Wie Sonne die Augen zugetan von Friedrich Rückert

Wie Sonne die Augen zugetan,
Der Mond ihr nachblickt mit Harme,
Fängt das Kindlein zu weinen an
Selbst auf der Mutter Arme.
 
Es hat in die Welt hinausgelacht,
So lange sie golden gefunkelt;
Den schönen Schimmer hat die Nacht,
Das Augenspielzeug, verdunkelt.
 
Einen Schauer fühlt die Natur,
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Die Blätter beben im Winde;
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Du, Mensch, bist ihm entwachsen nur,
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Doch fühlst du ihn nach im Kinde.
 
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Die Vöglein schließen die Augen zu,
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Den Graus der Nacht nicht zu sehen.
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Mutter! bringe dein Kind zur Ruh!
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Es kann nichts Bessers geschehen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Wie Sonne die Augen zugetan“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
89
Entstehungsjahr
1788 - 1866
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Wie Sonne die Augen zugetan“ stammt von Friedrich Rückert, einem bedeutenden deutschen Dichter und Orientalisten, der im 19. Jahrhundert lebte (geboren am 16. Mai 1788 und gestorben am 31. Januar 1866). Rückerts literarisches Schaffen fällt damit in die Epoche der Romantik.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von einer beruhigenden und zugleich melancholischen Stimmung geprägt. Im Einklang mit der Natur wird der Wechsel von Tag und Nacht beschrieben und auf das Verhalten des „Kindleins“ bezogen.

Das lyrische Ich erzählt im Gedicht von einem Kind, das weint, wenn die Sonne untergeht und der Mond erscheint. Es kann angenommen werden, dass das Kind die Dunkelheit fürchtet und traurig ist, wenn das „Augenspielzeug“, also die farbenfrohe und lebendige Welt des Tages, verdunkelt wird.

Das lyrische Ich stellt eine Verbindung zwischen dem Verhalten des Kindes und der Reaktion der Natur auf die Dunkelheit her - hier gibt es eine universelle Empfindung, das Unbehagen vor der Dunkelheit, das sowohl in der bebenden Natur als auch im weinenden Kind zum Ausdruck kommt.

Die Form des Gedichts ist klassisch: es besteht aus vier Strophen zu je vier Versen, wobei jede Strophe ein eigenes Thema behandelt. Die ersten beiden Strophen erzählen von der Reaktion des Kindes auf das Schwinden des Tageslichts, die dritte und vierte Strophe breiten die Erfahrung auf die allgemeine Natur und das menschliche Leben aus und geben schließlich einen Ratschlag an die Mutter des Kindes.

In sprachlicher Hinsicht ist das Gedicht sehr bildhaft und sinnlich. Die Worte sind einfach, aber bedeutungsvoll gewählt, um die Phänomene von Licht und Dunkelheit sowie die Reaktionen des Kindes und der Natur darauf zu veranschaulichen. Die Bilder von der „golden funkelnden“ Welt, vom „Schauer“ der Natur und von den „zuschließenden Augen“ der Vögel verleihen dem Gedicht einen starken visuellen und emotionalen Ausdruck.

Insgesamt kann gesagt werden, dass das Gedicht „Wie Sonne die Augen zugetan“ eine tiefgründige Reflexion über das menschliche Verhältnis zur Natur, zur Dunkelheit und zur Furcht vor dem Unbekannten darstellt. Es drückt die universalen Ängste und Sehnsüchte aus und fordert die Mutter auf, das Kind zur Ruhe zu bringen, um sein Leid zu lindern. Die Botschaft ist somit, dass Schlaf und Ruhe eine positive und notwendige Erfahrung sind, die zu jeder Lebensphase gehören.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wie Sonne die Augen zugetan“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Rückert. Geboren wurde Rückert im Jahr 1788 in Schweinfurt. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1866. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 89 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Der Dichter Friedrich Rückert ist auch der Autor für Gedichte wie „Vermeiden sollen sich, die nicht zusammenpassen“, „Schlaf ein, mein Herz“ und „Die Wahrheit ist im Wein“. Zum Autor des Gedichtes „Wie Sonne die Augen zugetan“ haben wir auf abi-pur.de weitere 102 Gedichte veröffentlicht.

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