An Herrn Christ. Gotth. Birnbaum von Johann Christian Günther
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Dein Landsmann ändert jezt, mein Birnbaum, sein Quartier, |
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Er läuft, er dringt, er reißt und will mit Macht zu dir. |
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O zehl ihn, edler Freund, zu deinem Hausgesinde; |
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Er sieht, wie gut man sich bey solcher Gunst befinde. |
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Er spielet, höre nur der Saythen artgen Lauf, |
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Und muntert deinen Zeug, wie mich mein Opiz, auf. |
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Fort, Bruder, las auch uns, was hat man sonst vom Leben, |
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Mit heilger Eifersucht nach einem Nahmen streben. |
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Soll Mars und Amor denn nur einig und allein |
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Durch römsch- und griechschen Mund der Zeiten mächtig seyn? |
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Mit nichten; süße Brunst läst sich wie tapfre Helden |
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Ohn allen Unterscheid in jeder Sprache melden. |
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Die Künste sind gemein; ein redlich deutsches Blut |
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Erweckt durch Unterricht die angebohrne Glut, |
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Und Phoebus läst bereits den Bach der Castalinnen |
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Durch ganz Germanien mit reichem Strome rinnen. |
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Der Pindus wird fast voll, viel Dichter sind voraus |
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Und bändigen ihr Haar durch manchen Ehrenstrauß. |
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Viel sezen täglich nach, viel werden auch noch kommen |
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Und hohe Wege gehn, die noch kein Fuß genommen. |
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Es schröcke dich nichts ab; die Menge reizt den Sinn, |
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Trag deine Gratien den neun Geschwistern hin, |
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Sie werden, glaube mir, von ihrer Schönheit richten. |
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Wenn keine Liebe wär, so köntest du sie dichten. |
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Es ärgre sich der Neid, ich will es noch wohl sehn, |
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Das Glücke laße dir nur seinen Westwind wehn, |
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Wie deiner Musen Schif mit neu- und süßer Wahre |
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Verliebter Zärtligkeit an Cyperns Ufer fahre. |
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Mein Werck ist lauter Ernst und der vermischte Fleiß |
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Von Dingen der Natur. Bekleibt mein Lorbeereiß, |
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So dürft auch dermahleinst nebst guten Sittenlehren |
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Das Lob der Würdigsten in meinen Reim gehören. |
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Hierinnen sucht dein Ruhm den erst- und höchsten Rang; |
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Denn das, was du mich lehrst, bezahlt kein: Großen Danck. |
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Gedulde dich, mein Freund, der Flemming bürgt indeßen; |
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Eh deine Weißheit stirbt, eh soll man mich vergeßen. |
Details zum Gedicht „An Herrn Christ. Gotth. Birnbaum“
Johann Christian Günther
1
36
305
1717
Barock
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An Herrn Christ. Gotth. Birnbaum“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Christian Günther. Günther wurde im Jahr 1695 in Striegau geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1717 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei Günther handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Literaturepoche des Barock folgt auf die Epoche des Humanismus und der Renaissance. Sie umfasst den Zeitraum von circa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet so viel wie„seltsam geformte, schiefrunde Perle“. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden weite Teile Deutschlands zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Hof und Provinz geprägt, litt folglich unter den immensen Kriegseinwirkungen. Viele Menschen starben an den Folgen der Pest und des Krieges. Die Literaturepoche des Barocks wurde davon maßgeblich beeinflusst. Die Dichtung des Barocks ist im Wesentlichen von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) bestimmt, die die Einstellung der Menschen zum Leben beschreiben. Vor dem geschichtlichen Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Menschen von Gewalt und Zerstörung bestimmt. Alle diese Motive setzen sich auf verschiedene Art mit der weitverbreiteten Angst vor dem Lebensende und dessen Auswirkungen auseinander. In der vorausgegangenen Epoche der Renaissance waren noch viele Werke auf Lateinisch geschrieben worden. Mit dem Barock begann jedoch die Zeit der in deutscher Sprache verfassten Literatur. Die meisten Autoren gehörten dem Gelehrtenstand an: Akademiker, Theologen, Beamte und Adelige. Berühmte Lyriker des Barocks sind beispielsweise Andreas Gryphius, Martin Opitz, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 305 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 36 Versen. Der Dichter Johann Christian Günther ist auch der Autor für Gedichte wie „Abendlied“, „Rosen“ und „So aber sucht man ihm die Wege vorzuschreiben“. Zum Autor des Gedichtes „An Herrn Christ. Gotth. Birnbaum“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 264 Gedichte vor.
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