Als Christus der Herr in Garten ging von Wilhelm Busch

Als Christus der Herr in Garten ging,
Und ihm sein Leiden bald anfing,
Da trauerte Laub und grünes Gras,
Weil Judas seiner ganz vergaß.
Da kamen die falschen Juden gegangen,
Sie hatten Jesum im Garten gefangen,
Sie hatten ihn gegeißelt und gekrönt,
Sein heiliges Haupt ward sehr verhöhnt.
Da kamen die falschen Juden zum Zorn
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Und schlugen Jesum mit scharfen Dorn,
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Sie schlugen ihm in einer Stunden
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Wohl mehr denn tausend tiefe Wunden.
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Sie führten ihn ins Richterhaus,
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Mit scharfen Striemen wieder aus,
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Sie hingen ihn an ein hohes Kreuz.
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Maria beweinte dieses Leid,
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Maria hört ein Hämmerlein klingen.
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O weh! O weh! mein liebes Kind!
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O weh! O weh! meines Herzens Trost!
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Mein Kind muß ich verlassen bloß.
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Maria kam unter das Kreuz gegangen
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Und sah ihr liebes Kindelein hangen
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An einem Kreuz, war ihr nicht lieb,
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Maria war ihr Herze betrübt.
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»Johannes, lieber Jünger mein,
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Laß dir meine Mutter befohlen sein,
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Nimm sie zu der Handen,
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Führe sie von dannen,
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Daß sie nicht schaue meine Marter an.«
 
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»Ach, Herr, das will ich gerne thun,
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Ich will sie führen also gut,
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Ich will sie trösten also schön,
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Wie ein Kind seine Mutter trösten thut.«
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Da kam ein blinder Jude gegangen,
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Voll Zorn und Grimm, von Eifer umfangen,
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Der führt ein Schwert in seiner Faust,
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Stach Jesum seine Seite aus. –
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Nun bücke dich, Baum, und bücke dich, Ast!
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Mein Kind hat weder Ruh noch Rast.
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Nun bücke dich, Laub und grünes Gras!
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Laß dir zu Herzen gehn all das!
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Die hohen Bäume, die beugten sich,
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Die hohen Felsen, die neigten sich,
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Die Sonne verlor auch ihren Schein,
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Die Vögelein ließen ihr Rufen und Schrein. –
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Nun merket auf ihr Frauen und Mann,
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Wer dieses Liedlein singen kann,
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Der sing es des Tages nur ein Mal,
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Seine Seele wird kommen in des Himmels Saal.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.3 KB)

Details zum Gedicht „Als Christus der Herr in Garten ging“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
49
Anzahl Wörter
302
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Als Christus der Herr in Garten ging“ ist von Wilhelm Busch, dem berühmten deutschen Karikaturisten und Dichter. Busch lebte von 1832 bis 1908, eine zeitliche Einordnung dieses Gedichts ist jedoch schwierig, da es zu keiner bestimmten Epoche eindeutig zuzuordnen ist.

Schon beim ersten Lesen des Gedichts fällt auf, dass es von den Leiden und dem Tod Christi handelt. Es beruft sich auf bekannte Ereignisse aus der Bibel, dabei konzentriert es sich auf den Verrat durch Judas, die Kreuzigung und das Leid Marias.

Im ersten Teil des Gedichts wird die Gefangennahme Jesu erzählt. Es führt nicht nur die körperlichen Leiden Christi vor Augen, sondern bietet auch eine starke emotionale Komponente, insbesondere hinsichtlich der Trauer Marias, der Mutter Jesu. Diese wird später im Gedicht erneut hervorgehoben und in ihrer Trauer als universelles Symbol für mütterliches Leid dargestellt.

Der zweite Teil des Gedichts schildert einerseits die Ereignisse nach der Kreuzigung, wobei auch hier wieder das Leid Marias betont wird. Andererseits endet das Gedicht mit einer Art moralischer Botschaft an den Leser.

Das lyrische Ich des Gedichts könnte hier als eine Art Erzähler oder Kommentator interpretiert werden, der die Ereignisse schildert und bewertet. Besonders deutlich wird dies in den letzten Verse, wo er den mystischen, fast religiösen Aspekt des Gedichts hervorhebt, indem er behauptet, wer das „Liedlein“ singe, dessen Seele werde in den Himmel kommen.

Die Form des Gedichts, die vor allem durch kurze Verse und Strophen bestimmt wird, sowie dessen ebenso einfache wie anschauliche Sprache, tragen dazu bei, die emotionale Wirkung des Textes zu verstärken. Es verwendet typische Elemente religiöser Dichtung, wie z.B. repetierte Ausrufe und Gebete, eine symbolträchtige Naturmetaphorik und direkte Ansprachen an den Leser.

Die Sprache ist überwiegend einfach und volksliedhaft, was dem Thema des Gedichts eine gewisse Allgemeingültigkeit verleiht und zur emotionalen Wirkung beiträgt. Dabei nutzt der Autor auch alte Formen der deutschen Sprache, wie z.B. „thun“ statt „tun“, um dem Gedicht ein altes, traditionelles Feeling zu verleihen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Als Christus der Herr in Garten ging“ ist Wilhelm Busch. Der Autor Wilhelm Busch wurde 1832 in Wiedensahl geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1848 bis 1908 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 302 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 49 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Wilhelm Busch sind „Befriedigt“, „Beiderseits“ und „Beschränkt“. Zum Autor des Gedichtes „Als Christus der Herr in Garten ging“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 208 Gedichte vor.

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