Du meinst, o liebe Mutter von Friedrich Rückert
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Du meinst, o liebe Mutter, |
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Wann ich beim Liebsten bin, |
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Es käm' uns gar nichts andres |
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Als Küssen in den Sinn. |
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Du irrst, o liebe Mutter! |
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Ich darf den Liebsten ja, |
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Auch wenn du's siehest, küssen, |
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Sieh her! ich küss' ihn da. |
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Doch wenn allein wir sitzen |
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In stiller Traulichkeit, |
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Wie ernstliche Gedanken |
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Verkürzen uns die Zeit! |
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Wie hat mir wicht'ge Dinge |
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Der Liebste zu vertrau'n! |
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Er giebt sein Herz, sein Leben |
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Von Grund aus mir zu schau'n. |
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Er will mir nichts verhehlen |
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Und ich verhehl' ihm nichts. |
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Wir kennen unsre Seelen |
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Wie Züge des Gesichts; |
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Denn alles muß auf Erden |
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Sein zwischen uns ganz klar, |
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Bevor wir können werden |
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Ein wohlverständigt Paar. |
Details zum Gedicht „Du meinst, o liebe Mutter“
Friedrich Rückert
6
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113
1788 - 1866
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Du meinst, o liebe Mutter“ stammt vom deutschen Dichter Friedrich Rückert, der von 1788 bis 1866 lebte. Als Zeitgenosse der Romantik betonte er, typisch für diese Epoche, das Individuum und seine Gefühle. Dies zeigt sich auch in dem hier vorgelegten Gedicht.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie ein Dialog zwischen einer Tochter und ihrer Mutter, in dem die Tochter versucht, der Mutter ihre tiefe Verbundenheit mit ihrem Geliebten zu erklären.
Das lyrische Ich, das wohl eine Frau ist, spricht direkt zu ihrer Mutter, die anscheinend denkt, dass ihre Tochter und ihr Liebster nur auf der körperlichen Ebene miteinander verbunden sind („Es käm' uns gar nichts andres / Als Küssen in den Sinn“). In den folgenden Strophen widerlegt die Tochter jedoch diese Vorstellung. Sie betont, dass sie und ihr Liebster während ihrer gemeinsamen Zeit ernsthafte Gespräche führen und sich gegenseitig tiefgründige Gedanken und Gefühle offenbaren. Sie vergleichen ihre Seelen mit ihrem Gesichtsausdruck, was auf eine außergewöhnlich innige Verbindung zwischen den beiden hinweist. Im letzten Vers machen sie klar, dass absolute Transparenz zwischen ihnen wichtig ist, bevor sie ein Paar werden.
Das Gedicht besteht aus sechs Strophen, von denen jede vier Verse umfasst. Die Sprache des Gedichts fällt durch ihre einfache und direkte Art auf. Obwohl es einige metaphorische Elemente gibt (wie die Gleichsetzung der Seele mit Gesichtszügen), wirkt die Sprache insgesamt schlicht und leicht zugänglich. Dennoch vermittelt sie durchaus tiefsinnige Gedanken und Gefühle.
Zusammengefasst geht es in „Du meinst, o liebe Mutter“ um die tiefe seelische Verbundenheit zwischen zwei Liebenden, die über die rein körperliche Anziehung hinausgeht. Das Gedicht drückt die Notwendigkeit von gegenseitigem Verständnis und Offenheit in einer Beziehung aus und widerspricht damit möglichen stereotypen Ansichten über romantische Beziehungen. Es betont somit die spirituelle und intellektuelle Dimension der Liebe und scheint dafür zu plädieren, dass wahre Liebe von einer tiefen Kenntnis und Akzeptanz des Anderen ausgeht.
Weitere Informationen
Friedrich Rückert ist der Autor des Gedichtes „Du meinst, o liebe Mutter“. Im Jahr 1788 wurde Rückert in Schweinfurt geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1866 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 113 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Gedichte „Amaryllis“, „Blumen aufs Grab“ und „Des ganzen Menschen und des einzelnen Geschichte“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Rückert. Zum Autor des Gedichtes „Du meinst, o liebe Mutter“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 102 Gedichte vor.
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