Berlin I von Georg Heym
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Beteerte Fässer rollten von den Schwellen |
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Der dunklen Speicher auf die hohen Kähne. |
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Die Schlepper zogen an. Des Rauches Mähne |
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Hing rußig nieder auf die öligen Wellen. |
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Zwei Dampfer kamen mit Musikkapellen. |
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Den Schornstein kappten sie am Brückenbogen. |
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Rauch, Ruß, Gestank lag auf den schmutzigen Wogen |
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Der Gerbereien mit den braunen Fellen. |
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In allen Brücken, drunter uns die Zille |
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Hindurchgebracht, ertönten die Signale |
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Gleichwie in Trommeln wachsend in der Stille. |
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Wir ließen los und trieben im Kanale |
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An Gärten langsam hin. In dem Idylle |
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Sahn wir der Riesenschlote Nachtfanale. |
Details zum Gedicht „Berlin I“
Georg Heym
4
14
89
1911
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Berlin I“ und ist von Georg Heym verfasst worden. Heym (* 30. Oktober 1887, † 16. Januar 1912) ist ein Vertreter des beginnenden Expressionismus in der deutschen Literatur und sein Werk lässt sich zeitlich einordnen in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert.
Beim ersten Lesen fällt das kontrastreiche Bild von der Großstadt Berlin auf, welches das Gedicht vermittelt. Es wird eine Industriestadt beschrieben, die von Arbeit, Schmutz und Laute heimgesucht wird, dieser Eindruck jedoch von musikalischen und ruhigeren Naturelementen unterbrochen wird.
Inhaltlich geht es in Heyms Gedicht um ein lyrisches Ich bzw. eine Gruppe von Personen, die eine Fahrt auf einem industriegeprägten Berliner Kanal beschreibt. Die ersten beiden Strophen bringen das rauhe Industrieambiente mit dunklen Speichern, rauchenden Schornsteinen und schmutzigen Wogen zum Ausdruck, wobei der Anblick von Musikanten auf Dampfschiffen und dem Abendlicht der Fabriken eine gewisse romantische Note verleiht.
Die Form des Gedichts ist traditionell mit mehreren Vierzeilern und Drei-Zeil-Strophen. Heyms Sprachgebrauch ist auffallend malerisch und atmosphärisch. Ausdrücke wie „Beteerte Fässer“, „Rauches Mähne“, „Musikkapellen“ und „Riesenschlote Nachtfanale“ erfüllen das Gedicht trotz seiner rohen industriellen Thematik mit einer fast lyrischen Qualität.
Heym benutzt eine klare, präzise Sprache, um das Bild einer arbeitenden Stadt darzustellen. Im Gegensatz dazu stehen jedoch die poetisch anmutenden Beschreibungen, die wiederum Kontraste zur rauen industrialisierten Welt setzen. Der Einsatz dieser dualen Spracheinsatz scheint eine Ambivalenz zwischen der Härte der Industrialisierung und der menschlichen Fähigkeit, Schönheit und Musik in unwahrscheinlichsten Szenarien zu finden, zu offenbaren. Es stellt sich daher die Frage, ob Heym eine Kritik oder eine Lobpreisung des industriellen Zeitalters formulieren möchte.
Weitere Informationen
Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Berlin I“. Geboren wurde Heym im Jahr 1887 in Hirschberg. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1911 zurück. Erschienen ist der Text in Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 89 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Die Gedichte „Der Fliegende Holländer“, „Der Gott der Stadt“ und „Der Hunger“ sind weitere Werke des Autors Georg Heym. Zum Autor des Gedichtes „Berlin I“ haben wir auf abi-pur.de weitere 79 Gedichte veröffentlicht.
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