Schifferliedchen von Gottfried Keller
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Schon hat die Nacht den Silberschrein |
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des Himmels aufgetan; |
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nun spült der See den Widerschein |
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zu Dir, zu Dir hinan! |
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Und in dem Glanze schaukelt sich |
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ein leichter dunkler Kahn; |
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der aber trägt und schaukelt mich |
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zu Dir, zu Dir hinan! |
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Ich höre schon den Brunnen gehn |
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dem Pförtlein nebenan, |
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und dieses hat ein gütig Wehn |
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von Osten aufgetan. |
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Das Sternlein schießt, vom Baume fällt |
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das Blust in unsern Kahn; |
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nach Liebe dürstet alle Welt, |
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nun, Schifflein, leg dich an! |
Details zum Gedicht „Schifferliedchen“
Gottfried Keller
4
16
80
1819 - 1890
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Schifferliedchen“ wurde von Gottfried Keller verfasst, einem bedeutenden Vertreter des bürgerlichen Realismus in der Deutschschweizer Literatur des 19. Jahrhunderts. Das lässt vermuten, dass das Werk in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden ist.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht ruhig und romantisch. Es wird eine nächtliche Szene beschrieben, auf einem See, allein in einem Boot, und es scheint, als ob der Sprecher zu jemandem oder etwas hinüberweht.
Das lyrische Ich erzählt von einer Bootsfahrt in der Nacht. Der Himmel ist klar und der See spiegelt das Mondlicht wider. Das lyrische Ich ist in einem Boot auf dem See und bewegt sich kontinuierlich zu einer bestimmten Richtung - „zu Dir“. Es scheint, als ob es eine Art Wallfahrt oder Reise zu einer geliebten Person ist. Denn das „Ich“ ist gespannt auf die Ankunft, es hört schon den Brunnen, fühlt den Wind und sieht sogar einen Stern fallen. Das Gedicht endet mit der Bemerkung, dass die ganze Welt nach Liebe dürstet.
Formal gesehen besteht das Gedicht aus vier Strophen, jede mit vier Versen. Es herrscht ein klarer Rhythmus und ein konsequenter Reim (in jeder Strophe das Schema ABAB). Die Sprache ist poetisch, voller Metaphern und Bilder. Es wird viel mit Farben und Elementen der Natur gespielt, um Gefühle und Stimmungen hervorzurufen.
Das lyrische Ich spricht sich durch das Gedicht die Sehnsucht nach Nähe, Liebe und Geborgenheit in der metaphorischen Sprache aus, was typisch für die romantische Literatur des 19. Jahrhunderts ist. Gleichzeitig zeichnet es ein Bild von der nächtlichen Natur, das sowohl Ehrfurcht als auch Demut und Zärtlichkeit hervorruft.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Schifferliedchen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Gottfried Keller. 1819 wurde Keller in Zürich geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1835 und 1890. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Keller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 80 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Der Dichter Gottfried Keller ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf den Tod der Luise Scheidegger (1866)“, „Abendregen“ und „Abendlied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Schifferliedchen“ weitere 48 Gedichte vor.
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Zum Autor Gottfried Keller sind auf abi-pur.de 48 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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