Zauberei von Achim von Arnim

Klagt ihr Mahler, die mich küßten,
Vor dem geistlichen Gericht,
Daß ich zaubre? allen Christen
Zeige ich mein Angesicht,
Das ihr zaubernd habt gemahlet
Und erhöhet zum Altar;
Reichlich ward es euch gezahlet,
Wunderwerkt das ganze Jahr!
 
Gönnt mir auch die Zaubereien,
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Zaubert nicht allein, ihr Herrn!
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In den ersten Liebeleien
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Duldetet ihr Zaubern gern.
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Rühmtet es als Gnadensegen,
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Als der Schönheit Eigenthum,
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Zoget Pinsel, zogt den Degen,
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Um zu sichern meinen Ruhm.
 
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Wie? nun wollt ihr mich enthaupten,
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Mich versenken tief ins Meer?
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Wollt mich um mein Bild berauben,
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Denn nun schein ich euch so leer!
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Lustig scheinet euch das Leben,
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Das euch fleissig Nachts umspann,
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Ward euch andre Lust gegeben,
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Klaget ihr mich darum an?
 
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Jede Frau ist eine Hexe,
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Doch in erster Frühlingszeit
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Glänzen lieblich die Gewächse,
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Die ihr dann als Gift verschreit!
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Und die Küsse sind vergessen,
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Ist ihr Zauber winterkalt,
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Von dem Teufel scheint besessen
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Was sonst Amors Allgewalt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Zauberei“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
154
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes ist Achim von Arnim, ein bedeutender Dichter der deutschen Romantik, der im 18. und 19. Jahrhundert gelebt hat.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie ein leidenschaftlicher Monolog, in dem das lyrische Ich, welches sich als Frau identifiziert, heftig den Anklagen und Anschuldigungen der sie malenden Männer sowie der Gesellschaft entgegnet.

Inhaltlich geht es um die Anklage der Künstler an das lyrisische Ich, sie durch Zauber (Schönheit, Liebe) verführt zu haben. Sie verteidigt sich, dass diese Künstler auch 'Zauberei' genossen haben, indem sie sie gemalt und auf Altären erhöht haben. Sie kritisiert die Doppelmoral ihrer Ankläger und Gesellschaft, die Frauen für ihre Schönheit und Verführungskraft zunächst verehren, sie aber später dafür verurteilen und verdammen.

Das lyrische Ich fragt die Künstler und die Gesellschaft, warum sie nun bereit sind, sie für das zu bestrafen, was sie einst geliebt haben. Es hebt hervor, dass alle Frauen als 'Hexen' betrachtet werden und dass die anfängliche Bewunderung und Wertschätzung schnell Manipulation und Verdammnis weicht. Die Schönheit und Liebe, die einst so gefeiert und genossen wurden, werden als Amoral und Dämonismus dargestellt, sobald sie nicht mehr neu und aufregend sind.

Das Gedicht hat eine klare und direkte Struktur und setzt sich aus vier achten-zeiligen Strophen zusammen. Die Sprache ist dramatisch und präsentiert mit starken Bildern die Doppelmoral der Gesellschaft - einerseits die Liebe und Bewunderung für die Schönheit und Verführungskraft der Frauen, andererseits die Verurteilung und Verdammnis, sobald diese Schönheit nachlässt oder nicht mehr den eigenen Erwartungen entspricht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Arnim in seinem Gedicht „Zauberei“ ein kraftvolles Bild der Doppelmoral und des Sexismus in der Gesellschaft zeichnet. Er positioniert das lyrische Ich als starke, selbstbewusste Frau, die den Anklagen und Anschuldigungen der Männer und der Gesellschaft trotz ihrer widersprüchlichen Einstellungen gegenübertritt.

Weitere Informationen

Achim von Arnim ist der Autor des Gedichtes „Zauberei“. Arnim wurde im Jahr 1781 in Berlin geboren. Zwischen den Jahren 1797 und 1831 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Arnim ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 zeitlich eingeordnet werden. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Schriftsteller der Romantik sehnen sich nach der Einheit von Geist und Natur. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das 154 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Weber und die Spinnerin“, „Bibliothek“ und „Zur Weihnachtszeit“. Zum Autor des Gedichtes „Zauberei“ haben wir auf abi-pur.de weitere 173 Gedichte veröffentlicht.

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