Hoddis, Jakob van - Morgens (Gedichtinterpretation)

Schlagwörter:
Jakob van Hoddis, Gedichtinterpretation, Gedichtanalyse, Inhalt, Aussage, Referat, Hausaufgabe, Hoddis, Jakob van - Morgens (Gedichtinterpretation)
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Referat

Gedichtinterpretation von „Morgens“ von Jakob van Hoddis

Morgens
von Jakob van Hoddis

Ein starker Wind sprang empor.
Öffnet des eisernen Himmels blutende Tore.
Schlägt an die Türme.
Hellklingend laut geschmeidig über die eherne Ebene der Stadt.
Die Morgensonne rußig. Auf Dämmen donnern Züge.
Durch Wolken pflügen goldne Engelpflüge.
Starker Wind über der bleichen Stadt.
Dampfer und Kräne erwachen am schmutzig fließenden Strom.
Verdrossen klopfen die Glocken am verwitterten Dom.
10 
Viele Weiber siehst du und Mädchen zur Arbeit gehn.
11 
Im bleichen Licht. Wild von der Nacht. Ihre Röcke wehn.
12 
Glieder zur Liebe geschaffen.
13 
Hin zur Maschine und mürrischem Mühn.
14 
Sieh in das zärtliche Licht.
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In der Bäume zärtliches Grün.
16 
Horch! Die Spatzen schrein.
17 
Und draußen auf wilderen Feldern
18 
singen Lerchen.

(„Morgens“ von Jakob van Hoddis ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.7 KB) zur Unterstützung an.)

„Morgens“ von Jakob van Hoddis, ein Lied aus dem Jahr 1914, besteht aus einer einzelnen Strophe mit 18 Versen. Die Länge der Verse variiert stark, und es gibt kein klares Reimschema. Das Gedicht enthält sowohl Kreuzreime als auch Paarreime. Mit Ausnahme des letzten Verses endet jeder mit einem Punkt, und alle beginnen mit einem Großbuchstaben. Hoddis schrieb „Morgens“ zu Beginn des 1. Weltkriegs.

Thema und Inhalt

Das Thema des Gedichts ist die Situation in einer deutschen Industriestadt während des Krieges. Der Dichter erzählt von einer Morgenszene, in der ein starker Wind weht und schwache Sonnenstrahlen durch die Wolken dringen. Der Tagesbeginn wird durch eine Metapher veranschaulicht: „Ein starker Wind“. Die Menschen werden aus der Nacht herausgerissen. Die Stadt erwacht, während die Industrie bereits aktiv ist: „Auf Dämmen donnern Züge.“

Symbolik und Hoffnung

Die Sonne, die durch den bewölkten Himmel dringt, wird beschrieben als „Die Morgensonne rußig... Durch Wolken pflügen goldne Engelflüge.“ Diese Ellipse könnte auf einen schönen Tag hindeuten, der jedoch durch den Krieg und die auf die Frauen wartende Arbeit getrübt wird. „Verdrossen klopfen die Glocken am verwitterten Dom. Viele Weiber siehst du und Mädchen zur Arbeit gehen.

Rolle der Frauen und emotionale Eindrücke

Die Abwesenheit der Männer, die als Soldaten im Krieg sind, zeigt sich deutlich. Frauen übernehmen die Rolle, das Geld zu verdienen. Trotz der dramatischen Umstände gibt es keine negative Atmosphäre, vielleicht weil Deutschland zu Beginn des Krieges noch optimistisch war. „Hin zur Maschine und mürrischem Mühn.“ Die Frauen kämpfen mit wenig Schlaf, da sie sich um Kinder und Arbeit kümmern.

Natürliche Symbolik und persönlicher Eindruck

Das zärtliche Licht kann als Symbol für Hoffnung gedeutet werden. Der Eindruck von Harmonie entsteht durch die Beschreibung der blühenden Natur: „Sieh in das zärtliche Grün“. Diese Personifikation spiegelt den Lebenszyklus wider. Die Felder bleiben jedoch unbearbeitet, was den Verlust der Männer widerspiegelt: „Und draußen auf wilderen Feldern.“

Das Gedicht zeichnet sich durch eine fehlende Unterteilung in Strophen aus, wodurch es zusammenhängend wirkt. Negative Aspekte des Lebens zu Kriegszeiten werden durch die Hoffnung der Frauen und der Natur überstrahlt. Allerdings sind die Umschreibungen manchmal zu kompliziert für einfache Dinge, was das Verständnis erschwert, aber auch zum Nachdenken anregt.

Bemerkenswert ist, dass Hoddis trotz des Krieges die Hoffnung nicht verliert, im Gegensatz zu Georg Heyms Gedicht „Berlin“, das in derselben Zeit verfasst wurde. Heym sieht keine rosige Zukunft in einer deutschen Industriestadt und konzentriert sich nur auf negative Aspekte. Man sollte nicht den Blick für die guten Seiten einer Situation verlieren.

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