An die Wanderer von Richard von Schaukal

O schließt nicht alle Tore vor mir zu,
Laßt mir noch eines, in das Licht zu fliehen!
Ich seh' die wilden Schwäne weiter ziehen:
Noch bin ich nicht gebrochen durch die Ruh.
 
Geht nicht von hinnen mit den Wanderstäben,
Geht grausam nicht vorbei an meinem Flehn!
Ich komm' zurück ins rote heiße Leben.
Laßt mir noch eins der Tore offen stehn!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An die Wanderer“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
61
Entstehungsjahr
1874 - 1942
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An die Wanderer“ stammt von dem österreichischen Schriftsteller Richard von Schaukal, der von 1874 bis 1942 lebte. Es handelt sich also um ein spätes Werk, das stilistisch der literarischen Epoche der Moderne zuzuordnen ist, welche von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs andauerte.

Der erste Eindruck beim Lesen des Gedichts wirkt melancholisch und entschlussstark zugleich. Das lyrische Ich wirkt wie jemand, der sich trotz Schwierigkeiten nicht geschlagen gibt und beharrlich den Weg des Lebens weitergehen möchte.

Inhaltlich richtet das lyrische Ich einen Appell an eine nicht näher definierte Gruppe von „Wanderern“. Es bittet darum, dass ihm nicht alle Türen vor der Nase zugeschlagen werden, sondern dass mindestens eine Möglichkeit zum „Licht fliehen“ offenbleibt. Es bezieht sich auf die „wilden Schwäne“, die in ihrer Freiheit „weiter ziehen“, und erklärt, dass es durch Stillstand noch nicht gebrochen worden sei. In der zweiten Strophe bittet es diese Wanderer, nicht zu gehen und sein Flehen nicht zu ignorieren. Stattdessen plant es, zurückzukehren in das „rote heiße Leben“ und bittet, dass mindestens ein „Tor“ für ihn offen bleibt.

Das lyrische Ich scheint in einer Art Notlage oder Zwickmühle zu stecken und wünscht sich eine Chance, dieser zu entkommen. Die Bitte, nicht durch geschlossene Türen oder Tore eingeschränkt zu werden und weiterziehen zu können, verdeutlicht das Streben nach Freiheit und Selbstbestimmung trotz Widrigkeiten.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist eher schlicht und klar und verzichtet auf komplexe Metaphern oder sprachliche Spielereien. Die kraftvolle und fast schon verzweifelte Ansprache der „Wanderer“ unterstreicht das dringende Begehren des lyrischen Ichs. Das Bild der „wilden Schwäne“, die ihren Weg ungehindert fortsetzen können, steht symbolisch für das Streben nach Freiheit und Entschlossenheit. Es sind diese gewählten Bilder und Wendungen, die einen starken Ausdruck der Sehnsucht, des Durchhaltewillens und der Entschlossenheit vermitteln.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An die Wanderer“ ist Richard von Schaukal. Im Jahr 1874 wurde Schaukal in Brünn geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1890 und 1942. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 61 Worte. Der Dichter Richard von Schaukal ist auch der Autor für Gedichte wie „Herodias“, „Notre-Dame“ und „Tod und Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „An die Wanderer“ haben wir auf abi-pur.de weitere 34 Gedichte veröffentlicht.

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