Neujahrsnacht von Karl Stieler

Neujahrsnacht war's. Das alte Weh
Stieg auf in dieser Nacht der Weihe,
Die Sterne blitzen übem Schnee,
Mich aber trieb's hinaus ins Freie.
 
Und durch die Gassen schritt ich sacht
Und suchte deines Hauses Schwelle,
Wie der geächtete bei Nacht
Die Heimat sucht, die teure Stelle.
 
So manche nahen morgen dir
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Und bringen lachend Glück und Segen,
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O laß mich nachts vor deiner Tür
12 
Die Grüße des Verbannten legen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Neujahrsnacht“

Autor
Karl Stieler
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
69
Entstehungsjahr
1842 - 1885
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Neujahrsnacht“ wurde von dem deutschen Dichter Karl Stieler geschrieben, der von 1842 bis 1885 lebte. Das Gedicht kann somit zeitlich in die Epoche des Realismus eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht melancholisch und sehnsüchtig. Das lyrische Ich beschreibt seine Empfindungen und Handlungen in der Neujahrsnacht und lässt dabei tief in sein innerstes Seelenleben blicken.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um ein lyrisches Ich, das offenbar in der Neujahrsnacht von altbekannten Schmerzen („altes Weh“) heimgesucht wird und daraufhin hinaus in die Kälte gezogen wird. Es scheint, als würde das lyrische Ich einer verlorenen Liebe nachtrauern und sucht in der Nacht das Haus dieser Person auf. Dabei vergleicht sich das lyrische Ich mit einer geächteten Person, die nachts ihre Heimat sucht. In der letzten Strophe wird dann der Wunsch ausgedrückt, vor der Tür der geliebten Person seine Wünsche als eine Art Verbannter niederzulegen, während andere Personen ihr offenbar Glück und Segen zuteilwerden lassen.

Formal besteht das Gedicht aus drei vierzeiligen Strophen. Das Reimschema ist durchgehend aabb, was dem Gedicht einen klaren Rhythmus verleiht und den melancholischen Inhalt unterstreicht. Die Sprache des Gedichts ist klar und anschaulich, aber durchzogen von einer tiefen Melancholie und Sehnsucht. Metaphern wie „Das alte Weh“ oder „Die Grüße des Verbannten“ verdeutlichen die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs.

Insgesamt ist „Neujahrsnacht“ ein eindrückliches Gedicht voller Sehnsucht und Melancholie, das exemplarisch für die lyrische Ausdruckskraft Stielers steht. Es verbindet visuelle und emotionale Eindrücke zu einem intensiven poetischen Erlebnis.

Weitere Informationen

Karl Stieler ist der Autor des Gedichtes „Neujahrsnacht“. Geboren wurde Stieler im Jahr 1842 in München. Das Gedicht ist in der Zeit von 1858 bis 1885 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus oder Naturalismus zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 69 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere Werke des Dichters Karl Stieler sind „Im Morgengrauen“, „Unterm Tor“ und „Am Heimweg!“. Zum Autor des Gedichtes „Neujahrsnacht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 10 Gedichte veröffentlicht.

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