Hoddis, Jackob van - Weltende (Analyse Gedicht)

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Referat

Gedichtanalyse: "Weltende" von Jakob van Hoddis

Weltende
von Jakob van Hoddis

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei,
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
und an den Küsten - liest man - steigt die Flut
 
Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

(„Weltende“ von Jakob van Hoddis ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (23.2 KB) zur Unterstützung an.)

Einführung

Das Gedicht „Weltende“ von Jakob van Hoddis, ein prominentes Werk des Expressionismus, beschäftigt sich mit dem Thema einer bevorstehenden Apokalypse und der Krise der Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es verbindet alltägliche Banalität mit apokalyptischen Bildern, um eine eindringliche Atmosphäre von Chaos und Untergang zu schaffen.

Inhalt und Thema

Das Gedicht umfasst zwei Strophen mit jeweils vier Zeilen. In der ersten Strophe wird das Bild eines bürgerlichen Alltags gezeigt, der abrupt und durch dramatische Vorfälle unterbrochen wird. Der Bürger verliert aufgrund eines Sturms seinen Hut, ein Bild, das die bestehende Ordnung und gesellschaftliche Stabilität infrage stellt. Der „abstürzende Dachdecker“ und das „Geschrei“ verstärken die Wahrnehmung einer Welt im Aufruhr. Diese Alltagsereignisse stehen symbolisch für die Krise einer „kranken“ Gesellschaft.

In der Fortsetzung der zweiten Strophe werden Naturkatastrophen wie eine „steigende Flut“ und „hupfende Meere“ beschrieben, die drohen, die Dämme zu zerdrücken und Eisenbahnen von Brücken stürzen zu lassen. Diese apokalyptischen Bilder symbolisieren das metaphorische Ende der Welt, das im Titel des Gedichts angesprochen wird. Zugleich könnten diese Katastrophen auch auf den gesellschaftlichen Umbruch und die Rebellion gegen das wilhelminische Bürgertum hindeuten, die charakteristisch für die expressionistische Bewegung waren.

Form und Struktur

Das Gedicht verwendet zwei Vierzeiler mit dem Reimschema abba in der ersten und abab in der zweiten Strophe. Diese Struktur schafft einerseits einen geordneten Rahmen, der im starken Kontrast zu den dargestellten chaotischen Szenen steht, und unterstreicht andererseits die Diskrepanz zwischen Form und Inhalt. Die Vereinigung von Naturkatastrophen und menschlichen Unfällen in einem scheinbar beiläufigen Durcheinander verstärkt diesen Effekt und wird zur Verfremdung stilistisch brillanter Techniken.

Besonderes Augenmerk liegt auf der Sprache des Gedichts. Während der Satzbau weitgehend konventionell bleibt, sticht in jeder Strophe eine ungewöhnliche Wortkombination hervor, wie „vom spitzen Kopf“ und „die Meere hupfen“. Diese unorthodoxen Formulierungen fungieren als sprachliche Experimente, typisch für den Expressionismus, die eine neue Perspektive und Leserfahrung ermöglichen.

Stilmittel

Van Hoddis erreicht eine bemerkenswerte Intensität durch kurze, prägnante Formulierungen und die geschickte Verwendung von Metaphern und Ironie. Der Widerspruch zwischen der dramatischen Apokalypse und der banalen Beschreibung der „meisten Menschen haben einen Schnupfen“ zeigt die Absurdität der menschlichen Existenz im Angesicht größerer kosmischer oder sozialer Umwälzungen.

Schlussfolgerung

Das Gedicht „Weltende“ von Jakob van Hoddis ist ein starkes Symbol für die Unsicherheit und die gesellschaftliche Instabilität der Zeit um 1910. Es reflektiert die Angst vor dem drohenden Weltuntergang und den Umbruch der traditionellen Gesellschaftsordnung mittels einer einzigartigen Kombination aus dramatischen und alltäglichen Bildern. So wird das Gedicht zu einer dichten, vielschichtigen Reflexion über den Zustand der Welt und der menschlichen Gesellschaft im expressionistischen Kontext.

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