Hoddis, Jakob von - Weltende (Gedichtinterpretation)

Schlagwörter:
Jakob von Hoddis, Gedichtanalyse, Expressionismus, Deutungshypothese, Referat, Hausaufgabe, Hoddis, Jakob von - Weltende (Gedichtinterpretation)
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Referat

„Weltende“ von Jakob van Hoddis (Gedichtanalyse)

Weltende
von Jakob van Hoddis

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei,
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
und an den Küsten - liest man - steigt die Flut
 
Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

(„Weltende“ von Jakob van Hoddis ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (23.2 KB) zur Unterstützung an.)

Das Gedicht „Weltende“ von Jakob van Hoddis erschien 1911 in der Zeit des Frühexpressionismus. Der Titel „Weltende“ diente schon sechs Jahre zuvor einem Gedicht von Else Lasker-Schüler. Im Gegensatz zu diesem Gedicht konnte das von Jakob van Hoddis verfasste Gedicht in der Literatur eine viel weiterreichende Bedeutung erlangen. Das Gedicht handelt von einer Katastrophe zur Zeit des Expressionismus. Dabei möchte Jakob van Hoddis mit seinem Gedicht ausdrücken, wie hoffnungslos, die Zeit des Expressionismus ist, sodass nur ein apokalyptisches Weltende diesem Elend ein Ende setzen kann.

Jakob van Hoddis wurde am 16. Mai 1887 in Berlin geboren, er verstarb im Jahr 1942 in Sobibór. Hoddis war ein deutscher Dichter des literarischen Expressionismus. Besonders bekannt wurde er für sein Gedicht „Weltende“.

Das Gedicht ist in zwei Strophen mit jeweils vier Versen eingeteilt. Die erste Strophe enthält einen umarmenden Reim (abba) und die zweite Strophe einen Kreuzreim (cdcd). Die einzelnen Verse sind fünfhebige Jamben. In der ersten Strophe enden die Verse auf einer männlichen Kadenz und in der zweiten auf einer weiblichen Kadenz. Das vorherrschende Tempus ist das Präsens. Beim Betrachten des Inhalts stellt man fest, dass die miteinander verbundenen Aussagen weniger oder gar nichts mit einer zu tun haben. Im ersten Vers handelt es sich um eine Gesellschaftsschicht, die einen Hut trägt, der wegfliegt. Im zweiten Vers werden die Lüfte mit Geschrei verglichen, sodass die Straßen von Menschen bevölkert ist, die versuchen sich vor der angehenden Katastrophe in Sicherheit zu bringen.

In Vers drei werden die herabstürzenden Dachdecker beschrieben, die von niemanden anscheinend zur Kenntnis genommen wurde. Dabei bleibt die Erzählhaltung sehr kühl und wertfrei, also macht das Gedicht deutlich, dass ein solcher Sturz nichts Ungewöhnliches wäre. Die Aussage „Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut“ veranschaulicht, dass es sich um einen Zeitungsbericht handelt. Deshalb interessiert es die Menschen nicht, ob das Meer an den Küsten steigt, da man sie nicht vor Augen hat, sondern in der Zeitung liest. Dies verdeutlicht, dass das Gefühl von Empathie bei den Menschen fehlt, da sie sich nicht in die Situation hineinversetzen können. In der zweiten Strophe verstärkt die Alliteration „dicke Dämme zu zerdrücken“ die Macht und den Einfluss der Kraft, die den Untergang einleiten will. Außerdem wird in Vers acht deutlich, dass die technischen Erfindungen, die den Fortschritt symbolisieren von der Katastrophe sind. Daran wird erkennbar, dass Jakob van Hoddis die Industrialisierung kritisiere, d.h. er möchte den Mangel der technischen Erfindungen beziehungsweise der Industrialisierung verdeutlichen. Nebenbei fällt besonders auf, dass Jakob van Hoddis den Menschen und die Natur thematisiert hat wie zum Beispiel Bürger, Kopf, Hut, Dachdecker, Schnupfen und Meer, Küste, Flut, Lüfte. Das zeigt noch mal, dass der Mensch und die Natur als Gegensatz stehen, die sich in Strophe eins abhängig des Verses abwechseln. Ein lyrisches Ich ist nicht vorhanden, da Ereignisse emotionslos aufgezählt werden. Jakob van Hoddis lässt schon aus dem Titel hervortreten, dass eine Katastrophe beziehungsweise ein Weltuntergang thematisiert wird. Durch die chaotische Anordnung wird der kommende Weltuntergang deutlich dargestellt.

Abschließend betrachtet wird deutlich, dass meine Deutungshypothese teilweise bestätigt wurde, da Jakob van Hoddis den technischen Fortschritt und nebenbei auch die Gesellschaft kritisiert. Er will damit zum Ausdruck bringen, dass man ein Weltende benötigt, um neu anfangen zu können. Im Gegensatz zur Großstadt des Expressionismus beschäftigt sich Jakob van Hoddis in seinem Gedicht mit dem Weltende und nicht mit der Stadt.

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