Kinderköpfchen von Otto Erich Hartleben

In scheuer Lust - doch nimmermehr verschämt
Hobst du die runden, weißen Arme auf
Und dehntest sie empor und suchtest blinzelnd
Dein Bild im Spiegel ...
 
Ich aber stand entfesselt hinter dir
Und sah in deinen vollen, blanken Schultern
Die beiden Grübchen ...
 
Da beugt ich mich auf diesen Nacken nieder
Zum Kuß ...
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Es ward mir klar, wie du den Göttern still
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Vertraut - gar innig wohl befreundet bist.
 
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Wenn sie dir nahen, tupfen sie dir leise
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Mit leichtem Finger auf dies schwellende Rund
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Und also lieblich, Menschensinn verwirrend,
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Blieb ihres Grußes Spur in deinem Fleisch.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Kinderköpfchen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
1864 - 1905
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Kinderköpfchen“ stammt von Otto Erich Hartleben, einem Schriftsteller und Übersetzer, der im Zeitraum der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte und arbeitete. Er gilt als Vertreter des Naturalismus, der in seiner Dichtung die Wahrnehmung der Wirklichkeit betont.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sehr intim und persönlich. Es scheint die Beobachtung einer nahestehenden Person durch das lyrische Ich zu beschreiben, eventuell einer geliebten Frau oder eines kleinen Kindes. Die Szenerie strahlt unausgesprochene Zärtlichkeit und Wertschätzung aus.

Der Inhalt des Gedichts beschreibt das Erheben und Strecken von Armen, die sich in einem Spiegelbild reflektieren. Das lyrische Ich beobachtet dabei die Person und bemerkt auf ihrer Haut zwei Grübchen. Es scheint eine tiefe Verbundenheit und Zuneigung dem Beobachteten gegenüber zu fühlen, was durch die Beschreibung eines Kusses und die Annahme einer besonderen Verbindung zwischen der beobachteten Person und den Göttern unterstrichen wird. Es handelt sich also um eine sehr innige und zärtliche Betrachtung.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen, die sich in ihrer Versanzahl unterscheiden. Die erste und dritte Strophe besteht aus vier Versen, die zweite aus drei und die vierte Strophe wiederum aus vier Versen. Die Ungleichmäßigkeit könnte die Intimität und Natürlichkeit der Situation unterstreichen. Es gibt keinen Reim, was dem Gedicht einen prosaischen Charakter verleiht und die Wahrhaftigkeit der dargestellten Szene betont.

Die Sprache des Gedichts ist recht bildhaft und sinnlich, mit einer besonderen Betonung auf Taktileindrücke („weiße Arme“, „Grübchen“, „schwellende Rund“). Ein durchgängiges Motiv ist der Spiegel und die Reflektion, die eine besondere Verbundenheit und Intimität zwischen dem lyrischen Ich und der beobachteten Person darstellen könnten. Der Verweis auf die „Götter“ könnte auf eine idealisierte oder verehrte Wahrnehmung der beobachteten Person hinweisen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Kinderköpfchen“ des Autors Otto Erich Hartleben. 1864 wurde Hartleben in Clausthal (Clausthal-Zellerfeld) geboren. Zwischen den Jahren 1880 und 1905 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 94 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Otto Erich Hartleben ist auch der Autor für Gedichte wie „Im Lande der Torheit“, „Gesang des Lebens“ und „Liebesode“. Zum Autor des Gedichtes „Kinderköpfchen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 22 Gedichte vor.

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