Darstellung von Charles Baudelaire

Ein schönes weib mit stolzem bau der glieder –
Im rausche wallen ihr die haare nieder ·
Der liebe kralle wie der schenke gift
Vergebens diese haut von marmor trifft.
Sie lacht dem tode und sie höhnt den lüsten ·
Der drachen griff die unser unheil rüsten.
Nichts vom zerstörerischen spiel verrät
Des festen körpers rauhe majestät.
Sie geht als göttin · ruht als bajadere
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Und folgt im taumel des Profeten lehre.
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In ihrer arme ausgespannt geflecht
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Winkt sie herbei dem menschlichen geschlecht.
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Sie glaubt · sie weiss die unfruchtbare dirne:
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– Doch nötig zu dem wandel der gestirne –
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Die körperschönheit ist ein hehres gut
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Und schenkt verzeihung jedem frevelmut.
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Sie kennt kein fegefeuer keine hölle
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Und wenn des schwarzen geistes ruf erschölle
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Sie würde ihn erwarten ohne scheu
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Und wie ein säugling ohne hass und reu.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Darstellung“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
131
Entstehungsjahr
nach 1837
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von dem französischen Dichter Charles Baudelaire geschrieben, der von 1821 bis 1867 lebte. Baudelaire gilt als einer der bedeutendsten Lyriker des 19. Jahrhunderts und als Wegbereiter der modernen Dichtung. Er war ein wichtiger Vertreter des literarischen Realismus und Symbolismus. Seine Gedichte wurden meist in der Mitte oder zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschrieben.

Das Gedicht vermittelt zunächst einen Eindruck von Macht und Unantastbarkeit. Es scheint sich um eine starke und unabhängige Frau zu handeln, die Ehrfurcht und Bewunderung hervorruft. Sie wird als schön und stolz beschrieben, gleichzeitig aber auch als unfruchtbar und von nicht verzehrender Leidenschaft.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine Frau von großer Schönheit und Anmut, deren Haut auch vor der „Liebe Kralle“ und dem „Schenke Gift“ unberührt bleibt. Sie trotzt dem Tod und den Begierden des Drachengriffs - eine Metapher für das Unglück, das Männer oft für sich selbst bereiten. Trotz ihrer verführerischen Schönheit verrät sie nichts von einem zerstörerischen Spiel. Sie wird als unantastbare Göttin und gleichzeitig als verführerische Tänzerin dargestellt. Obwohl sie unfruchtbar ist, weiß sie, dass sie für den „Wandel der Gestirne“ wichtig ist, einer Metapher für die ständige Veränderung und Fortschreiten der Zeit. Diese Figur kennt weder Furcht vor dem schwarzen Geist noch vor Vergeltung, sie würde beides ohne Scheu oder Reue begegnen.

Formal ist das Gedicht in freien Versen geschrieben, was zur damaligen Zeit, in der Baudelaire lebte, eine gängige Form war. Es gibt keine festen Reimstrukturen oder strenge Strophenformen, was dem Gedicht eine gewisse Fluidität verleiht. Die Sprache des Gedichts ist stark metaphorisch und symbolisch. Baudelaire verwendet bildliche Ausdrücke, um Gefühle und Emotionen zu vermitteln. Dies ist typisch für seinen Stil und den Symbolismus, der die Literatur seiner Zeit prägte.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Darstellung“ des Autors Charles Baudelaire. Im Jahr 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1837 und 1867. Erschienen ist der Text in Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 131 Worte. Der Dichter Charles Baudelaire ist auch der Autor für Gedichte wie „Bertas Augen“, „Besessenheit“ und „Das Faß des Hasses“. Zum Autor des Gedichtes „Darstellung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.

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