Fastnacht von Achim von Arnim

Die Fastnacht bringt uns Freuden zwar
Vielmehr denn sonst ein ganzes halbes Jahr,
Ich mach mich auf und thät spazieren gehen,
An einen Tanz,
Mir ward ein Kranz
Von Blümlein Glanz,
Des erfreut ich mich gar sehr.
 
Ich bot der Jungfrau meinen Gruß,
Ganz freundlich trat sie mir auf meinen Fuß,
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Sie sprach: „Gut Gesell, wenn ich dir sagen sollt,
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Wenn du nur wollst,
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Ich wär dir hold.
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Kein Silber und Gold
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Ist meiner Lieb ein Sold.
 
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Hinter meins Vaters Hof steht ein Thür,
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Da ist weder Schloß noch Riegel dafür,
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Da geh hinein, daß man dich nicht seh noch spür,
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Sie ist geschmiert,
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Daß sie nicht klirrt,
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Kein Mensch dich irrt,
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Tritt fröhlich hinein zu mir.“
 
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Des Nachts hob sich ein Wetter groß,
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Das über Berg und tiefe Thal herfloß,
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Desselben Wegs mich nie keinmahl verdroß;
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Ich stahl mich aus,
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Still wie ein Maus,
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Und kam ins Haus,
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Und lebt im Saus,
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Mit der Lieben die ganze Nacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Fastnacht“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
29
Anzahl Wörter
159
Entstehungsjahr
1806
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Fastnacht“ wurde von Achim von Arnim verfasst, der von 1781 bis 1831 lebte. Er gehörte zur Epoche der Romantik an. Das Gedicht erweckt beim ersten Lesen den Eindruck einer fröhlichen Erzählung, die sich mit dem Feiern und möglicherweise mit der Entstehung einer Liebe befasst.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht die Freuden, die das Fastnachtsfest mit sich bringt. Es wird suggeriert, dass die Freuden der Fastnacht mehr Freude bringen als ein halbes Jahr. Das lyrische Ich geht spazieren, geht zu einem Tanz, bekommt einen Blumenkranz und freut sich darüber. In der zweiten Strophe begegnet es einer Jungfrau, die ihm positiv gesinnt zu sein scheint. In der dritten Strophe bietet sie ihm an, sie heimlich bei ihr zu Hause zu besuchen, da ihr Türschloss nicht funktioniert. In der vierten Strophe bricht ein Gewitter aus, doch das lyrische Ich schleicht sich heimlich aus und verbringt die Nacht mit der Lieben.

Das lyrische Ich scheint die spontane, überschwängliche Freude zu lieben, die mit dem Fastnachtsfest verbunden ist und die Möglichkeit bietet, eine romantische Verbindung einzugehen. Es genießt die Freiheit, die diese Feier bietet, und handelt im Moment, ohne viel über die Konsequenzen nachzudenken.

In Bezug auf die Form und die Sprache dieses Gedichts ist zu bemerken, dass es in vier Strophen mit jeweils sieben bis acht Versen unterteilt ist. Der Rhythmus ist fließend und nimmt den Leser mit auf die Reise des lyrischen Ichs. Die Sprache ist einfach und direkt, aber mit einem Hauch Romantik und Freude. Die Verwendung von Reimen trägt zur leichten, fröhlichen Stimmung des Gedichts bei und spiegelt die feierliche Atmosphäre der Fastnacht wider. Die Sprache ist zudem altmodisch, was das Geschichtenerzählen-Element verstärkt und die Aura der Romantik-Epoche widerspiegelt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Fastnacht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Achim von Arnim. Im Jahr 1781 wurde Arnim in Berlin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1806 zurück. Der Erscheinungsort ist Heidelberg und Frankfurt. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Arnim ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das 159 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 29 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Schwingeliedchen nach der Sicilischen Melodie“, „Schweizerlied“ und „Flammenruh nach Weisheit streben“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Fastnacht“ weitere 173 Gedichte vor.

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