Der alte Narr von Wilhelm Busch
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Ein Künstler auf dem hohen Seil, |
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Der alt geworden mittlerweil, |
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Stieg eines Tages vom Gerüst |
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Und sprach: Nun will ich unten bleiben |
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Und nur noch Hausgymnastik treiben, |
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Was zur Verdauung nötig ist. |
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Da riefen alle: Oh, wie schad! |
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Der Meister scheint doch allnachgrad |
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Zu schwach und steif zum Seilbesteigen! |
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Ha! denkt er. Dieses wird sich zeigen! |
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Und richtig, eh der Markt geschlossen, |
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Treibt er aufs neu die alten Possen |
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Hoch in der Luft und zwar mit Glück, |
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Bis auf ein kleines Mißgeschick. |
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Er fiel herab in großer Eile |
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Und knickte sich die Wirbelsäule. |
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Der alte Narr! Jetzt bleibt er krumm! |
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So äußert sich das Publikum. |
Details zum Gedicht „Der alte Narr“
Wilhelm Busch
5
18
105
nach 1848
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der alte Narr“ stammt vom deutschen Dichter und Zeichner Wilhelm Busch, der von 1832 bis 1908 lebte. Sein Werk lässt sich somit in die Epoche des Realismus einordnen.
Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht ein Bild von einem Zirkus- oder Straßenkünstler, der mit dem voranschreitenden Alter kämpft. Der Text ist in der für Wilhelm Busch typischen humorvollen und ironischen Art geschrieben.
Inhaltlich dreht sich das Gedicht um einen älteren Artisten, der sich entschließt, seinen riskanten Beruf hinter sich zu lassen und sich auf bodenständige Gymnastik zu beschränken. Die Reaktion der Öffentlichkeit ist jedoch von Bedauern und Kritik geprägt, was den Künstler dazu veranlasst, seine gefährliche Tätigkeit erneut aufzunehmen. Dies endet tragisch, als er herunterfällt und sich schwer verletzt.
Das lyrische Ich könnte als Erzähler des Gedichts interpretiert werden, der die Geschichte des alten Artisten erzählt und auf seine Entscheidungen und das Urteil der Gesellschaft kommentiert. Es scheint eine Kritik an der Erwartungshaltung der Öffentlichkeit gegenüber Künstlern und Unterhaltung darzustellen. Der Künstler wird regelrecht gezwungen, seine Gesundheit und sein Leben aufs Spiel zu setzen, um die Zuschauer zu unterhalten.
Das Gedicht ist in freien Versen geschrieben und hat eine recht variable Struktur hinsichtlich der Anzahl der Verse pro Strophe. Es kommt ganz ohne Reim aus, was untypisch für die Epoche ist. Die Sprache ist einfach und klar, mit einem direkten, erzählerischen Stil, der den Leser sofort in die Geschichte hineinzieht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Der alte Narr“ eine humorvolle und zugleich kritische Reflexion über Erwartungen an Künstler und ihre Rolle in der Gesellschaft darstellt. Der Text zeigt mit einem Hauch von Ironie und Tragik, wie diese Erwartungen schaden und sogar gefährlich sein können.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der alte Narr“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Wilhelm Busch. Busch wurde im Jahr 1832 in Wiedensahl geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1848 bis 1908 entstanden. Der Erscheinungsort ist Wiesbaden u. Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 105 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Wilhelm Busch sind „Auf den Sonntag früh Morgen“, „Bedächtig“ und „Befriedigt“. Zum Autor des Gedichtes „Der alte Narr“ haben wir auf abi-pur.de weitere 208 Gedichte veröffentlicht.
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