Der Winter von Georg Heym
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Der blaue Schnee liegt auf dem ebenen Land, |
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Das Winter dehnt. Und die Wegweiser zeigen |
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Einander mit der ausgestreckten Hand |
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Der Horizonte violettes Schweigen. |
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Hier treffen sich auf ihrem Weg ins Leere |
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Vier Straßen an. Die niedren Bäume stehen |
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Wie Bettler kahl. Das Rot der Vogelbeere |
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Glänzt wie ihr Auge trübe. Die Chausseen |
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Verweilen kurz und sprechen aus den Ästen. |
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Dann ziehn sie weiter in die Einsamkeit |
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Gen Nord und Süden und nach Ost und Westen, |
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Wo bleicht der niedere Tag der Winterzeit. |
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Ein hoher Korb mit rissigem Geflecht |
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Blieb von der Ernte noch im Ackerfeld. |
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Weißbärtig, ein Soldat, der nach Gefecht |
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Und heißem Tag der Toten Wache hält. |
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Der Schnee wird bleicher, und der Tag vergeht. |
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Der Sonne Atem dampft am Firmament, |
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Davon das Eis, das in den Lachen steht |
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Hinab die Straße rot wie Feuer brennt. |
Details zum Gedicht „Der Winter“
Georg Heym
5
20
138
1911
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht wurde von Georg Heym verfasst, einem deutschen Schriftsteller, der während der literarischen Epoche des Expressionismus bekannt wurde. Er wurde 1887 geboren und starb im Januar 1912, was uns nur ein enges Fenster für die zeitliche Einordnung des Gedichtes „Der Winter“ bietet. Das Werk entstand also entweder in den späten Jahren des 19. Jahrhunderts oder in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts.
Beim ersten Betrachten fällt auf, dass Heym hier eine düstere Winterszene genussvoll und detailreich ausmalt und den Leser in eine einsame, fast melancholische Stimmung eintaucht. Er beschreibt die Winterlandschaft mit großer Sorgfalt und in schönen Farben.
Das Gedicht handelt von einer Winterlandschaft, in der alles still und ruhig ist. Es gibt keine deutlichen Hinweise auf menschliche Anwesenheit, nur Straßen, die in alle Richtungen gehen, und ein verlassener Korb auf dem Ackerfeld. Dieser Korb wird als ein alter Soldat dargestellt, der Wache hält. Das Ende des Gedichts bringt eine Änderung der Farben und Stimmung mit sich, der Schnee wird im Sonnenuntergang rot, sodass die Landschaft möglicherweise weniger einsam und traurig erscheint.
Heym verwendet eine lebendige und ausdrucksstarke Sprache, die die Landschaft vor unseren Augen kreiert. Er benutzt personifizierte Metaphern, die den Straßen, dem Korb und anderen Elementen Leben einhauchen und ihnen symbolische Bedeutungen geben. Die Form des Gedichts ist streng strukturiert mit fünf Strophen, jeweils vier Verse lang. Die Sprache ist einfach, aber auch bildreich und kraftvoll.
Insgesamt ist „Der Winter“ ein schönes Beispiel für Heyms Fähigkeit, sehr detaillierte und emotionale Bilder zu erzeugen und dem Leser eine bestimmte Stimmung zu vermitteln. Die Schönheit der Winterlandschaft, die gleichzeitig einsam und doch lebendig ist, wird hier beeindruckend eingefangen. Durch die symbolische Verwendung von Objekten und Elementen der Landschaft stellt Heym Fragen zur Existenz, zur Vergänglichkeit und zur Bedeutung der Zeit.
Weitere Informationen
Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Der Winter“. Heym wurde im Jahr 1887 in Hirschberg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1911. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 138 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Heym sind „Columbus“, „Das Fieberspital“ und „Der Abend“. Zum Autor des Gedichtes „Der Winter“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 79 Gedichte vor.
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