Engelke, Gerrit - Ich will heraus aus dieser Stadt (Gedichtanalyse)

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Gerrit Engelke, Gedichtanalyse, Gedichtinterpretation, Analyse, Interpretation, Referat, Hausaufgabe, Engelke, Gerrit - Ich will heraus aus dieser Stadt (Gedichtanalyse)
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Referat

Interpretation „Ich will heraus aus dieser Stadt“ von Gerrit Engelke

Ich will heraus aus dieser Stadt
von Gerrit Engelke

Ich weiß, daß Berge auf mich warten,
Draußen – weit –
Und Wald und Winterfeld und Wiesengarten
Voll Gotteinsamkeit –
 
Weiß, daß für mich ein Wind durch Wälder dringt,
So lange schon –
Daß Schnee fällt, daß der Mond nachtleise singt
Den Ewig-Ton –
 
Fühle, daß nachts Wolken schwellen,
10 
Bäume,
11 
Daß Ebenen, Gebirge wellen
12 
In meine Träume –
 
13 
Die Winterberge, meine Berge tönen –
14 
Wälder sind verschneit –
15 
Ich will hinaus, mit Euch mich zu versöhnen
16 
Ich will heraus aus dieser Zeit,
 
17 
Hinweg von Märkten, Zimmern, Treppenstufen,
18 
Straßenbraus –
19 
Die Waldberge, die Waldberge rufen,
20 
Locken mich hinaus!
 
21 
Bald hab ich diese Straßenwochen,
22 
Bald diesen Stadtbann aufgebrochen
23 
Und ziehe hin, wo Ströme durch die Ewig-Erde pochen,
24 
Ziehe selig in die Welt!

(„Ich will heraus aus dieser Stadt“ von Gerrit Engelke ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (25.6 KB) zur Unterstützung an.)

Einleitung:

In dem Gedicht „Ich will heraus aus dieser Stadt“ von Gerrit Engelke aus dem Jahre 1921, welches der Gedichtsammlung „Rhythmus des neuen Europa“ entsprang, geht es um einen Städter, welcher Fernweh hat. Das Gedicht wurde zur Zeit der Weimarer Republik vor dem Ersten Weltkrieg verfasst, wo es durch Industrialisierung wenig Freizeit und individuellen Freiraum gab.

Inhalt:

Das lyrische Ich fühlt sich zum Landleben hingezogen und beschreibt, wie sehr es sich sehnt dort hinzureisen. Es träumt von der Freiheit des Landes und was ihn in der Wildnis erwarten würde. Es mahnt sich aus, wie es ist, die Stadt mit all ihren Tücken zu verlassen und ein Leben auf dem Land zu beginnen.

Form, Rhythmus, Gestaltung:

Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen, mit Ausnahme der letzten Strophe, die fünf Verse besitzt. Dazu bestehen die Strophen abwechselnd aus einem längeren Satz und einer kleinen Reihung von Wörtern „Ich weiß, daß Berge auf mich warten“ (V. 1) und „draußen - weit -“ (V. 2). Das Reimschema besteht aus einem Kreuzreim, bei dem sich immer die letzten Wörter des Satzes aufeinander reimen. „warten“ (V. 1) „Wiesengarten“ (V. 3). Das Metrum besteht aus einem Jambus. Engelke verwendet viele verschiedene Stilmittel der Lyrik.

Im Folgenden werde ich einige davon erläutern. In Vers drei findet man eine Alliteration vor „Wald und Winterfeld und Wiesengarten“ zudem ist dies auch ein Antiklimax, da die genannte Fläche immer kleiner wird.

Außerdem besteht das Gedicht aus vielen Personifikationen der Elemente des Landes, damit wird erreicht, dass diese lebendiger wirken und die Sehnsucht vertieft erscheint „Berge [..] warten“(V. 1) „Wind dringt“ (V. 5) „Mond[...] singt“ (V. 7). In den Versen fünfzehn und sechzehn liegt eine Anapher vor „Ich will hinaus [...] ich will hinaus“ welche auch die Notdürftigkeit des Verreisens verstärkt. Eine ähnliche Anapher finden wir in den Versen einundzwanzig und zweiundzwanzig mit „Bald [...] bald“ welche für Hoffnung und Vorfreude sorgt. Wie bei so vielen Gedichten befinden sich auch einige Metaphern und Symbole in diesem. Um einige Beispiele zu nennen, so wird in Zeile vier „Gotteseinsamkeit“ anstelle eines nicht bewohnten Ortes oder eine von Menschen nicht entdeckte Fläche eingefügt. „den Ewig-Ton“ in Vers 8 steht für die Winde, die man in der Nacht auffinden kann. Zuletzt gibt es in Zeile 11 eine Unmöglichkeit, welche nicht existiert. „Ebenen Gebirge“, da Gebirge nicht eben sind, sonst würde man sie Feld nennen. Man kann außerdem sagen, dass der Aufbau der Strophen immer sehr parallel verläuft und ein Muster erkennbar ist.

