Zum Abschiede von Achim von Arnim

Was du so vielen geschenkt aus frommen innerm Berufe,
Kranken Gesundheit und Trost, wie ein heilender Quell,
Suchest du selber nun auf, erschöpft von sorgender Mühe,
Bey dem heilenden Quell, der schon viele erfrischt.
 
Immer später für sich, für andere früher und später
Sorget ein heiliger Sinn, und er vergisst sich so leicht;
Sorge für andere minder, so fliesset im innern Gemüthe
Dir der heilende Quell wiederkehrender Kraft.
 
Freilich ein schöneres Leben, es strebt nach aussen zu fliessen
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Um zu tränken die Flur, schlängelnd weiter und weit,
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Doch das Bedürfniß es zieht den Quell zum Brunnen zusammen
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Sammle dich selber für dich, Leben sammelnd in dir.
 
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Ruhig im engeren Spiegel schweben die wechselnden Bilder,
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Bäume beweget vom Wind, gerne nahte der Freund;
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Der dir im Kummer vertraute zu zeigen thränende Blicke
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Wahrlich der räthe auch gut, denn er kennt dich so gut.
 
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Sey dir gesegnet der Quell, so wie du mich tröstend gesegnet,
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Keiner weiß es woher, komme der Quell und der Trost,
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Aber die Thränen trüben ihn nicht und nimmer ihn kälten,
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Und er wandelt sie um, wärmend in heilende Kraft.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Zum Abschiede“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
182
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zum Abschiede“ wurde von Achim von Arnim verfasst, der von 1781 bis 1831 lebte. Von Arnim war ein bedeutender Vertreter der Heidelberger Romantik, einer literarischen Bewegung, die am Anfang des 19. Jahrhunderts stattfand.

Auf den ersten Blick scheint dieses Gedicht ein philosophisches und reflektives Werk zu sein. Der Titel „Zum Abschiede“ könnte darauf hindeuten, dass der Autor eine Art von Verabschiedung, Rückblick oder Loslassen thematisiert.

Inhaltlich geht es in diesem Gedicht um eine Person, die sich ihr Leben lang für andere Menschen eingesetzt und sich dabei möglicherweise selber vernachlässigt hat. Das lyrische Ich ermutigt diese Person, sich nun endlich um sich selbst zu kümmern. Es zieht dabei die Metapher eines heilenden Quells heran – dies könnte sowohl auf körperliche Gesundheit als auch auf seelisches Gleichgewicht hindeuten. Der Quell dient also als Symbol für Erholung und Regeneration. Die wiederholte Betonung des heilenden Quells könnte auch eine spirituelle oder religiöse Dimension haben, indem sie beispielsweise auf die christliche Symbolik der Taufe anspielt.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen, jeweils mit vier Versen. Die Sprache von Arnims ist geprägt durch feste Reimschemen und Metren, was typisch für die Dichtung seiner Epoche ist. Die Sprache ist relativ einfach und zugänglich, aber doch lyrisch und bildreich.

Kernaussage des Gedichts ist also der Appell an das Gegenüber, Zeit für sich selbst zu nehmen und zu regenerieren. Es weist auf die Wichtigkeit der Selbstfürsorge hin, auch oder gerade für Menschen, die dazu neigen, sich immer primär um andere zu kümmern. Es ist ein Plädoyer dafür, dass man nur dann gut für andere sorgen kann, wenn man auch gut für sich selbst sorgt. In diesem Sinne ist es nicht nur ein Abschiedsgedicht, sondern auch ein Heilungsgedicht.

Weitere Informationen

Achim von Arnim ist der Autor des Gedichtes „Zum Abschiede“. Im Jahr 1781 wurde Arnim in Berlin geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1797 bis 1831 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Philosophie und Musik spürbar. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Lyriker der Romantik in Auflösung begriffen. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 182 Worte. Die Gedichte „Schweizerlied“, „Flammenruh nach Weisheit streben“ und „Beichte“ sind weitere Werke des Autors Achim von Arnim. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Zum Abschiede“ weitere 173 Gedichte vor.

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