Der Panther von Rainer Maria Rilke

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
 
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
 
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
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sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
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geht durch der Glieder angespannte Stille –
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und hört im Herzen auf zu sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Der Panther“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1907
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke, einem der bedeutendsten Lyriker der deutschen Literatur. Rilke lebte von 1875 bis 1926, eine zeitliche Einordnung des Gedichts liegt also in der Epoche der Moderne.

Beim ersten Lesen fallen vor allem die melancholische Stimmung sowie die intensiven und eindringlichen Bilder auf, die Rilke erzeugt. Ein Gefühl der Enge, der Gefangenschaft und der Hoffnungslosigkeit überwiegt.

Inhaltlich geht es in „Der Panther“ um die Beschreibung eines eingesperrten Panthers, der sich in einem Zoo befindet. Seine Augen sind vom ständigen Vorbeigehen an den Stäben des Käfigs müde geworden. Der Panther hat das Gefühl, es gäbe unendlich viele Stäben und hinter diesen existiere keine Welt mehr. Rilkes Panther bewegt sich in kleinen geschmeidigen Schritten, seine Kraft spiegelt sich jedoch nur in der Drehung im kleinsten Kreis wider. Es wirkt, als sei ein großer Wille in ihm, doch dieser ist betäubt und tritt nicht in Erscheinung. Ab und zu öffnet sich der Vorhang seiner Pupille und ein Bild dringt in ihn ein, dies hört jedoch im Herzen wieder auf zu sein.

Die von Rilke beabsichtigte Aussage lässt Raum für Interpretationen. Das lyrische Ich könnte den Panther als Metapher für verschiedene Sachverhalte sehen: Die Gefangenschaft kann als persönliche emotionale oder geistige Einschränkung gedeutet werden, die Unfähigkeit, die eigene Kraft zu nutzen als Zeichen von Ohnmacht und Resignation.

Bezüglich der Form zeigt sich Rilke in diesem Gedicht als Meister präziser und bildhafter Sprache. Jeder Vers, jede Strophe, ist sorgfältig konstruiert und ausgearbeitet. Die strikte Einteilung in drei Strophen mit jeweils vier Versen sorgt für eine klare Struktur. Die Sprache ist angereichert mit Metaphern und Vergleichen, die zum Nachdenken anregen und die innere Welt des Panthers lebendig werden lassen. Rilkes Wortwahl ist präzise und doch subtil, sie trägt zur melancholischen Atmosphäre des Gedichts bei.

Zusammenfassend beschreibt Rilke in „Der Panther“ eindrucksvoll und empathisch das Leiden eines gefangenen Tieres. Die Emotionen und das Innenleben des Panthers sind stark herausgearbeitet und laden zum Nachdenken und Interpretieren ein. Es ist ein herausragendes Beispiel für Rilkes Meisterschaft in der Lyrik.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Panther“ des Autors Rainer Maria Rilke. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. 1907 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 85 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Abend in Skaane“, „Absaloms Abfall“ und „Adam“. Zum Autor des Gedichtes „Der Panther“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.

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