Halber Schlaf von Georg Heym
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Die Finsternis raschelt wie ein Gewand, |
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Die Bäume torkeln am Himmelsrand. |
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Rette dich in das Herz der Nacht, |
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Grabe dich schnell in das Dunkele ein, |
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Wie in Waben. Mache dich klein, |
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Steige aus deinem Bette. |
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Etwas will über die Brücken, |
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Es scharret mit Hufen krumm, |
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Die Sterne erschraken so weiß. |
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Und der Mond wie ein Greis |
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Watschelt oben herum |
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Mit dem höckrigen Rücken. |
Details zum Gedicht „Halber Schlaf“
Georg Heym
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63
1887 - 1912
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Georg Heym, geboren 1887 und verstorben 1912, ist der Autor des Gedichts „Halber Schlaf“. Er gehörte der epochemäßig der literarischen Strömung des Expressionismus an, welcher im frühen 20. Jahrhundert, von etwa 1910 bis 1925 vorherrschte.
Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht ein eher düsterer, fast beängstigender Eindruck. Es wird eine unheimliche Nachtatmosphäre beschrieben, in der sich das lyrische Ich in der Dunkelheit zu verstecken scheint.
Im ersten Teil des Gedichtes beschreibt das lyrische Ich, wie es die Dunkelheit wahrnimmt – als raschelndes Gewand und torkelnde Bäume am Himmel. Es folgen Aufforderungen, sich in das Herz der Nacht zu „retten“, sich in das Dunkle „einzugraben“, sogar sich „klein zu machen“ und sein Bett zu verlassen. Es scheint, als wolle das lyrische Ich der bedrückenden Atmosphäre irgendwie entfliehen. In der zweiten Hälfte des Gedichts wirkt die Szenerie noch unruhiger und bedrohlicher. Etwas Unbekanntes mit krummen Hufen scheint die Brücken überqueren zu wollen. Die Sterne sind erschrocken und der Mond wird mit einem alten Mann verglichen, der oben mit krummem Rücken herumwatet.
Was das lyrische Ich genau aussagen möchte, lässt sich nur schwer festlegen. Es könnte möglich sein, dass das lyrische Ich die Dunkelheit als bedrohlich und einschüchternd empfindet, sich in ihr verstecken muss, um sich sicher zu fühlen. Auf der anderen Seite könnte es auch eine tiefergehende Bedeutung haben, wie die Angst vor dem Tod oder dem Verlust der Kontrolle.
Der Stil von Heyms Gedicht ist charakteristisch für den Expressionismus, in dem starke und intensive Gefühle und Empfindungen dargestellt werden. Das Gedicht hat keinen klassischen Aufbau mit festen Versmaßen oder Reimschemata, was es schwerer zu fassen macht. Die Sprache ist bildreich und metaphorisch. Es dominieren düstere und bedrohliche Bilder, die eine unheimliche und bedrückende Stimmung erzeugen. Dieses intensive Ausdrucksvermögen ist typisch für Heyms Lyrik und den Expressionismus im Allgemeinen.
Das Gedicht ist somit ein beeindruckendes Beispiel für das Spiegelbild des inneren Zustands des lyrischen Ichs in der Natur und der kosmischen Umwelt, das in der Expressionismus oft Verwendung findet. Es zeigt, wie Verunsicherung und ängstliche Gefühle in metaphorische Bilder transformiert werden können.
Weitere Informationen
Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Halber Schlaf“. 1887 wurde Heym in Hirschberg geboren. Im Zeitraum zwischen 1903 und 1912 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Expressionismus zu. Der Schriftsteller Heym ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 63 Worte. Der Dichter Georg Heym ist auch der Autor für Gedichte wie „Berlin I“, „Berlin II“ und „Berlin III“. Zum Autor des Gedichtes „Halber Schlaf“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 79 Gedichte vor.
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