Die Irren II von Georg Heym
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Der Tod zeigt seine weiße Leichenhaut |
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Vor ihrer Kerkerfenster Arsenal. |
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Das schwarze Dunkel schleicht in trübem Laut |
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Geborstner Flöten durch der Nächte Qual. |
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Und weiße Hände strecken sich und klingen |
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Aus langen Ärmeln in der Säle Tor. |
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Um ihre Häupter wehen schwarze Schwingen, |
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Rauchende Fackeln wie ein Trauerflor. |
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Bebändert stürzt ein Mar durch ihre Betten, |
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Der ihre Köpfe schlagend, sie erschreckt. |
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Wie gelbe Schlangen auf verrufnen Stätten, |
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So wiegt ihr fahles Haupt, von Nacht bedeckt. |
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Ein Schrei. Ein Paukenschall. Ein wildes Brüllen, |
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Des Echo dumpf in dunkler Nacht verlischt. |
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Gespenster sitzen um sie her und knüllen |
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Den Hals wie Stroh. Ihr weißer Atem zischt. |
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Ihr Haar wird bleich, und feucht vor kaltem Grauen. |
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Sie fühlen Hammerschlag in ihrer Stirn, |
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Und große Nägel spitz in Geierklauen, |
20 |
Die langsam treiben tief in ihr Gehirn. |
Details zum Gedicht „Die Irren II“
Georg Heym
5
20
132
1887 - 1912
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Georg Heym, geboren am 30. Oktober 1887 und gestorben am 16. Januar 1912, ist als Autor des Gedichts „Die Irren II“ anzusehen. Heym ist ein deutscher Dichter, der als wichtiger Vertreter des Expressionismus gilt. Sein Werk ist teilweise von morbiden und düsteren Themen geprägt.
Das Gedicht „Die Irren II“ hinterlässt beim Leser einen düsteren und traurigen ersten Eindruck. Die Stimmung ist schaurig und beängstigend und führt den Leser in eine dunkle, wahnsinnige Welt.
Der Inhalt des Gedichts handelt von Wahnsinnigen oder Geisteskranken. Die Formulierungen weisen auf Situationen des Elends, der Angst und des Todes hin. Heym erzeugt ein bedrückendes und düsteres Bild, das aus einer weichen, fast schon gruseligen Sprache besteht.
Das lyrische Ich schildert die dunkle Welt der Geisteskranken. Es vermittelt das Gefühl des Eingesperrtseins, der Angst und des Starrsinns. Darüber hinaus weisen mehrere Verse auf die körperliche und seelische Qual der Wahnsinnigen hin.
Hinsichtlich der Form fällt auf, dass das Gedicht aus fünf vierzeiligen Strophen besteht. Die Zeilen sind durchgehend jambisch und werden im Kreuzreim verfasst.
Die verwendete Sprache prägt das außergewöhnlich düstere und gespenstische Bild des Gedichts. Heym benutzt zahlreiche metaphorische Ausdrücke und starke Bilder, um die bedrückende Atmosphäre zu erschaffen. Er verwendet Begriffe wie „weiße Leichenhaut“, „schwarzes Dunkel“ und „Trauerflor“, die nicht nur eine düstere Atmosphäre erzeugen, sondern auch auf das Thema Tod hinweisen. Ebenso lassen die Ausdrücke wie „fahles Haupt“ und „kaltes Grauen“ in Verbindung mit dem „Hammerschlag in ihrer Stirn“ auf starke körperliche und seelische Qualen schließen.
Insgesamt wirkt Georg Heyms Gedicht „Die Irren II“ aufgrund der dunklen Thematik und der ausdrucksstarken, bildhaften Sprache sehr intensiv und eindrücklich. Mit seiner eindringlichen Darstellung des Leidens der Wahnsinnigen macht er auf das Elend und die Angst dieser Menschen aufmerksam und ermöglicht so einen tiefen Einblick in ihre Welt des Wahnsinns und der Verzweiflung.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die Irren II“ ist Georg Heym. Geboren wurde Heym im Jahr 1887 in Hirschberg. Das Gedicht ist in der Zeit von 1903 bis 1912 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 132 Worte. Weitere Werke des Dichters Georg Heym sind „Der Abend“, „Der Baum“ und „Der Blinde“. Zum Autor des Gedichtes „Die Irren II“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 79 Gedichte vor.
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