Porträt eines spanischen Infanten von Diego Velasquez von Richard von Schaukal

Mit blutgemiedener langer schmaler Hand,
Feinen Fingern, die den Duft der weißen Rosen fühlen,
Manchmal mager und müd in warmen Damenhaaren wühlen,
Halt' ich einen zierlich-kalten Degenkorb umspannt.
Meine Blicke gleiten kraftlos von der glatten silbergrauen Wand,
Von rieselnden leisen Gebeten sind meine Lippen schlaff und bleich,
Ein scharfer Dolchschnitt ist mein verachtender Mund,
Ich streichle manchmal einen hohen schlanken Hund.
Manchmal bin ich mit häßlichen Zwergen weich:
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Ich beschenke sie reich
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Und peitsche sie wieder wund.
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Mit dichten Schleiern schütz' ich mich vor dem Morgenrot:
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Die Sonne hat Pfeile. Pfeile wirken Tod.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Porträt eines spanischen Infanten von Diego Velasquez“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1874 - 1942
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Porträt eines spanischen Infanten von Diego Velasquez“ stammt von Richard von Schaukal, einem österreichischen Dichter und Schriftsteller der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Sein Schaffen lässt sich der Epoche des Symbolismus und der Moderne zuordnen, die Stimmung des Gedichts passt in diesen Kontext.

Der erste Eindruck des Gedichts suggeriert eine melancholische, distanzierte Atmosphäre. Das lyrische Ich erscheint als leidender, fast morbider Adeliger, der zwischen Verachtung und luxuriösem Überfluss hin- und hergerissen ist.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich ein adliges Kind zu sein, ein junger Infante, der aufgrund seines Standes in einer Welt des Überflusses und der Distanziertheit lebt. Mächtig, aber passiv und blass, ist er umgeben von Pracht, die er selbst als unnatürlich und fremd wahrnimmt. Sein Leben fließt an ihm vorbei, ohne dass er selbst aktiv daran teilhat. Die Interaktion mit den „hässlichen Zwergen“ und den Geschenken, die er ihnen gibt und dann die Peitschenschläge, die er ihnen zufügt, können als Hinweis auf seine gesellschaftliche Stellung und die Grausamkeiten, die mit ihr einhergehen, gedeutet werden.

Das Gedicht ist geformt in 13 freien Versen, ein charakteristisches Kennzeichen von Schaukals Werk und typisch für die Epoche der Moderne. Die Sprache ist detailverliebt und voller kontrastierender Bilder, die eine Atmosphäre der Dekadenz und Lethargie vermitteln. Die Sprache ist sowohl sinnlich als auch düster, was in der Symbolik zum Ausdruck kommt: Schönheit steht neben Hässlichkeit, Luxus neben Verfall.

Insgesamt zeigt das Gedicht eine pessimistische, ja fast nihilistische Sicht auf den Adel und die damit einhergehende Pracht. Sie wird als schön, aber leer und schließlich sogar grausam dargestellt - ein Abbild der gesellschaftlichen Zustände und der Perspektive des Autors auf den Adel seiner Zeit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Porträt eines spanischen Infanten von Diego Velasquez“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard von Schaukal. Schaukal wurde im Jahr 1874 in Brünn geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1890 und 1942. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 13 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 93 Worte. Richard von Schaukal ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Lied von der Zeit“, „Spät“ und „Der Araber“. Zum Autor des Gedichtes „Porträt eines spanischen Infanten von Diego Velasquez“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 34 Gedichte vor.

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