An die Frau von Breszlerin, geb. von Wirth von Johann Christian Günther
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Ist Gott ein Wesen, das uns liebet, |
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So wie ich überwiesen bin, |
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Und nicht aus Scherz und Eigensinn |
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Verfolgung, Trost und Warnung giebet, |
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Ist, sag ich, Gott ein Menschenfreund, |
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So wird er mir auch Licht gewähren |
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Und endlich auch den ärgsten Feind |
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Auf dieses mein Gebeth bekehren. |
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Die Rachgier, so mich treibt, ist, daß ich sehnlich fleh, |
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Daß Welt und Neid einmahl mein ehrlich Herze seh. |
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Frau, deren Geist und seltne Gaben |
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An Neigung, Lust und hoher Kraft |
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Zu jeder klugen Wißenschaft |
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Gar wenig ihres gleichen haben, |
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Versichre dich der Danckbarkeit |
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Der elternlosen Pierinnen, |
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Dein Nachruhm soll von Zeit zu Zeit |
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Durch ihre Lieder Glanz gewinnen. |
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Die Misgunst lacht dazu, allein die Warheit spricht: |
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Dein groß Verdienst beseelt, was meiner Kunst gebricht. |
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Es spiegelt sich in deiner Hülfe |
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Das Herz der Tochter Pharao; |
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Der Vorwiz fragt: Warum denn so? |
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Du bist ja wohl kein Kind im Schilfe. |
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Ja wohl, die Größe der Gefahr |
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Bedarf wie Moses gütger Armen; |
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Ich lag und liege ganz und gar, |
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Du hast ein gnädiges Erbarmen; |
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Ich weine, du erhörst und ziehst mich starck und bald, |
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Und mitten in der Flucht bekomm ich Aufenthalt. |
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So scharf ich mich in Thränen gräme, |
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So ängstlich ich verlaßen bin, |
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So wenig schäzt ich den Gewinn, |
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Wofern er jezt von dir nicht käme; |
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Dein Ansehn giebt allein den Werth, |
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Wornach ich Huld und Gaben schäze. |
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Ich habe mich vorlängst erklärt, |
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Daß nichts mein Herz in Unruh seze |
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Als dieses, daß ich nicht aus Armuth zeigen kan, |
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Ich seh mehr die Person als Werck und Zuwurf an. |
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Ich habe freilich Jugendsünden; |
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Wer ist wohl bey viel Thoren klug? |
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Doch bin ich auch gestraft genug; |
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Die Beßrung kan Vergebung finden. |
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Die Neider wiegeln alles auf, |
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Das Unglück will mit Tagen steigen, |
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Ich las ihm, wie ich muß, den Lauf |
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Und will nur bey Bekehrung schweigen. |
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Der Cörper ist geschwächt, die Jugend schiest dahin; |
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Was schadet's, wenn ich nur im Alter ruhig bin? |
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Die Vorsicht, theure Mariane, |
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Beschüze dein geseegnet Haus, |
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Sie zürne nach den Wellen aus |
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Und führ auch dich die gleichste Bahne. |
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Dein groß- und würdiger Gemahl, |
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Den Ämter, Stand und Klugheit küßen, |
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Wird in der weisen Väter Zahl |
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Sein Glücke selbst zu mehren wißen, |
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Nachdem man überall, so viel ich schon gehört, |
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Den Nahmen seines Ruhms mit Lob und Warheit ehrt. |
Details zum Gedicht „An die Frau von Breszlerin, geb. von Wirth“
Johann Christian Günther
6
60
381
1695 - 1723
Barock
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An die Frau von Breszlerin, geb. von Wirth“ des Autors Johann Christian Günther. Der Autor Johann Christian Günther wurde 1695 in Striegau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1711 und 1723. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei Günther handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Der Barock umfasst die Zeit von 1600 bis 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Wortes „barocco“ lautet „unregelmäßig geformte Perle“. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hat die Epoche des Barocks in hohem Maße geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von einem Ausmaß, das kaum vorstellbar ist. Die Menschen litten unter den Kämpfen, Hungersnöten, aber insbesondere unter der Pest, an der eine Vielzahl von Menschen verstarb. Die Bevölkerung Deutschlands ging um etwa 30 Prozent zurück. Die Epoche des Barocks zeichnet sich vordergründig durch die Antithetik, also einem von Widersprüchen und Gegensätzen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es in der Literatur des Barocks vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Jenseits und Diesseits, Wollust und Tugend oder Weltverneinung und Weltzugewandtheit. Die Dichter der Renaissance nutzten noch die lateinische Sprache, die Autoren der Literaturepoche des Barocks begannen, ihre Werke in Deutsch zu veröffentlichen. Die bedeutenden Vertreter der Lyrik im Barock sind Martin Opitz, Paul Fleming, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Andreas Gryphius, Simon Dach, Johann Christian Günther, Friedrich von Logau und Angelus Silesius.
Das 381 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 60 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Gedichte „So aber sucht man ihm die Wege vorzuschreiben“, „Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest“ und „Warum man mich in keiner Kirche sieht?“ sind weitere Werke des Autors Johann Christian Günther. Zum Autor des Gedichtes „An die Frau von Breszlerin, geb. von Wirth“ haben wir auf abi-pur.de weitere 264 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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