Das schöne Schiff von Charles Baudelaire
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Ich will dir erzählen · mein süsses entzücken · |
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Von allen den reizen die deine jugend schmücken · |
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Malen deine herrliche art |
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Wo kindliches wesen mit reife sich paart. |
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Kehrst du die luft mit deinem weiten gewande |
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So siehst du aus wie ein schönes schiff das vom lande |
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Leinwand-befrachtet fliegt · |
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In einem sanften und trägen takte gewiegt. |
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Auf hals und blühender schulter als leichte bürde |
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Drehst du dein haupt mit feiner und seltsamer würde · |
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Gebietend zugleich und gelind |
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Gehst du des weges · erhabenes kind. |
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Ich will dir erzählen · mein süsses entzücken · |
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Von allen den reizen die deine jugend schmücken · |
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Malen deine herrliche art |
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Wo kindliches wesen mit reife sich paart. |
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Aus wallenden falten des kleides erhebt sich gerade |
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Dein thronender busen wie eine herrliche lade |
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Mit blanken schilden geschmückt |
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Auf deren glätte der himmel blitze zückt. |
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Verlockende schilde bewaffnet mit rosenen spitzen · |
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Geheime lade drin köstliche dinge sitzen · |
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Spezereien und wein · |
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Sie laden herzen und sinne zum rausche ein. |
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Kehrst du die luft mit deinem weiten gewande |
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So siehst du aus wie ein schönes schiff das vom lande |
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Leinwand-befrachtet fliegt · |
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In einem sanften und trägen takte gewiegt. |
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Deine edlen kniee jagen des kleides zierden · |
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Quälen und stacheln empor die bösen begierden |
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Wie der hexen zween |
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Die schwarzen trank in tiefem gefässe drehn. |
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Deine arme die mit jungen giganten rängen |
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Und leuchtende boa-schlangen kräftig bezwängen · |
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Mit ihnen wie mit erz |
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Drückst unentwindbar du deinen geliebten ans herz. |
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Auf hals und blühender schulter als leichte bürde |
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Drehst du dein haupt mit feiner und seltsamer würde · |
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Gebietend zugleich und gelind |
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Gehst du des weges · erhabenes kind. |
Details zum Gedicht „Das schöne Schiff“
Charles Baudelaire
10
40
260
nach 1837
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Das schöne Schiff“ wurde von Charles Baudelaire verfasst, der von 1821 bis 1867 lebte. Seine aktive Schaffensphase fällt damit in die Epoche des 19. Jahrhunderts, genauer in die Zeit des Symbolismus und der Décadence.
Schon beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck, dass es sich um eine Art Loblied oder Huldigung an die besungene Person handelt, die offenbar durch ihre Jugend und Schönheit besticht.
Baudelaire spricht in einer für ihn typischen, recht blumigen Sprache und verwendet zahlreiche Metaphern und Vergleiche, um die Schönheit der besungenen Person zu veranschaulichen. Das lyrische Ich drückt seine Bewunderung aus und vergleicht die junge Frau mehrfach mit einem „schönen Schiff“, das durch die Luft schwebt. Diese Metapher könnte eine Anspielung auf die Anmut und Eleganz sein, die die Frau ausstrahlt. Baudelaire verwendet auch naturbezogene und erotische Metaphern, um auf die sinnliche Anziehung der Frau hinzuweisen.
Die Form des Gedichts ist recht einheitlich: Es besteht aus zehn Strophen, wobei jede aus vier Versen besteht. Die Strophen folgen dabei einem klaren Muster, einige Strophen wiederholen sich sogar wortwörtlich (Strophe 1 und 4, Strophe 2 und 7, Strophe 3 und 10). Dies könnte einerseits als Zeichen für die Konstanz und Beständigkeit der Liebe des lyrischen Ichs dienen, andererseits könnte es auch auf eine gewisse Obsession oder Besessenheit hinweisen.
Die Sprache des Gedichts ist gehoben, wobei Baudelaire sehr bildreich schreibt. Er verwendet viele Adjektive und personifiziert die junge Frau. Die zahlreichen Metaphern und Vergleiche tragen zu einer sehr atmosphärischen, fast traumhaften Stimmung des Gedichts bei.
Alles in allem lässt sich festhalten: In „Das schöne Schiff“ besingt Baudelaire die Schönheit und Anziehungskraft einer jungen Frau auf eine sehr bildreiche und elegante Weise. Seine Verwendung von Metaphern und Vergleichen tragen zur lebendigen Atmosphäre des Gedichts bei und machen es zu einem eindrucksvollen Beispiel für seine Kunstfertigkeit als Dichter.
Weitere Informationen
Charles Baudelaire ist der Autor des Gedichtes „Das schöne Schiff“. 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Im Zeitraum zwischen 1837 und 1867 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 260 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Der Dichter Charles Baudelaire ist auch der Autor für Gedichte wie „Besessenheit“, „Darstellung“ und „Das Faß des Hasses“. Zum Autor des Gedichtes „Das schöne Schiff“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.
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