Arnim, Achim von - Der Falke (Gedichtinterpretation)

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Achim von Arnim, Analyse, Gedichtanalyse, Referat, Hausaufgabe, Arnim, Achim von - Der Falke (Gedichtinterpretation)
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Referat

Der Falke: Achim von Arnim

Der Falke
von Achim von Arnim

Wär ich ein wilder Falke,
Ich wollt mich schwingen auf,
Und wollt mich niederlassen
Vor meines Grafen Haus.
 
Und wollt mit starken Flügel,
Da schlagen an Liebchens Thür,
Daß springen sollt der Riegel,
Mein Liebchen trät herfür.
 
»Hörst du die Schlüssel klingen,
10 
Dein Mutter ist nicht weit,
11 
So zieh mit mir von hinnen
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Wohl über die Heide breit.«
 
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Und wollt in ihrem Nacken
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Die goldnen Flechten schön
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Mit wilden Schnabel packen,
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Sie tragen zu dieser Höhn.
 
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Ja wohl zu dieser Höhen,
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Hier wär ein schönes Nest,
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Wie ist mir doch geschehen,
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Daß ich gesetzet fest.
 
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Ja trüg ich sie im Fluge,
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Mich schöß der Graf nicht todt,
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Sein Töchterlein zum Fluche,
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Das fiele sich ja todt.
 
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So aber sind die Schwingen
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Mir allesamt gelähmt,
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Wie hell ich ihr auch singe,
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Mein Liebchen sich doch schämt.

(„Der Falke“ von Achim von Arnim ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.8 KB) zur Unterstützung an.)

Das Gedicht mit dem Titel „Der Falke“, geschrieben von Achim von Arnim, ist erstmalig im Jahr 1806 in der Gedichtsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ publiziert worden. Es handelt sich um ein Naturgedicht, welches der Romantik zuzuordnen ist. Wie der Titel schon vermuten lässt, handelt das Gedicht von einem Falken, der anscheinend in Gefangenschaft lebt und gern daraus entfliehen würde. Er schwelgt darüber in Erinnerungen, wo und wie er sein neues Nest bauen würde und stellt sich vor, wie sein Leben in Freiheit womöglich aussehen könnte.

Das Gedicht besteht aus sieben Strophen, die sich jeweils in 4 Verse gliedern lassen, mit Ausnahme der ersten Strophe, in der sich nur der zweite und vierte Vers reimen, wird das Reimschema eines regelmäßigen Kreuzreimes eingehalten. Als Metrum lässt sich somit der Jambus festlegen. Im gesamten Gedicht ist das lyrische Ich präsent, es denkt in der ersten Strophe darüber nach, dass es „ein wilder Falke“ (V. 1) sein will, würde es dieses Ziel jemals erreichen, würde das lyrische Ich direkt loslegen und sich vor dem Haus seines Grafen niederlassen (Vgl.: V. 3 - V. 4).

In der zweiten Strophe lässt das lyrische Ich dann durchsickern, dass es mit seinen „starken Flügel(n)“ an die Tür des Liebchens klopfen möchte, damit die Tür sich öffnet und sein Liebchen hinaustritt (Vgl.: V. 6 ff.). Gemeinsam mit seinem Liebchen möchte der Falke dann über die Heide hinweg fliegen (vgl. V. 9 ff.) indem er sein Liebchen an den Haaren packen und es über die Anhöhe tragen würde, auf der ein „schönes Nest“ (V. 18) liegen würde.

In der darauffolgenden dritten Strophe wird der Wunsch zu fliehen beschrieben, ebenso wie ein Schlüssel, der in Zusammenhang mit dem Wort klingen (vgl. V. 9) steht und die Äußerung „Mutter ist nicht weit“ (V. 10) könnten eine Metapher sein und somit bedeuten, dass jemand eingesperrt ist und bei jedem klingeln des Schlüssels auf Freiheit hofft. Auch einen Wunsch äußert das lyrische Ich, es will mit seinem Liebchen gemeinsam fliehen (V. 12).

In Strophe fünf wird außerdem deutlich gemacht, dass das lyrische Ich festgesetzt (vgl. V. 20) ist, also vermutlich gefangen gehalten oder erpresst wird. In der sechsten Strophe lässt das lyrische Ich durchsickern, dass es in seiner Falken-Gestalt nicht vom Grafen getötet werden kann, ohne damit seine Tochter zu verlieren (vgl. V. 22 ff.), weshalb es nahe liegt, dass das in der zweiten Strophe erwähnte „Liebchen“ (vgl. V. 8) die Tochter des Grafen sein muss. Das lyrische Ich ist festgesetzt und kann aufgrund von gelähmten Schwingen (vgl. V. 25 f.) nicht fliegen, wodurch deutlich wird, dass nur das lyrische Ich etwas für das Liebchen empfindet und es somit eine einseitige, unerwiderte Liebesbeziehung ist.

Das ganze Gedicht wirkt wie ein Traum, das lyrische Ich stellt sich vor, dass es ein Falke, also ein großer und machtvoller Vogel ist, der Bedrohung und Bewachung symbolisiert, andererseits aber auch maskulin und intelligent wirkt. All diese Eigenschaften sprechen dafür, dass das lyrische Ich sich Anerkennung und Zuneigung von weiblichen Wesen wünscht, besonders vom Liebchen, welches als Falke seine erste Anlaufstelle wäre. Dies spricht wiederum dafür, dass die Gefühle für ebendieses Liebchen echt und vor allem stark sein müssen.

In der zweiten Strophe erfahren wir vom lyrischen Ich, dass es mit seinen starken Flügeln (vgl. V. 5) an die Tür des Liebchen schlagen müsste, damit die Tür sich öffnet und sein Liebchen heraustreten kann, was dafür spricht, dass die Tochter des Grafen von diesem eingeschlossen wurde bzw. versteckt wird.

In der dritten Strophe fragt das lyrische Ich das Liebchen, ob es nicht die Schlüssel klingen hört (vgl. V. 9) und dass seine Mutter nicht weit entfernt sei, was dafür spricht, dass die Mutter diejenige ist, die über die Freiheit ihrer Tochter entscheidet, außerdem bittet er sein Liebchen, mit ihm zu fliehen.

Mehr über die Fluchtpläne des Falken erfahren wir in der vierten Strophe. Der Falke möchte sein Liebchen an den Haaren packen und es davon auf eine Anhöhe tragen (Vgl. V. 16), außerdem erfahren wir, dass das Liebchen blonde Haare hat, die es in einem geflochtenen Zopf trägt.

In der vorletzten Strophe erläutert das lyrische Ich seine Überlegungen zur Flucht und Befreiung des Liebchens, der Graf könne ihn ja nicht in Gestalt eines Falken erschießen, ohne seine Tochter in Gefahr zu bringen und womöglich sogar zu töten.

Die letzte Strophe beinhaltet eine Art Zusammenfassung der vorangegangenen Strophen, außerdem ist es dem Liebchen peinlich, seinen Anbeter singen zu hören (vgl. V. 29). Das komplette Gedicht spiegelt verschiedene Aspekte der Romantik wider, jedoch ist die darin beschriebene Sehnsucht wohl am eindeutigsten. Der Wunsch nach Liebe und Zuneigung ist unendlich groß und somit mehr als nur epochentypisch. Das Gedicht spiegelt Sehnsucht aber auch Unzufriedenheit und Traurigkeit da und lässt aufgrund seiner melodischen Art viele Fragen und Aspekte offen.

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