Der Kaiser von China von Heinrich Heine

Mein Vater war ein trockner Taps,
Ein nüchterner Duckmäuser,
Ich aber trinke meinen Schnaps
Und bin ein großer Kaiser.
 
Das ist ein Zaubertrank! Ich hab’s
Entdeckt in meinem Gemüthe:
Sobald ich getrunken meinen Schnaps
Steht China ganz in Blüthe.
 
Das Reich der Mitte verwandelt sich dann
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In einen Blumenanger,
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Ich selber werde fast ein Mann
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Und meine Frau wird schwanger.
 
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All überall ist Ueberfluß
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Und es gesunden die Kranken;
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Mein Hofweltweiser Confusius
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Bekömmt die klarsten Gedanken.
 
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Der Pumpernickel des Soldats
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Wird Mandelkuchen – O Freude!
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Und alle Lumpen meines Staats
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Spazieren in Sammt und Seide.
 
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Die Mandarinenritterschaft,
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Die invaliden Köpfe,
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Gewinnen wieder Jugendkraft
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Und schütteln ihre Zöpfe.
 
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Die große Pagode, Symbol und Hort
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Des Glaubens, ist fertig geworden;
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Die letzten Juden taufen sich dort
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Und kriegen den Drachen-Orden.
 
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Es schwindet der Geist der Revolution
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Und es rufen die edelsten Mantschu:
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Wir wollen keine Constitution,
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Wir wollen den Stock, den Kantschu!
 
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Wohl haben die Schüler Eskulaps
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Das Trinken mir widerrathen,
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Ich aber trinke meinen Schnaps
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Zum Besten meiner Staaten.
 
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Und noch einen Schnaps, und noch einen Schnaps!
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Das schmeckt wie lauter Manna!
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Mein Volk ist glücklich, hat’s auch den Raps
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Und jubelt: Hoseanna!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Kaiser von China“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
193
Entstehungsjahr
1844
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Heinrich Heine, ein deutscher Dichter und Essayist des 19. Jahrhunderts, ist der Autor des Gedichts „Der Kaiser von China“, veröffentlicht 1856, kurz vor seinem Tod. Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht unterhaltsam und ironisch, es behandelt Themen wie die Macht der Einbildungskraft, die Rolle der Religion und des Alkoholkonsums in der Gesellschaft, sowie die Frage nach der Rolle von Autorität und Führung.

Das lyrische Ich im Gedicht ist nach eigenen Worten ein Kaiser, dessen Schnapstrinken eine transformative Wirkung auf seine Umgebung hat. Durch den Konsum des Alkohols entsteht eine idealisierte Welt, in der der Kaiser gesehen werden will. Diese Welt ist fruchtbar und prächtig und seine Untertanen sind glücklich und wohlhabend. Ungeachtet der Warnungen vor dem Alkoholkonsum beharrt der Kaiser auf seinem Trinkverhalten und rechtfertigt es mit den positiven Auswirkungen auf sein Reich.

Heinrich Heine benutzt eine einfache Sprache und einen volkstümlichen Reim, was den humorvollen und satirischen Ton des Gedichts betont. Jede Strophe besteht aus vier Zeilen mit einem aabb-Reimschema und einer Iambenmetrik, was zur leichtfüßigen, verspielten Stimmung des Gedichts beiträgt. Unter der scheinbaren Einfachheit der Verse liegen jedoch komplexe und tiefgründige Themen.

Die Irrealität der vom Alkoholkonsum beschriebenen Welt könnte eine Kritik an der Wirklichkeitsflucht und Illusionsbildung sein, die oft mit Alkoholismus assoziiert wird. Gleichzeitig könnte das Gedicht eine kritische Darstellung der Macht und Autorität darstellen, indem es aufzeigt, wie Führer oft selbst-induzierte Illusionen zur Realität erheben. Die wiederholte Erwähnung des Schnapses könnte auch als ironischer Kommentar zur damaligen sozialen Akzeptanz des Alkoholkonsums und dessen Rolle in der Gesellschaft gelesen werden. Als solches ist es ein typisches Beispiel für Heines geschickten Einsatz von Humor und Ironie, um Gesellschaftskritik zu üben.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Der Kaiser von China“. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1844 ist das Gedicht entstanden. In Hamburg ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 193 Wörter. Es baut sich aus 10 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“, „Almansor“ und „Als ich, auf der Reise, zufällig“. Zum Autor des Gedichtes „Der Kaiser von China“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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