Judas von Georg Heym

Die Locke der Qual springt über der Stirne
Drin wispern Winde, und viele Stimmen
Die wie Wasser vorüberschwimmen.
 
Doch er rennet bei Ihm gleich einem Hunde
Und er picket die Worte hervor in dem Kote.
Und er wieget sie schwer. Sie werden tote.
 
Ach, der Herr ging über die Felder weiß
Sanft hinab am schwebenden Abendtag
Und die Ähren sangen zum Preis,
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Seine Füße waren wie Fliegen klein,
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In goldener Himmel gelbem Schein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Judas“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
73
Entstehungsjahr
1887 - 1912
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist der expressionistische Schriftsteller Georg Heym. Der Zeitrahmen von Heyms Arbeit liegt im frühen 20. Jahrhundert. Sein Tod im Jahr 1912 fällt in die Anfangsphase des literarischen Expressionismus in Deutschland.

Auf den ersten Blick zeichnet dieses Gedicht ein düsteres, konfliktreiches Bild. Das lyrische Ich scheint von innerer Qual und Konflikt geplagt zu sein. Die starke emotionale Ladung und die dichterische Ausdruckskraft, gekoppelt mit einer starken religiösen Symbolik, ist sofort spürbar.

Das Gedicht hat deutliche Hinweise auf die biblische Figur des Judas, der Jesus Christus verriet. In der ersten Strophe wird eine sichtbare innerliche Unruhe und Qual des sprechenden Ichs dargestellt. Die zweite Strophe zeigt ein Bild von Devotion und Ergebenheit, aber auch von Frustration und Resignation. Es heißt, dass das lyrische Ich „bei Ihm“, vermutlich Jesus, wie ein Hund rennt und Worte im Schlamm sucht. Die dritte Strophe stellt möglicherweise eine Vision oder Erinnerung an Jesus dar, wie er über die Felder geht.

Die Wortwahl und der Rhythmus des Gedichts sind stark nach expressionistischen Stilrichtungen geprägt. Die Sprache ist metaphorisch und symbolisch. Die Form des Gedichts folgt keinem traditionellen Reimmuster und die Anzahl der Verse variiert von Strophe zu Strophe, was typisch für expressionistische Poesie ist.

In Bezug auf die Botschaft des Gedichts könnte es eine Darstellung von Schuld und Trauer über einen Verrat sein, der mit Judas assoziiert wird. Es könnte auch als Kommentar zur menschlichen Natur, religiösen Schuld oder zur Dualität von Treue und Verrat gesehen werden.

Insgesamt präsentiert Georg Heyms „Judas“ eine intensive emotionale Landschaft, in der Schuld, Verrat und Loyalität auf beeindruckende Weise zum Ausdruck kommen. Dabei nutzt er die Kraft der Sprache und des symbolischen Ausdrucks, um eine komplexe, tiefgründige Darstellung von menschlichen Gefühlen zu kreieren.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Judas“ des Autors Georg Heym. Der Autor Georg Heym wurde 1887 in Hirschberg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1903 bis 1912 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Heym ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 11 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 73 Worte. Der Dichter Georg Heym ist auch der Autor für Gedichte wie „Columbus“, „Das Fieberspital“ und „Der Abend“. Zum Autor des Gedichtes „Judas“ haben wir auf abi-pur.de weitere 79 Gedichte veröffentlicht.

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