Der gewisze Trost von Johann Christian Günther

Der Herr führt meine Sache,
Drum scheu ich keinen Feind.
Die Misgunst tob und lache,
Weil mir kein Glücksstern scheint,
Die Lästrer küzeln sich
An meinen Unglückspfeilen,
Gott wird die Wunden heilen,
Und deßen tröst ich mich.
 
Drückt mich der Sünden Menge,
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Mein Heiland schwächt die Last;
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Er hilft aus dem Gedränge,
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Wenn mich die Furcht umfast.
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Das Schröcken tiefer Nacht
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Muß unverzüglich weichen,
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Wenn mich das Siegeszeichen
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Des Creuzes tapfer macht.
 
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Bin ich anjezt verlaßen
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Und alles Trostes leer,
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Mein Geist, du must dich faßen,
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Sonst wird die Noth zu schwer.
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Im Himmel lebt ein Freund,
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Der wird mir nicht entfallen,
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Obgleich die Welt von allen
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Mich zu entblößen scheint.
 
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Muß ich mich in der Fremde
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Um Brodt und Waßer mühn
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Und mit dem naßen Hemde
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Mein Blut vom Leibe ziehn,
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Ich will dem Höchsten traun,
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Er wird die Armuth wenden
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Und mir mit starcken Händen
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Mein eignes Hüttchen baun.
 
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Rast immerhin, ihr Spötter,
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Macht meiner Thränen viel;
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Vielleicht macht auch das Wetter
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Aus euch ein Unglücksziel.
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Ich wüntsch es nimmermehr;
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Darum bekehrt euch lieber,
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Ihr seyd noch nicht hinüber.
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Worauf trozt ihr so sehr?
 
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Herr, führe meine Sache;
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Ich übergebe dir
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Den Lohn und auch die Rache.
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Steh meiner Schwachheit für
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Und las mir doch einmahl
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Den Tag des Heils erscheinen.
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Du siehst mein bittres Weinen
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Und schäzest meine Qual.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27 KB)

Details zum Gedicht „Der gewisze Trost“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
222
Entstehungsjahr
1695 - 1723
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Johann Christian Günther ist der Autor des Gedichtes „Der gewisze Trost“. 1695 wurde Günther in Striegau geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1711 bis 1723 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die deutsche Epoche des Barock beginnt circa 1600 und endet im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Wortes „barocco“ lautet „schiefe Perle“. Die Literaturepoche des Barocks ist durch ein bedeutendes Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die schlechten sanitären Bedingungen konnten sich Seuchen schnell ausbreiten. Rund ein Drittel der Bevölkerung kamen durch den Krieg und sich ausbreitenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die starke Verminderung der Bevölkerung erlahmte das wirtschaftliche Leben zunehmend. Die Literaturepoche des Barocks zeichnet sich vor allem durch die Antithetik, also einem von Gegensätzen und Widersprüchen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es im Barock vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Diesseits und Jenseits, Tugend und Wollust oder Weltzugewandtheit und Weltverneinung. In der Barockliteratur wurde die lateinische Sprache von der deutschen abgelöst. Autoren und Werke sind zahlreich in dieser Zeit. Andreas Gryphius, Martin Opitz oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind typische Vertreter des Barocks.

Das vorliegende Gedicht umfasst 222 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 48 Versen. Die Gedichte „Am Abend“, „Abendlied“ und „Rosen“ sind weitere Werke des Autors Johann Christian Günther. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der gewisze Trost“ weitere 264 Gedichte vor.

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