Die neuen Häuser von Georg Heym
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Im grünen Himmel, der manchmal knallt |
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Vor Frost im rostigen Westen, |
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Wo noch ein Baum mit den Ästen |
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Schreit in den Abend, stehen sie plötzlich, frierend |
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und kalt, |
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Wie Pilze gewachsen, und strecken in ihren Gebresten |
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Ihre schwarzen und dünnen Dachsparren himmelan, |
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Klappernd in ihrer Mauern schäbigem Kleid |
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Wie ein armes Volk, das vor Kälte schreit. |
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Und die Diebe schleichen über die Treppen hinan, |
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Springen oben über die Böden mit schlenkern dem |
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Bein, |
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Und manchmal flackert heraus ihr Laternenschein. |
Details zum Gedicht „Die neuen Häuser“
Georg Heym
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1887 - 1912
Expressionismus
Gedicht-Analyse
„Die neuen Häuser“ ist ein Gedicht des deutschen expressionistischen Dichters Georg Heym, der zwischen 1887 und 1912 lebte. Der Expressionismus war eine künstlerische Bewegung, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland auftrat und eine Rebellion gegen die traditionelle, objektive Kunst des 19. Jahrhunderts darstellte. Expressionistische Dichter wie Heym schufen oft verstörende, emotional aufgeladene Bilder, um die inneren Zustände ihrer Charaktere darzustellen.
Beim ersten Eindruck entsteht das Bild einer städtischen Landschaft in der Dämmerstunde, geprägt von Kälte und Einsamkeit. Die grüne Farbe des Himmels und das Knallen könnten auf einen Sturm hinweisen. Das Bild eines Baumes, der „in den Abend schreit“, könnte eine Atmosphäre der Isolation und Beklemmung erzeugen.
Inhaltlich beschreibt das Gedicht neu gebaute Häuser, die plötzlich und kalt wie Pilze in der Landschaft stehen, ihre dünnen Dachsparren zum Himmel strecken und in der Kälte klappern. Sie werden mit einem armen Volk verglichen, das vor Kälte schreit. Die Darstellung der Gebäude als frierend und schreiend suggeriert, dass das lyrische Ich die Häuser als Lebewesen wahrnimmt oder sie als Symbol für die Menschen in ihnen interpretiert. Darüber hinaus wird die Kälte sowohl im physischen als auch im metaphorischen Sinne hervorgehoben, was auf soziale Kälte hinweisen könnte. Die Themen Kälte und Dunkelheit dominieren das Gedicht und erzeugen eine Atmosphäre der Trostlosigkeit.
Die Struktur des Gedichts ist in freien Versen, die nicht in traditionelle Strophen oder Reime unterteilt sind. Diese Form passt zum expressionistischen Stil, der traditionelle Strukturen ablehnt. Die Sprache ist bildhaft und metaphernreich, was zur emotional aufgeladenen Stimmung beiträgt. Zum Beispiel wird der Akt des Bauens mit dem Wachstum von Pilzen verglichen, was das plötzliche und unnatürliche Anwachsen der Gebäude betont. Das Motiv der Kälte und der Dunkelheit wird auch durch den häufigen Gebrauch von Wörtern wie „frierend“, „schwarz“, „dünn“ und „schäbig“ hervorgehoben. Die Erwähnung der Diebe löst zudem ein gewisses Unbehagen aus, was wiederum auf gesellschaftliche Probleme hindeuten könnte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Die neuen Häuser“ ein Ausdruck der Verunsicherung und Unbehaglichkeit des lyrischen Ichs gegenüber der raschen Urbanisierung und Industrialisierung der damaligen Zeit sein könnte. Es zeigt eine düstere, entfremdete und kalte Welt, in der Menschen wie Gebäude isoliert und gefühllos erscheinen. Diese Darstellung entspricht dem expressionistischen Stil, der oft verwendet wurde, um die inneren Ängste und Ängste einer zunehmend industrialisierten und entfremdeten Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen.
Weitere Informationen
Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Die neuen Häuser“. Der Autor Georg Heym wurde 1887 in Hirschberg geboren. In der Zeit von 1903 bis 1912 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Heym ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 79 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 13 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Heym sind „Bist Du nun tot?“, „Columbus“ und „Das Fieberspital“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die neuen Häuser“ weitere 79 Gedichte vor.
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