An St. Maria Magdalena von Luise Hensel

Erfleh' mir Lieb' und Thränen,
Du strenge Büßerin,
Daß ich mit reinem Sehnen
Nach Jesu strebe hin!
Daß ich zu Seinen Füßen
Verzeihung mög' erflehn,
In Thränen ganz zerfließen,
In Reue ganz vergehn.
 
Ich hab' Ihn viel gekränket
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Und hab' es wohl gewußt;
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Mein Herz hab' ich ertränket
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In Erden-Schmerz und -Lust.
 
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Ich hab' Ihn oft vergessen,
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Den ich doch früh erkannt,
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Und habe ganz vermessen
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Mich von Ihm abgewandt.
 
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O, gieb mir Deine Reue
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Und Deine Thränenfluth,
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O, gieb mir Deine Treue
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Und Deiner Liebe Gluth,
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Bis Er mir neues Leben
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Mit diesen Worten giebt:
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»Geh' hin, dir ist vergeben,
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Weil du so viel geliebt.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An St. Maria Magdalena“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
1818
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An St. Maria Magdalena“ wurde von der deutschen Dichterin Luise Hensel geschrieben, die von 1798 bis 1876 lebte. Hensels Werk lässt sich also in die Epoche des Biedermeiers einordnen, einer Zeit der Restauration und des politischen Rückschritts, in der die Literatur oft einen stark religiösen Charakter hatte.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr emotional und tiefgründig. Es behandelt Themen wie Reue, Vergebung und spirituelles Streben, die typisch für die religiöse Dichtung der damaligen Zeit sind.

Das lyrische Ich im Gedicht richtet sich direkt an die Heilige Maria Magdalena und bittet sie um Unterstützung und Vermittlung bei der Suche nach Vergebung. Dieser Akt der Anrufung ist tief in der christlichen Tradition verwurzelt. Die Heilige Maria Magdalena wird als strenge, reuige Büßerin dargestellt, deren Emotionen und Handlungen das lyrische Ich als Vorbild nimmt.

Inhaltlich geht das Gedicht auf das Gefühl der Reue ein, das das lyrische Ich über seine Sünden empfindet. Es hat Gott, Jesus, „viel gekränkt“ und „oft vergessen“, und dennoch wünscht es sich Reue und Vergebung. Es erkennt seine Fehler an und ist bereit, dafür zu büßen, in der Hoffnung auf eine andere Chance und auf Erneuerung.

Von der formalen Seite aus hat das Gedicht eine klare Struktur mit vier Strophen unterschiedlicher Länge, insgesamt 24 Versen und einem durchgängigen Reimschema. Die Sprache ist emotional und bildreich, mit dem Einsatz von starken, expressiven Bildern, wie „Thränenflut“ oder „Liebesglut“, die die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs unterstreichen.

Insgesamt ist „An St. Maria Magdalena“ ein eindringliches Beispiel für die tiefgründige, spirituelle Dichtung Luise Hensels, die die inneren Gefühlswelten ihrer Charaktere auslotet und gleichzeitig eine hohe formale Meisterschaft aufweist. Es ist ein Plädoyer für Reue und Vergebung, für die Möglichkeit der spirituellen Erneuerung, unabhängig von früheren Fehlern oder Sünden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An St. Maria Magdalena“ der Autorin Luise Hensel. Hensel wurde im Jahr 1798 in Linum geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1818. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 106 Worte. Luise Hensel ist auch die Autorin für das Gedicht „O nimm die kleine Gabe gern“, „Schau himmelan, schau himmelan“ und „Und Gottes Friede sei mit dir“. Zur Autorin des Gedichtes „An St. Maria Magdalena“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.

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