Abschied für immer von Achim von Arnim

Ist's ein Wunder, daß dich alle lieben,
Die nach meinem Scheiden sich dir nahen,
Meine Seufzer sind bei dir geblieben
Und als Luftgeist sehnlich dich umfahen,
Wer zu athmen wagt an deinem Munde
Zieht sie unbewußt zu seinem Herzen,
Diese Seufzer mancher trüben Stunden,
Diese Geister, mir entflohn in Schmerzen.
 
Zu lebendig war des Herzens Hoffen,
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Es vergeht nicht mit den Schmerzenstagen,
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Ja es liegt die Welt jetzt vor mir offen,
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Meine Liebe fühl' ich drinnen schlagen;
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Leb' ich nun in Andern, die dich lieben,
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Mag ich wohl der armen Mutter gleichen,
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Die ihr Kind von ihrer Brust vertrieben,
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Ihre Brust dem fremden Kind zu reichen.
 
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Hoffnungsgeister, die mit schönen Bildern
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Mich getäuschet wie die Jugendzeiten,
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Meiner Nächte Einsamkeit zu mildern,
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Ich entlaß euch in die blauen Weiten,
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Einen Händedruck gebt noch zum Scheiden,
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Sei's die Jugend, die ich heut entlassen,
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Was auch komme, nichts will ich vermeiden,
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Was vorbei, das läßt sich nicht mehr fassen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Abschied für immer“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
156
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Abschied für immer“ wurde von Achim von Arnim geschrieben, einem Schriftsteller der deutschen Romantik. Er wurde am 26. Januar 1781 geboren und verstarb am 21. Januar 1831.

Es entstand somit zu Beginn des 19. Jahrhunderts, eine Zeit geprägt durch gesellschaftliche Umbrüche und die Suche nach einer neuen kulturellen und gesellschaftlichen Identität in Deutschland.

Der erste Eindruck beim Lesen des Gedichts ist melancholisch und traurig. Der lyrische Sprecher nimmt scheinbar Abschied von einer geliebten Person und reflektiert über Aspekte von Liebe, Hoffnung und Vergänglichkeit.

Er macht darauf aufmerksam, dass er sich bewusst ist, dass andere Menschen die geliebte Person verehren werden und dieser damit seine „Seufzer“ und seine Liebe zukommen. Dies kann als Ausdruck seiner immer noch bestehenden Gefühle und seiner Sehnsucht nach der geliebten Person verstanden werden. Die Rede von „Hoffnungsgeistern“, die ihn täuschten, deutet auf eine zerbrochene Illusion, eine unerfüllte Liebe hin. Trotz dieser bitteren Erfahrung entscheidet sich das lyrische Ich, jede kommende Erfahrung zu akzeptieren und die Vergangenheit loszulassen.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils acht Versen. Es weist keine durchgehende Reimstruktur auf, die Sprache ist eher schlicht und ungeschmückt. Arnim nutzt Metaphern und Personifikationen um seine Emotionalität auszudrücken, z.B. wenn er seine Gefühle als „Hoffnungsgeister“ bezeichnet und sie in „die blauen Weiten“ entlässt. Die Metapher der „armen Mutter“, die ihr eigenes Kind verdrängt, um ein fremdes zu säugen, repräsentiert vielleicht seine eigene Situation, in der er seine Liebe opfert und aufgibt.

Zusammengefasst geht es in „Abschied für immer“ um unerwiderte oder verlorene Liebe, gefasst in eine sehr persönliche und emotionale Sprache. Es spiegelt die Romantik und ihre zentralen Themen wie Sehnsucht, Melancholie und individuelles Leid wider.

Weitere Informationen

Achim von Arnim ist der Autor des Gedichtes „Abschied für immer“. 1781 wurde Arnim in Berlin geboren. In der Zeit von 1797 bis 1831 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Arnim ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hinein andauerte. Insbesondere auf den Gebieten der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Quelle der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 156 Worte. Der Dichter Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Zum Abschiede“, „Der Weber und die Spinnerin“ und „Bibliothek“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Abschied für immer“ weitere 173 Gedichte vor.

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