch der Pest schmälerte die Bevölkerung um ein Drittel. Der Barock zeichnet sich primär durch die Antithetik, also einem von Gegensätzen und Widersprüchen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es in der Literatur des Barocks vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Diesseits und Jenseits, Wollust und Tugend oder Weltverneinung und Weltzugewandtheit. Die Epoche des Barocks vollzog einen Wandel von lateinischer zu deutscher Literatur. Die bedeutsamste Literaturform des Barocks war dabei die Dichtung. Das Sonett war die häufigste Form eines Gedichts, die genutzt wurde. Im Barockzeitalter war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man schrieb zur gehobenen Unterhaltung oder bei Hofe zur Fürstenhuldigung. Für die wohlhabende Bevölkerung schrieben Lyriker zum Anlass von Beerdigungen, Taufen oder Hochzeiten. Die Dichtung des Barocks wird deswegen auch als Gesellschaftsdichtung bezeichnet.

Das 175 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Johann Christian Günther ist auch der Autor für Gedichte wie „Seele, wirf den Kummer hin“, „Am Abend“ und „Abendlied“. Zum Autor des Gedichtes „Nach Anleitung des Evangelii am XXIII. Sonntag nach Trinitatis“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 264 Gedichte vor.

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