Im Lande der Torheit von Otto Erich Hartleben
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Im Lande der Torheit küßt' ich die Hände der schönen Fraun, |
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Sie waren schmeichelnd und weiß, mit blitzenden Ringen geschmückt. |
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Ich lachte wohl auch beim lieblich klingenden, lockenden Wort, |
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Und eitel genoß ich des eignen spielenden Übermuts. |
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Doch immer wieder irrte mein Blick ins Leere ab: |
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Ich sah und fühlte die Hände meiner lieben Frau, |
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Die weich und still in ruhender Güte sich nach mir |
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Hersehnen aus der Ferne - deine Hände, die |
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Allein die Wirrnis dumpfen Wollens je gebannt |
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Und ich gedachte jener Stunde, da mir einst |
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Im Tode diese Hände stummen Trost verleihn. |
Details zum Gedicht „Im Lande der Torheit“
Otto Erich Hartleben
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11
95
1864 - 1905
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Im Lande der Torheit“ wurde von Otto Erich Hartleben verfasst, einem deutschsprachigen Schriftsteller und Übersetzer, der von 1864 bis 1905 lebte. Hartleben war Teil des literarischen Verismus, einer Strömung, die sich vom Realismus herleitete und besonders in den 1880er und 1890er Jahren ihre Blütezeit hatte.
Der erste Eindruck des Gedichts lässt uns einen Mann erkennen, der sowohl der Vergangenheit als auch seinen Emotionen nachsinnt. Ein Gefühl der Nostalgie, der Reue und Sehnsucht durchziehen das Gedicht und bringen einen melancholischen und reflektierenden Ausdruck hervor.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich seine Erfahrungen „im Lande der Torheit“, wo er die Gesellschaft schöner Frauen genießt und sich in seinem Übermut ergeht. Aber trotz dieser frivolen Vergnügungen fühlt er eine Leere und Sehnsucht nach der Zärtlichkeit und Aufrichtigkeit seiner Frau, deren Hände er in Erinnerung behält, selbst wenn sie nur in der Ferne sind. Der Ausdruck „Im Tode diese Hände stummen Trost verleihn“ suggeriert, dass die Frau des lyrischen Ichs verstorben ist und dass ihre Erinnerung ihm in Zeiten der Trauer und der inneren Unruhe Trost spendet.
Die Form des Gedichts ist freirhythmisch und hat keine einheitliche Versform, indem sie regelmäßig erscheinende Reime und Metren vermeidet. Die Sprache des Gedichts ist einfühlsam und bildreich mit emotionalen Ausdrücken und Metaphern, die auf die inneren Gefühle und Gedanken des lyrischen Ichs hinweisen. Die Wortwahl vermittelt eine innige Hingabe an die Liebe und der aufrichtigen Zuneigung, die das lyrische Ich für seine Frau hat, selbst nach ihrem Tod.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hartlebens Gedicht „Im Land der Torheit“ die melancholischen und sehnenden Gefühle des lyrischen Ichs einfängt, während es die Oberflächlichkeit und Frivolität im „Lande der Torheit“ mit der aufrichtigen, tiefen Liebe und Zuneigung seiner Frau gegenüberstellt. Dabei nutzt er die bildreiche Sprache und emotionale Tiefe der veristischen Literatur. In diesem Kontext könnte das „Land der Torheit“ als Metapher für die Oberfläche und Vergänglichkeit des gesellschaftlichen Lebens stehen, während die Erinnerung an die Frau und ihr liebende Güte bleiben und Trost spenden.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Im Lande der Torheit“ ist Otto Erich Hartleben. Im Jahr 1864 wurde Hartleben in Clausthal (Clausthal-Zellerfeld) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1880 bis 1905 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 11 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 95 Worte. Otto Erich Hartleben ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Abenteurer“, „Denkst du daran“ und „Gesang des Lebens“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Lande der Torheit“ weitere 22 Gedichte vor.
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Zum Autor Otto Erich Hartleben sind auf abi-pur.de 22 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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