Über die Worte: Herr, wenn ich nur dich habe etc von Johann Christian Günther
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Herr, glaube mir und meinem Glauben, |
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Der dich allein verehrt und kennt |
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Und wider Satans Zorn und Schnauben |
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Durch deine Kraft im Stillen brennt: |
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Du bist, was in der großen Welt |
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Mir einzig und allein gefällt. |
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Ich seh die Wercke deiner Hände, |
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Sie sind vollkommen, schön und gut. |
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Die Ordnung all- und jeder Stände |
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Beweist, was deine Vorsicht thut, |
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Durch welche warlich nichts geschieht, |
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Als was uns Lust und Vortheil zieht. |
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Du hast die Erde fest gegründet |
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Und lauter Wunder dargestellt, |
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So daß sich auch kein Stäubchen findet, |
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Aus welchem nicht dein Bild erhellt, |
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Ein Bild von deiner Güt und Macht, |
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Die nichts umsonst hervorgebracht. |
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Dein Himmel hat noch größre Schäze |
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Und Wollust sonder Eitelkeit, |
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Die die Erlösung vom Geseze |
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Dem Glauben schon in Hofnung beuth. |
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O unausprechlicher Genuß |
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Von Freuden und von Überfluß! |
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Doch zeigt der Himmel und die Erde |
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Mir keine Lust so reizend an, |
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Als wenn ich dir vereinigt werde |
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Und deiner Huld genießen kan, |
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Weil da, wo du, o Gott, nicht bist, |
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Der Himmel selbst kein Himmel ist. |
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Verstoß mich, wenn du wilst, zur Höllen; |
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Die Liebe, so mich dir vermehlt, |
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Versüßt des Feuers Schmerzensquellen, |
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Das blos den bösen Willen quält; |
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Erlaubstu mir dein Angesicht, |
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So fühl ich die Verdammnüß nicht. |
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Der Rache Bliz schlägt ins Gewißen, |
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Die Sünden überdecken mich, |
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Die Seele schreyt von stummen Bißen |
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Und kämpft bald vor, bald wider sich, |
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Der Mund verdorrt, die Zunge klebt, |
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Weil Marck und Bein vor Schröcken bebt. |
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Dies nennt ein Weltkind Höllenschmerzen, |
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Ich aber nenn es Seeligkeit; |
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Denn du, o Herr, gewährst dem Herzen |
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Die zärtlichste Gelaßenheit |
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Und wirfst der innerlichen Ruh |
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Durch Qual und Trost viel Nachdruck zu. |
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Vom Glücke werd ich nur vergebens |
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Mit Lust gelockt, mit Zorn erschröckt; |
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Denn wer die Kräfte jenes Lebens |
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Wie ich in deiner Liebe schmeckt, |
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Der hat sein unvergänglich Heil. |
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Was will ich mehr? Der Herr mein Theil. |
Details zum Gedicht „Über die Worte: Herr, wenn ich nur dich habe etc“
Johann Christian Günther
9
54
310
1695 - 1723
Barock
Gedicht-Analyse
Johann Christian Günther ist der Autor des Gedichtes „Über die Worte: Herr, wenn ich nur dich habe etc“. Geboren wurde Günther im Jahr 1695 in Striegau. In der Zeit von 1711 bis 1723 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Der Schriftsteller Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis 1720. Die Begrifflichkeit „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Die Literaturepoche des Barocks ist durch ein zentrales Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die schwachen sanitären Bedingungen konnten sich Infektionskrankheiten ausbreiten. Rund ein Drittel der Menschen kamen durch den Krieg und sich ausbreitenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die starke Verminderung der Bevölkerung schwächte sich das wirtschaftliche Leben zunehmend ab. Die Barockdichtung ist vorwiegend von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) bestimmt, die die Einstellung der Menschen zum Leben beschreiben. Vor dem geschichtlichen Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Menschen von Gewalt und Zerstörung bestimmt. Alle genannten Motive setzen sich auf unterschiedliche Art mit der verbreiteten Angst vor dem Lebensende und dessen Auswirkungen auseinander. Unter den Literaturgattungen erfuhren die Lyrik in Form von Sonetten, Liedern oder Oden, die Epik in Form des Romans und das Drama einen Aufschwung. Während die Dichter der Renaissance vorwiegend in lateinischer Sprache, der Sprache der Wissenschaft, ihre Werke schrieben, bemühte man sich nun, sich dem Deutschen zu widmen. Da innerhalb der Zeit des Barocks die äußere Ästhetik und der Wohlklang eines literarischen Werkes eine große Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform das Gedicht. In den Gedichten wurden sehr gerne Metaphern, Symbole und Hyperbolik (Übertreibung) verwendet.
Das 310 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 54 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Weitere Werke des Dichters Johann Christian Günther sind „Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest“, „Warum man mich in keiner Kirche sieht?“ und „Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Über die Worte: Herr, wenn ich nur dich habe etc“ weitere 264 Gedichte vor.
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- Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest
- Warum man mich in keiner Kirche sieht?
- Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht
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Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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