Setting:

Das lyrische Ich befindet sich in einer relativ großen Stadt mit einer „Stadtbahn“ (V. 22) und vielen „Märkten“ (V. 17) welche viel Verkehr aufweisen „Straßenbraus“ (V. 18). Das lyrische Ich wohnt in einem mehr Familienhaus mit vielen „Zimmern“ (V. 17) und „Treppenstufen“ (17). Es ist zu vermuten, dass es momentan Nacht ist, da das lyrische Ich von dem „Mond“ (V. 7) und der Nacht auf dem Land schwärmt „dass nachts Wolken schwellen“ (V. 9). Die Jahreszeit kann sich gut in den Winter einordnen, da das lyrische Ich mehrmals Schnee erwähnt „Schnee fällt“ (V. 7) „Winterberge“ (V. 13) „Wälder sind verschneit“ (V. 14).

Lyrisches Ich:

Das lyrische Ich ist eine wohlhabendere Person, welche genügend Zeit hat, sich Gedanken zu einer Reise zu machen und diese auch zu planen. Es hat sehr positive Vorstellungen zum Landleben und vergisst dabei die negativen Seiten und Gefahren des Landes. Es mag nicht mehr in dem Stress der Stadt leben und möchte zum Land reisen „Ich will hinaus“ (V. 15). Zudem beschriebt das lyrische Ich vorwiegend seine Liebe zu den Bergen und dem Wald „Winterberge[...] Berge“ (V. 13) „Wald“ (V. 3) „Wälder“(V. 5) Seine Persönlichkeit lässt sich mit euphemistisch und naiv beschreiben, da es, wie zuvor besprochen, nur die positiven Eigenschaften anerkennt und nicht über die Gefahren nachdenkt. Außerdem ist es furchtlos gegenüber der Nacht und das Dunkeln, da es zum großen Teil von dem Land in der Nacht spricht.

Symbol:

In dem Gedicht sind die Berge das Leitmotiv, welche vielfach erwähnt werden. Sie sind das Reiseziel des lyrischen Ichs und nehmen ein Großteil des Textes ein. Zudem stehen sie für die Freiheit und Frische Luft, die das Land gibt und im übertragenen Sinne versteht man unter Bergen eine friedliche Idylle welche einen weit in die Ferne blicken lässt. Da haben wir auch den Sprung zurück zum Fernweh, welches nach Ferne verlangt. Zudem sind Berge meist für Städter, vorwiegend aus Großstädten, kaum zu erreichen oder zu sehen. Diese sind seltener als das Land an sich, welches sich herum befindet. Denn Großstädte liegen selten an Bergen oder Gebirgen, sondern größtenteils an Flüssen und Meeren.

Autor:

Der Autor will mit dem Gedicht seine Depression verarbeiten, welche er in der Stadt bekommt. Er verarbeitet und stillt sein Fernweh und versucht die Not und Hektik der Menschen in den Städten der damaligen Zeit widerzuspiegeln. Er erschafft ein träumerisches lyrisches Ich, welches detailliert von den Bergen und Wäldern träumt und somit sich eine Welt außerhalb der Stadt aufbaut. Der Autor übt Kritik an den damaligen Lebensbedingungen und Freiheiten der Menschen in der Weimarer Republik.

Schluss:

Zusammenfassend betrachtet ist das Gedicht „Ich will heraus aus dieser Stadt“ von Gerrit Engelke eine träumerische Sehnsucht des lyrischen Ichs nach der Ferne und seinem Reiseziel. Der Autor beschreibt mit der Geschichte das Gefühl von Hektik und Stress der Menschen in den Städten und die Sehnsucht nach Freiheit und Freizeit, um wieder aufatmen zu können.

Meiner Meinung nach ist dieses Gedicht in einer schwierig zu lesenden Form geschrieben, mit verzweigten Sätzen, welche schwer auseinander zu pflücken sind. Zudem ist dieses Gedicht eine wohl naive Sicht auf das Land, welches viele Gefahren auf sich bewahrt und zur damaligen Zeit vorwiegend im Winter sehr gefährlich war. Aber im Großen und Ganzen lassen sich die Gedankengänge des lyrischen Ichs gut nachvollziehen. Um den Sprung zur heutigen Zeit wiederzufinden, kann man sagen, dass sich Ereignisse wiederholen. In Bezug auf das Coronavirus haben viele auch Fernweh und das Bedürfnis aus der Stadt und ihren kleinen Wohnungen herauszukommen. Dieses Gefühl ist mehr bei den Städtern als bei den Bewohnern von Dörfern vorhanden, da man im Dorf nicht im gleichen Maße eingeschränkt ist wie in einer Großstadt.

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