Er übergiebt sich in Gelaszenheit dem Verhängnüsz von Johann Christian Günther
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Wie wird es doch nur weiter gehn? |
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Doch dieses mag bey Seite stehn, |
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Ich wüntsch es warlich nicht zu wißen; |
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Ist Gott mein Gott und ich sein Knecht, |
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So kan ich zum Voraus mit Recht |
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Ein immer heilsam Glücke schließen. |
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Es blüht nicht stets ein Rosenfeld; |
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Und warum wär es auch die Welt? |
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Ihr Wesen kommt vom Unbestande. |
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Die Vorsicht theilt ja Lust und Pein |
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Zu unserm eignen Vortheil ein, |
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Damit der Mensch in keinem strande. |
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Nur so viel bitt ich von der Macht, |
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Die meinen Zeug hervorgebracht, |
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Der Welt mit meiner Pflicht zu grünen; |
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Sie gebe Mittel an die Hand, |
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Damit mein Wißen und Verstand |
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Dem Nechsten einmahl glücklich dienen. |
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Ich bin bisher gar scharf versucht; |
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Doch bittre Blüthe, süße Frucht, |
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Durch Leiden kommt der Fleiß zu Ehren. |
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Glaubt Neider, die ihr jezt so schreyt, |
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Ihr werdet einmahl weit und breit |
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Den Vortheil meines Unglücks hören. |
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Auf dich, mein Gott, kommt alles an, |
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So viel ich wüntschen soll und kan; |
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Du wirst der Noth bald Gränzen sezen. |
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Bekehre mich, hernach den Feind, |
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Und las mich, wo es rathsam scheint, |
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Von nun an Trost und Ruh ergözen. |
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Ein täglich Creuz verschmäh ich nicht, |
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Es weckt nur meine Christenpflicht; |
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Nur dieses bitt ich deine Güte: |
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Errette mich aus dieser Schmach, |
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Und schlepp ich dann mein Creuz dir nach, |
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So gieb mir stets ein froh Gemüthe. |
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So oft ich in Gedancken steh |
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Und rückwärts in die Jahre geh, |
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Die mir, ich weis nicht wie, vergangen, |
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So find ich zwar viel Ungedult, |
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Doch auch viel Zeichen starcker Huld, |
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Die mich im Fallen aufgefangen. |
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So gern ich andern Gutes thu, |
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So feindlich sezt mir alles zu, |
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Ja selbst die eignen Hausgenoßen; |
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Mein Vater giebt mir keinen Rath, |
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Und über mich wird stets das Bad |
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Von Neid und Misgunst ausgegoßen. |
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Ach, führe mich mit starcker Hand |
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Wie Jacob aus Egyptenland, |
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Ach, hilf mir, daß mein Opfer brenne, |
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Und gieb mir doch nur so viel Zeit |
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Von Nothdurft, Gram und Dürftigkeit, |
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Damit ich mich recht beßern könne. |
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Ich habe grob und schwer gefehlt |
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Und, wenn mich Freund und Feind gequält, |
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Aus Unmuth oft dein Licht verlaßen; |
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Doch bleib ich allzeit treu gesinnt. |
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Du Vater wirst das schwache Kind |
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Nicht gar so grausam fliehn und haßen. |
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Jezt geh ich an ein schweres Werck |
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Und habe nun den großen Berg |
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Von meiner Kunst zurückzulegen; |
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Gieb Kraft, sonst komm ich nirgends fort. |
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Ich habe deines Sohnes Wort, |
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Dies ist mir schon so gut als Seegen. |
Details zum Gedicht „Er übergiebt sich in Gelaszenheit dem Verhängnüsz“
Johann Christian Günther
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1695 - 1723
Barock
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Er übergiebt sich in Gelaszenheit dem Verhängnüsz“ ist Johann Christian Günther. Im Jahr 1695 wurde Günther in Striegau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1711 und 1723. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Der Schriftsteller Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Literaturepoche des Barock folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus und umfasst den Zeitraum von circa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet so viel wie„seltsam geformte, schiefrunde Perle“. Durch die Pest starben etwa 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verfall im Deutschen Reich. Dennoch lebten die Fürsten einen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Krieg, um eine Neugliederung der Territorien vorzunehmen und ihre Macht weiter auszubauen und zu festigen. Insbesondere Krieg und Pest in der Literaturepoche des Barocks zeigen auch ein wichtiges Merkmal auf: der Gegensatz. Auf der einen Seite Armut, Elend und Tod, auf der anderen Glanz, Prunk und Macht. So lebte die normale Bevölkerung in größtenteils bitterer Armut, während Adelige einen luxuriösen Lebensstil bevorzugten. Als Literaturgattungen erfuhren die Lyrik in Form von Sonetten, Liedern oder Oden, die Epik in Form des Romans und das Drama einen Aufschwung. Während die Dichter der Renaissance vorwiegend in lateinischer Sprache, der Sprache der Wissenschaft, ihre Werke schrieben, bemühte man sich nun, sich dem Deutschen zuzuwenden. Schriftsteller und Werke dieser Zeit sind vielzählig. Andreas Gryphius, Martin Opitz oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind unverkennbare Vertreter des Barocks.
Das 406 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 66 Versen mit insgesamt 11 Strophen. Die Gedichte „Warum man mich in keiner Kirche sieht?“, „Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht“ und „Was man von galanten Kindern“ sind weitere Werke des Autors Johann Christian Günther. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Er übergiebt sich in Gelaszenheit dem Verhängnüsz“ weitere 264 Gedichte vor.
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Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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