Liebesfrühling von Friedrich Rückert

1	Du meine Seele, du mein Herz,
2	Du meine Wonn', o du mein Schmerz,
3	Du meine Welt, in der ich lebe,
4	Mein Himmel du, darein ich schwebe,
5	O du mein Grab, in das hinab
6	Ich ewig meinen Kummer gab.
7	Du bist die Ruh', du bist der Frieden,
8	Du bist der Himmel, mir beschieden.
9	Daß du mich liebst, macht mich mir wert,
10	Dein Blick hat mich vor mir verklärt,
11	Du hebst mich liebend über mich,
12	Mein guter Geist, mein bessres Ich.

Details zum Gedicht „Liebesfrühling“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Liebesfrühling“ wurde von Friedrich Rückert verfasst, der von 1788 bis 1866 lebte. Dies platziert das Gedicht also grob in die Epoche des Biedermeiers, eine Zeit der Innerlichkeit und des häuslichen Rückzugs.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das lyrische Ich sehr starke Emotionen gegenüber einer anderen Person – wahrscheinlich einer geliebten Person – ausdrückt. Es strotzt vor Intensität und Wärme, spricht von „Wonn'“ aber auch von „Schmerz“.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich seine Gefühle gegenüber seiner Geliebten und wie sie sein Leben und sein Selbstbild beeinflusst. In der ersten Strophe betont es, wie sehr die Geliebte in allem präsent ist: Sie ist seine Welt, sein Himmel und sein Grab, was auf eine totale Vereinnahmung seiner Existenz durch die Liebe hinweist. In der zweiten Strophe spricht das Ich von Ruhe, Frieden und Wertschätzung, die es durch die Liebe der Geliebten erfährt. Sie hebt es „über sich“ hinaus, sie wird zu seinem „besseren Ich“.

Dabei nutzt Rückert eine sehr emotionale, bildreiche Sprache genau wie eine definierbare Form - es handelt sich um zwei sechszeilige Strophen, in denen jede Zeile eine Aussage enthält. Dies unterstreicht die Unmittelbarkeit und Intensität der Gefühle des lyrischen Ichs. Die Anrufungen wie „Du meine Seele“, „du mein Herz“ zeigen die tiefgreifende Verbundenheit des lyrischen Ichs mit der geliebten Person. Hier liegt auch eine Art Paradox vor: Durch die Liebe scheint das lyrische Ich sich selbst zu verlieren, gleichzeitig findet es sich jedoch auch neu und wird über sich hinausgehoben.

Zusammenfassend handelt Friedrich Rückerts „Liebesfrühling“ von der tiefgreifenden Wirkung der Liebe auf den Menschen und wie sie das Selbstbild und die Realität beeinflusst. Es ist ein Gefühlsgedicht, das in lebendigen Bildern die starken Emotionen schildert und dabei trotz - oder gerade wegen - seiner Intensität eine allgemeingültige Aussage über die Liebe trifft.

Weitere Informationen

Friedrich Rückert ist der Autor des Gedichtes „Liebesfrühling“. Im Jahr 1788 wurde Rückert in Schweinfurt geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1866. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 79 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Friedrich Rückert ist auch der Autor für Gedichte wie „Des fremden Kindes heiliger Christ“, „Herbstblumen“ und „Kleines Frauenlob“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Liebesfrühling“ weitere 102 Gedichte vor.

Weitere Gedichte des Autors Friedrich Rückert (Infos zum Autor)

• Der trübe Tag
• Des fremden Kindes heiliger Christ
• Herbstblumen
• Kleines Frauenlob
• Wintersonne
• 31. Makame des Hariri
• Amaryllis
• Blumen aufs Grab
• Des ganzen Menschen und des einzelnen Geschichte
• Vermeiden sollen sich, die nicht zusammenpassen

Zum Autor Friedrich Rückert sind auf abi-pur.de 102 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.