Elegie von Otto Erich Hartleben

Du meines Blutes Unruh', heimliche Liebste du,
Die du verstohlen nur die dunklen Blicke schenkst,
O laß aus deinen schweren Flechten braune Nacht
Um meine Sinne strömen - laß Vergessenheit
Sich breiten über niegestillte Lust und Qual.
Ich seh' uns wandeln unterm kahlen Winterwald,
Ins Morgenrot, durch streifende Lüfte ging der Weg.
Wir Frohen schritten Hand in Hand und beteten stumm
Und glaubten an den Frühling, als der Schnee noch lag ...
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Du sollst nicht weinen - gib mir deine liebe Hand!
 
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Der Frühling kam, uns beide fand er nicht vereint;
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In Sommernächten duftete süß der Lindenbaum
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Wir aber durften nicht in Liebe beisammen sein.
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Nun ward es wieder Winter und es starrt der Schnee.
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Doch still aus Schmerzen sprießt uns wohl ein spätes Glück,
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Das leise webt und langsam um uns beide her.
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Laß uns umhüllt von deinen braunen Haaren sein,
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Du meines Blutes Unruh', heimliche Liebste du.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.3 KB)

Details zum Gedicht „Elegie“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
148
Entstehungsjahr
1864 - 1905
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Elegie“ wurde von Otto Erich Hartleben verfasst, einem deutschen Dichter und Dramaturgen, der von 1864 bis 1905 lebte. Er zählt zur Strömung des Naturalismus in der deutschen Literatur.

Auf den ersten Blick fällt der traurige, aber auch hoffnungsvolle Ton des Gedichts auf, welcher sich durch die Thematik der unerfüllten, heimlichen Liebe und den Wechsel der Jahreszeiten zieht.

Inhaltlich erzählt das lyrische Ich von seiner geheimen Liebe zu einer Frau. Sie teilen intime Momente, wie das gemeinsame Wandern durch den Winterwald, doch sind sie außerstande, ihre Liebe öffentlich zu leben. Auch der Frühling, Symbol für Neubeginn und Liebe, findet sie nicht vereint. Sie leben ihre Liebe im Verborgenen, die Frau bleibt die „heimliche Liebste“. Sie werden durch Äußerlichkeiten, möglicherweise gesellschaftliche Konventionen, auseinandergehalten, was die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach seiner Liebsten nur verstärkt. Trotz des Schmerzes hegt das lyrische Ich jedoch die Hoffnung auf ein „spätes Glück“.

Die Form des Gedichts ist in zwei Strophen, eine mit zehn und eine mit acht Versen, unterteilt. Sprachlich fällt auf, dass das poetische Ich die verborgene Geliebte direkt anspricht („Du meines Blutes Unruh', heimliche Liebste du“), womit eine direkte Verbindung und Nähe geschaffen wird. Trotz des elegischen Tonfalls und des Themas der unerfüllten Liebe, finden sich ebenso hoffnungsvolle Aussagen, die auf eine mögliche positive Veränderung in der Zukunft hinweisen.

Hartleben verwendet zudem viele Naturmetaphern („Winterwald“, „Morgenrot“, „Frühling“), die den Wandel der Jahreszeiten und damit den zeitlichen Verlauf der heimlichen Liebe symbolisieren. Seine Sprache ist eher schlicht und verzichtet auf überflüssige Ausschmückungen, was gut zum Thema des Gedichts, der unerfüllten, schmerzhaften, aber auch hoffnungsvollen Liebe, passt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Elegie“ ist Otto Erich Hartleben. Geboren wurde Hartleben im Jahr 1864 in Clausthal (Clausthal-Zellerfeld). Das Gedicht ist in der Zeit von 1880 bis 1905 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 148 Worte. Otto Erich Hartleben ist auch der Autor für Gedichte wie „Im Lande der Torheit“, „Gesang des Lebens“ und „Liebesode“. Zum Autor des Gedichtes „Elegie“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 22 Gedichte vor.

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