Unterm Tor von Karl Stieler

Es glänzt die laue Mondennacht,
Die alte Giebel ragen!
Das Bündel ist zurecht gemacht,
Im Torweg steht der Wagen.
 
Und unterm Torweg standen zwei,
Kein dritter stand daneben,
Die sprachen noch von Lieb' und Treu,
Dann geht's hinaus – ins Leben!
 
Das letzte Röslein gab sie ihm
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Und gab ihm beide Hände
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Und küßt' ihn sacht, und wie er ging,
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Ging auch ihr Trost zu Ende.
 
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Die Mondnacht glänzt, der Hufschlag dröhnt,
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Von dannen rollt der Wagen –
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Ihr war, als hätt' er all ihr Glück
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Im Bündel fortgetragen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Unterm Tor“

Autor
Karl Stieler
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
89
Entstehungsjahr
1842 - 1885
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

„Unterm Tor“ ist ein Gedicht von Karl Stieler, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt zwischen 1842 und 1885, lebte.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und romantisch, da es eine Abschiedsszene in der Nacht unter einem Tor darstellt. Thematisch geht es um Trennung, Liebe und das Aufbrechen in ein neues Leben.

In einfacher Form lässt sich der Inhalt des Gedichtes so wiedergeben: In der ersten Strophe wird eine Szenerie in der Mondnacht beschrieben, bei der ein Wagen fertig gepackt unter einem Tor steht. In der zweiten Strophe treffen zwei Menschen unter dem Tor aufeinander, die zueinander Liebe und Treue bekunden, bevor einer von ihnen aufbricht ins Leben. Die dritte Strophe handelt von einem Abschied, bei dem sie ihm das letzte Röslein und einen Kuss gibt. Mit seinem Fortgehen endet auch ihr Trost. In der vierten und letzten Strophe entfernt sich der Wagen und mit ihm ihr Glück, welches symbolisch im Bündel verpackt ist.

Die Aussage, die das lyrische Ich vermitteln möchte, deutet auf einen Abschied und das Ende einer Liebe hin. Der Aufbruch in ein neues Leben bringt sowohl Aufregung, als auch Traurigkeit mit sich.

Das Gedicht besteht aus vier vierzeiligen Strophen mit wechselndem Reim (Kreuzreim). Inhaltlich sind die Strophen eher linear angeordnet und beschreiben aufbauend die Ereignisse der Nacht. Die Sprache ist eher einfach und klar, was hilft, die emotionalen Dimensionen der Geschichte zu verstehen. Der stilistische Ausdruck ist romantisch und bildlich, was durch Metaphern wie das Bündel, das das Glück symbolisiert, und das Röslein als Symbol der Liebe und Schönheit, deutlich wird. Auch der Mond und die Nacht als Zeichen für Mystik und Veränderung finden eine Verwendung. Der Hufschlag und das Rauschen des Wagens intensivieren die Atmosphäre des Abschieds und der Bewegung in die Zukunft.

Alles in allem erzählt Karl Stieler auf einfühlsame Weise die Geschichte eines Abschieds, der mit Schmerz und Hoffnung gleichermaßen verbunden ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Unterm Tor“ des Autors Karl Stieler. Geboren wurde Stieler im Jahr 1842 in München. Zwischen den Jahren 1858 und 1885 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus oder Naturalismus zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 89 Worte. Der Dichter Karl Stieler ist auch der Autor für Gedichte wie „Im Felsenkirchlein“, „Wandergruß“ und „Mittagsglut“. Zum Autor des Gedichtes „Unterm Tor“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 10 Gedichte vor.

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