Ein Schmetterling von Friedrich Rückert
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Ein Schmetterling, vom Frost betäubt, |
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Hängt an dem welken Blatt, |
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Hebt seine Flügel halb entstäubt, |
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Sie sind zum Flug zu matt. |
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Er flattert nur, er flieget nicht, |
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Von Stern zu Sternchen fort, |
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Und ahnet selbst nicht, daß er spricht; |
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Doch hör' ich dieses Wort: |
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O weh! ich kam zur späten Braut, |
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Ein später Bräutigam; |
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Vom Himmel reift, was einst getaut, |
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Und alle Lust ward Gram. |
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Die Sonne scheint, doch ohne Kraft, |
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Und leblos haucht die Luft. |
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Der Blume Kelch ist ohne Saft, |
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Ihr Stengel ohne Duft. |
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Die Schwalb' ist weggezogen, die |
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An unsern Schwingen nascht; |
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Und selbst der Knab' ist nicht mehr hie, |
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Der meine Brüder hascht. |
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Der Spinne Fäden schweben noch, |
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Allein das Netz ist leer; |
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Gefahrlos ist das Leben, doch |
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Es ist kein Leben mehr. |
Details zum Gedicht „Ein Schmetterling“
Friedrich Rückert
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127
1788 - 1866
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das vorgelegte Gedicht stammt von Friedrich Rückert, einem deutschen Dichter, Übersetzer und Orientalisten des 19. Jahrhunderts, der insbesondere für seine Lyrik bekannt ist. Das Gedicht kann zeitlich in die Epoche der Romantik eingeordnet werden, die von ca. 1795 bis 1848 gedauert hat.
Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer eher melancholischen und nachdenklichen Atmosphäre. Es greift das Motiv des Schmetterlings auf, der vom Frost betäubt ist und nicht mehr fliegen kann. Dies könnte metaphorisch für verschiedene Themen interpretiert werden, beispielsweise für Sterblichkeit, Verlust, Endlichkeit und Vergänglichkeit.
In Bezug auf den Inhalt schildert das lyrische Ich das Bild eines Schmetterlings, der seine Kräfte verloren hat und an einem welken Blatt hängt. Dieser Schmetterling spricht, obwohl er selbst nicht zu realisieren scheint, dass er tatsächlich spricht. Was das lyrische Ich ihm entnehmen kann, ist ein Gefühl von Verlust und Traurigkeit. „Alle Lust ward Gram“, was darauf hindeuten könnte, dass alle Freude und Begeisterung verflogen ist. Es ist eine Atmosphäre der Verlassenheit und Leerheit.
Die Form des Gedichts besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen. Die regelmäßige Form könnte eine gewisse Ordnung und Stabilität darstellen, was im Kontrast zum dargestellten Zustand des Schmetterlings steht. Die Sprache des Gedichts ist eher schlicht gehalten, jedoch reich an Symbolen und Metaphern, wodurch eine metaphorische Bedeutungsebene geschaffen wird.
Das Gedicht zeigt die triste Szene eines Schmetterlings am Ende seines Lebens und kann als Allegorie auf das menschliche Leben, seine Endlichkeit und Vergänglichkeit verstanden werden. Durch die Verwendung des Schmetterlings als Hauptmotiv könnte Rückert darauf hindeuten, dass das Leben, so wie die Schönheit und der Flug des Schmetterlings, vergänglich und flüchtig ist. Dies unterstreicht die Melancholie und Traurigkeit, die das Gedicht durchdringt. Es ist eine Reflexion über das Ende des Lebens und die Vergänglichkeit von Schönheit und Freude.
Weitere Informationen
Friedrich Rückert ist der Autor des Gedichtes „Ein Schmetterling“. 1788 wurde Rückert in Schweinfurt geboren. Im Zeitraum zwischen 1804 und 1866 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 127 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Die Gedichte „Des fremden Kindes heiliger Christ“, „Herbstblumen“ und „Kleines Frauenlob“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Rückert. Zum Autor des Gedichtes „Ein Schmetterling“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 102 Gedichte vor.
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