Besessenheit von Charles Baudelaire

1	Ihr wälder macht wie grosse kirchen bange ·
2	Ihr heult wie orgeln · der verdammten herz
3	Wo altes röcheln bebt und ewiger schmerz
4	Antwortet eurem de-profundis-sange.
5	Ich hasse dich o meer das laut sich blähet:
6	Ich finde mich in dir! des lachers wut ·
7	Des unterjochten der mit schluchzen schmähet –
8	Sein ungeheures lachen tönt die flut!
9	O nacht · wie schön ich ohne stern dich fände!
10	Bekannte sprache spricht der sterne strahl.
11	Ich suche nur was nackt ist schwarz und kahl.
12	Sogar die finsternisse sind mir wände
13	Die mir zu tausenden entgegenschicken
14	Entschwundene wesen mit vertrauten blicken.

Details zum Gedicht „Besessenheit“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Besessenheit“ wurde von dem französischen Dichter Charles Baudelaire geschrieben, der im 19. Jahrhundert lebte und eine zentrale Figur in der französischen Literatur ist. Baudelaire ist bekannt für seine oft düstere und morbide Poesie, die den Einfluss des Symbolismus und der romantischen Bewegung in sich trägt.

Mein erster Eindruck beim Lesen des Gedichts ist die Dunkelheit und das Unbehagen, das es hervorruft. Es gibt eine starke Betonung auf Tod, Verzweiflung und Isolation. Es vermittelt eine Art von unruhiger Unzufriedenheit und Auseinandersetzung mit der Welt und dem Selbst.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um die Obsession des lyrischen Ichs mit der Dunkelheit und der Negativität. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich die Wälder an, indem es ihre unheimliche Natur und die daraus resultierenden Schmerzen beschreibt. In der zweiten Strophe wird das Meer angesprochen, das als Echo seiner selbst gesehen wird, einschließlich seiner tiefen Abneigung und seiner verletzten Gefühle. In der dritten Strophe äußert das lyrische Ich seinen Wunsch nach absoluter Dunkelheit, ohne Sterne, die eine bekannte Sprache sprechen. In der letzten Strophe wird das Bedürfnis des lyrischen Ichs nach einer vollständigen Entfernung von allem, sogar der Dunkelheit selbst, beschrieben, um den Blicken der entschwundenen Wesen zu entgehen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, wobei die ersten beiden jeweils vierversig und die letzten beiden dreiversig sind. Jeder Vers ist relativ kurz und prägnant, was zu einer konzentrierten und intensiven Stimmung beiträgt.

Die Sprache des Gedichts ist stark und bildhaft, mit einer Fülle von dunklen und düsteren Bildern. Das lyrische Ich verwendet dramatische und emotionale Ausdrücke, um seinen inneren Zustand und seine Beziehung zur Außenwelt zu beschreiben. Das Gedicht ist voller kraftvoller Metaphern und allegorischer Anspielungen, wie den Wäldern, die wie Kirchen erscheinen, und der Dunkelheit, die als Wand betrachtet wird. Die Sprache fördert eine Atmosphäre der Besessenheit und Unruhe, die dem Titel des Gedichts entspricht.

Insgesamt ist „Besessenheit“ ein dichtes und intensives Gedicht, das die dunkle Seite der menschlichen Psyche und die schmerzhafte Konfrontation mit der Welt und dem Selbst thematisiert. Es ist ein starkes Beispiel für Baudelaires Meisterschaft der dunklen Poesie und sein Untersuchung von Themen wie Tod, Isolation und Selbstbezogenheit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Besessenheit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Charles Baudelaire. 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1837 und 1867. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 93 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Das Faß des Hasses“, „Das Gebet eines Heiden“ und „Das Gespenst“ sind weitere Werke des Autors Charles Baudelaire. Zum Autor des Gedichtes „Besessenheit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.

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