Simson von Georg Heym

In leeren Sälen, die so weit
Wie leerer Atem, im Abende tot
Stehet er breit mit dem Feierkleid
Und der türmenden Mütze rot.
 
Die Mauern flohen von ihm hinweg,
Die krummen Säulen irrten in Nacht hinaus.
Er ist allein in dem riesigen Haus.
Und niemand ist da, der ihn hält.
 
Alle sind fort. Und ein Mäusegeschrei
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Ist oben rund in der Luft. Und über die
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Stiege herum seht es wie Hunde vorbei.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Simson“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
72
Entstehungsjahr
1887 - 1912
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Simson“ wurde von Georg Heym verfasst, einem Autor, der zum Zeitraum der literarischen Strömung des Expressionismus (zwischen 1910 und 1925) tätig war. Heym lebte von 1887 bis 1912, was seine Position in dieser Ära unterstreicht.

Auf den ersten Blick präsentiert das Gedicht eine düstere, unheimliche Atmosphäre. Es werden Bilder von Leere, Dunkelheit und Isolation heraufbeschworen, die durch die Hauptfigur Simson, eine Figur aus der Bibel, personifiziert werden.

Im Gedicht steht Simson allein in einem riesigen, verlassenen Saal. Es ist Abend und das Gebäude scheint tot, genauso leer wie sein Atem. Er ist breit gekleidet und trägt eine hohe, rote Mütze, aber es ist niemand da, um ihn sicher zu halten. Die Mauern und Säulen scheinen wegzufliehen oder sich in der Dunkelheit zu verlieren und er bleibt allein zurück. Die einzigen Geräusche sind das Quietschen von Mäusen und etwas, das wie Hunde klingt, die die Treppe hinunterrasen.

Das lyrische Ich möchte offenbar ein Gefühl von Einsamkeit und Bedrohung hervorrufen, das durch das setting in der Nacht verstärkt wird. Simson, bekannt für seine übermenschliche Stärke, wird hier in einer verwundbaren Position dargestellt, was einen bemerkenswerten Kontrast erzeugt.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit unterschiedlicher Verszahl (4, 4, 3). Die Sprache ist dabei beides, sowohl klar, als auch metaphorisch. Der Rhythmus ist ruhig und beständig, was zur Atmosphäre der Leere beiträgt. Die Farbe Rot der Mütze scheint für etwas Konkretes und Lebendiges zu stehen, während der Rest der Beschreibung eher vage und dunkel ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht ein kraftvolles Bild der Einsamkeit und Isolation zeichnet. Es nutzt dabei die biblische Figur Simson, um das Gefühl der menschlichen Verwundbarkeit in einer bedrohenden, unverständlichen Welt zu vermitteln. Mit seiner düsteren, ausdrucksstarken Sprache und lebhaften Metaphern weist es klare Merkmale des Expressionismus auf.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Simson“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Heym. Geboren wurde Heym im Jahr 1887 in Hirschberg. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1903 und 1912. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 72 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 11 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Berlin II“, „Berlin III“ und „Bist Du nun tot?“ sind weitere Werke des Autors Georg Heym. Zum Autor des Gedichtes „Simson“ haben wir auf abi-pur.de weitere 79 Gedichte veröffentlicht.

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