Und wird mein Leben früh zunichte von Karl Stieler

Und wird mein Leben früh zunichte,
Ich trag' es, wie es Gott gefällt;
Ach nur vom gold'nen Sonnenlichte
Scheid' ich so schwer, nicht von der Welt.
 
Doch manchmal träumt mir's, scheu und leise,
Als blieb' ich doch im Sonnenstrahl:
Es singt der Wandrer meine Weise,
Wenn er vom Hochland zieht zu Tal.
 
Und Minneglanz im Angesichte
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Spricht noch mein Wort die Bergmaid nach,
11 
So leb' ich doch im Sonnenlichte!
12 
Und längst entschlafen bin ich wach.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Und wird mein Leben früh zunichte“

Autor
Karl Stieler
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
1842 - 1885
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Und wird mein Leben früh zunichte“ wurde von Karl Stieler verfasst, einem deutschen Schriftsteller, der von 1842 bis 1885 lebte, und daher zeitlich der Epoche des Realismus zuzuordnen ist. Der erste Eindruck vermittelt ein Gefühl der Melancholie, vermengt mit einer Prise Optimismus und Sehnsucht nach bleibendem Einfluss.

Das lyrische Ich adressiert die mögliche Unausweichlichkeit eines frühen Todes und die Notwendigkeit, dies zu akzeptieren „wie es Gott gefällt“. Doch seine eigentliche Sorge ist nicht der Tod selbst, sondern die Trennung vom „gold'nen Sonnenlicht“, was metaphorisch für das Leben, eventuell auch für kreativen Ausdruck und Inspiration stehen könnte.

In der zweiten Strophe träumt das lyrische Ich von einer Fortdauer seines Einflusses, als würde sein Lied vom „Wandrer“ weitergetragen und er bliebe so im „Sonnenstrahl“, also lebendig durch seine Kunst. Die dritte Strophe baut auf dieser Idee auf: Auch wenn das lyrische Ich physisch sterben mag, wird es durch seine Worte, die „die Bergmaid nachspricht“, weiterleben. Das Gedicht endet mit der paradoxen Idee, dass das lyrische Ich trotz des physischen Todes „wach“ ist.

Durch die Struktur in drei vierzeiligen Strophen und den nahezu durchgängigen Kreuzreim wird ein rhythmisches und melodisches Muster geschaffen, das dem ernsten Thema eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Stielers Sprache ist klar und unverschnörkelt, was ebenfalls typisch für die Periode des Realismus ist. Sie weist aber auch romantische Züge auf, wie die metaphorische Verwendung von Naturbildern wie der Sonne und dem Hochland und das Motiv der Bergmaid.

Stieler thematisiert hier also die Vergänglichkeit des Lebens, die Angst vor der Endlichkeit und dem Vergessen werden sowie die Sehnsucht nach bleibendem Einfluss. Darunter liegt die tiefe Beziehung zur Natur und zur Schöpfung. Dabei verwendet er eine eindringliche, aber gleichzeitig schlichte und klare Sprache, die den Leser emotional anspricht und zum Nachdenken anregt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Und wird mein Leben früh zunichte“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Karl Stieler. 1842 wurde Stieler in München geboren. Im Zeitraum zwischen 1858 und 1885 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus oder Naturalismus zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 75 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Karl Stieler sind „Dämmerzeit!“, „Im Felsenkirchlein“ und „Wandergruß“. Zum Autor des Gedichtes „Und wird mein Leben früh zunichte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 10 Gedichte veröffentlicht.

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