Raub von Richard von Schaukal
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An seinen schwarzen, flatternden Flechten |
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Hab' ich das Glück aufs Roß mir gerissen. |
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Die Dirne wehrt sich mit wütenden Bissen, |
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Ich aber muß und werden sie knechten. |
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Rot ist ihr Mund, die Zähne blitzen; |
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Ich will ihn küssen. Sie soll mich lieben. |
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Dann reiten wir, daß die Funken stieben: |
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Ein Sieger will ich im Sattel sitzen. |
Details zum Gedicht „Raub“
Richard von Schaukal
2
8
56
1874 - 1942
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Raub“ stammt von Richard von Schaukal, einem österreichischen Schriftsteller und Dichter der literarischen Strömung des Symbolismus und des Impressionismus, die Beiden um das Ende des 19. bis ins 20. Jahrhundert hinein lebendig waren.
Eine erste Betrachtung des Gedichts vermittelt einen Eindruck von Leidenschaft, Begehren und Dominanz. Der Titel „Raub“ deutet auf den Prozess des Nehmens, sogar des gewaltsamen Entwendens hin. Das Gedicht scheint von der Eroberung, vielleicht einer Frau, und der erzwungenen Liebe zu handeln.
Im ersten Vers greift das lyrische Ich mit der Anspielung auf „Flatternde Flechten“ eine mythologische Motivik auf, was möglicherweise auf die Darstellung eines Helden oder eines Kriegers hindeutet. Danach geht es um eine erzwungene Unterwerfung, symbolisiert durch das Bild eines zähmenden Reiters und eines renitenten Pferdes. Es wird klar, dass das Glück, das der Sprecher für sich beansprucht, etwas ist, das erst errungen werden muss, etwas, auf das er kein einfaches Recht hat.
Die zweite Strophe stellt das Objekt der Begierde des lyrischen Ich genauer dar. Es wird ein Bild einer Frau entworfen, deren wehrt sich zunächst, doch der Sprecher ist entschlossen, sie für sich zu gewinnen. Die „blitzenden Zähne“ können als Symbole für ihre Widerstandsfähigkeit und ihren Unmut gesehen werden. Das Bild „Ein Sieger will ich im Sattel sitzen“ unterstreicht die Eroberungszüge, die der Sprecher anstrebt.
Analytisch betrachtet, besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit jeweils vier Versen, in denen das Reimschema abab verwendet wird. Es verwendet eine Metapher, in der Liebe und Begehren mit einem 'Raub' oder 'Reiten' gleichgesetzt werden. Die Metaphorik schwingt dabei reiterkriegerisch und heldenhaft. Die direkte, bildhafte Sprache kombiniert mit der einfachen Struktur verleiht dem Gedicht einen prosaischen Fluss. Es bleibt offen, ob die dargestellte Beziehung auf Gegenseitigkeit beruht oder von einseitiger Begehren geprägt ist.
Fazit: „Raub“ von Richard von Schaukal ist ein feuriges, dynamisches Gedicht, das den Neigungen zum Kampf, zur Dominanz und zum Erobern gewidmet ist, doch ebenso die Widerspenstigkeit und Widerstandsfähigkeit des 'Eroberten' zeigt. Das lyrische Ich strebt einen Sieg an, der jedoch umstritten und nicht selbstverständlich gewonnen ist.
Weitere Informationen
Richard von Schaukal ist der Autor des Gedichtes „Raub“. 1874 wurde Schaukal in Brünn geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1890 und 1942. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 56 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 8 Versen. Weitere Werke des Dichters Richard von Schaukal sind „Notre-Dame“, „Tod und Liebe“ und „Der Bravo“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Raub“ weitere 34 Gedichte vor.
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Zum Autor Richard von Schaukal sind auf abi-pur.de 34 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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