Über die Worte: als die Traurigen aber allzeit fröhlich von Johann Christian Günther
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Crönt der Ausgang die Gedult, |
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Bricht die Hofnung endlich Rosen, |
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So gedenck ich stets der Huld |
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Meines Gottes liebzukosen, |
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Ob sein Trost gleich oft verzieht |
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Und das Glücke langsam blüht. |
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Christen sind darzu versehn, |
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Daß sie sich im Warthen üben |
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Und auch unter Creuz und Flehn |
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Die getreue Prüfung lieben, |
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Die nach mancher finstern Nacht |
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Ihren Morgen heller macht. |
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Geht man doch nach Canaan |
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Erst durch Umschweif zum Vergnügen; |
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Wer mit Großmuth streiten kan, |
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Wird mit größrer Ehre siegen, |
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Und zum Tempel süßer Ruh |
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Geht man stets geradezu. |
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Vor dem Winter blüht kein May, |
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Ohne Kummer keine Freude; |
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Die Gelaßenheit macht frey |
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Und erquickt uns nach dem Leide, |
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Wie der Regen und der West |
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Dürre Saaten wachsen läst. |
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Seele schweig und murre nicht |
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Wie die Völcker in der Wüsten, |
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Die vor Moses Angesicht |
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Endlich ihren Frevel büßten; |
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Denn durch solchen Unverstand |
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Kommt man ums gelobte Land. |
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Traurig vor der tummen Welt |
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Und doch fröhlich im Gemüthe! |
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Wer den Glauben fest behält, |
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Merckt im Schlagen Gottes Güte |
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Und ergözt sich fort und fort |
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Durch des Höchsten wahres Wort. |
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Unser Leben bringt's so mit: |
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Abends Gram und morgens Lachen; |
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Der, so gestern schmerzlich lidt, |
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Kan sich heute lustig machen. |
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Wird nicht jeder Wuntsch erfüllt, |
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Gnug, wenn nur der beste gilt. |
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Daß der beste gelten muß, |
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Kan Vernunft und Schrift beweisen; |
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Darum will ich stets den Schluß |
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Meines höchsten Vaters preisen, |
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Der bey allem, was er schickt, |
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Auf der Kinder Wohlseyn blickt. |
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Niemand lebt wohl ohne Feind, |
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Keiner kan der Misgunst weichen; |
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Wer uns noch so redlich scheint, |
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Kan uns oft mit List beschleichen, |
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Und des Undancks Spott und Hohn |
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Giebt vor Wohlthat schlimmen Lohn. |
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Immerhin, ich leid es gern |
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Und bin in mir selbst zufrieden; |
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Untreu schlägt den eignen Herrn. |
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Was mir Glück und Gott beschieden, |
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Kommt mir dennoch nie zu spät, |
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Ob sich's noch so artig dreht. |
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Thoren mehren sich die Last |
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Durch ein unruhvolles Sehnen; |
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Wer den Hofnungsancker fast, |
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Der lacht allzeit auch durch Thränen |
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Und erlangt durch Meer und Nord |
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Ohne Fluch den Seegensport. |
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Zürnt der Neid mit meiner Lust, |
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Dieses las ich mich nicht irren; |
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Meine stets vergnügte Brust |
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Soll kein heimlich Weh verwirren. |
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Und so heist's auch jederzeit: |
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Fröhlich in der Traurigkeit. |
Details zum Gedicht „Über die Worte: als die Traurigen aber allzeit fröhlich“
Johann Christian Günther
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365
1695 - 1723
Barock
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Über die Worte: als die Traurigen aber allzeit fröhlich“ des Autors Johann Christian Günther. 1695 wurde Günther in Striegau geboren. In der Zeit von 1711 bis 1723 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Der Schriftsteller Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Literaturepoche des Barock beginnt etwa 1600 und endet im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Wortes „barocco“ lautet „schiefe Perle“. Der Barock ist durch ein bedeutendes Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die schwachen sanitären Bedingungen konnten sich Seuchen schnell ausbreiten. Rund ein Drittel der Menschen kamen durch den Krieg und grassierenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die massive Verminderung der Bevölkerung schwächte sich das wirtschaftliche Leben zunehmend ab. Die Autoren der Literaturepoche des Barocks thematisierten die Gegensätze in fast allen Lebensbereichen. Das bezeichnet man auch als Antithetik. Thematisch folgten die Autoren der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Vordergrund – etwa Diesseits und Jenseits, Schein und Sein oder Blüte und Verfall. In der Literatur des Barocks löste die deutsche Sprache das Lateinische ab. Herausragende Autoren für die Zeit des Barocks waren etwa: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Martin Opitz, Christian Weise, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen und Andreas Gryphius.
Das 365 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 72 Versen mit insgesamt 12 Strophen. Die Gedichte „Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest“, „Warum man mich in keiner Kirche sieht?“ und „Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht“ sind weitere Werke des Autors Johann Christian Günther. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Über die Worte: als die Traurigen aber allzeit fröhlich“ weitere 264 Gedichte vor.
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- Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht
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Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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