Die Nacht von Georg Heym

Auf Schlangenhälsen die feurigen Sterne
hängen herunter auf schwankende Türme,
die Dächer gegeißelt. Und Feuer springet,
wie ein Gespenst durch die Gasse der Stürme.
 
Fenster schlagen mit Macht. Und die Mauern, die alten,
reißen die Tore auf in zahnlosem Munde.
Aber die Brücken fallen über dem Schlunde
und der Tod stehet draußen, der Alte.
 
Aber die Menschen rennen, ohne zu wissen
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blind und schreiend, mit Schwertern und Lanzen.
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Unten hallet es dumpf, und die Glocken tanzen,
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schlagend laut auf, von den Winden gerissen.
 
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Die Plätze sind rot und tot. Und riesige Monde
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steigen über die Dächer mit steifen Beinen
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den fiebernden Schläfern tief in die Kammer zu scheinen,
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und die Stirne wird fahl wie frierendes Leinen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Die Nacht“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
116
Entstehungsjahr
1887 - 1912
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Nacht“ wurde von Georg Heym verfasst, einem Vertreter des deutschen literarischen Expressionismus, der Anfang des 20. Jahrhunderts lebte und schrieb.

Aus dem ersten Eindruck holt das Gedicht eine intensive, stürmische und chaotische Atmosphäre hervor, die durch die Beschreibung der Nacht und der verwüsteten Stadt bekräftigt wird.

Der Inhalt des Gedichts enthält eine Darstellung einer stürmischen und beschädigten Stadt in der Nacht. Die metaphorischen „Feuer“ und „Gespenster“, die in den Straßen auftauchen, erzeugen Bilder der Unruhe und Zerstörung. Die Menschen in der Stadt rennen „blind und schreiend“, was das Gefühl von Chaos intensiviert. Der „Tod“, ein wiederkehrendes Bild in vielen expressionistischen Werken, steht am Ende einer der Strophen, was Tod und Zerstörung in der Welt symbolisiert.

Das lyrische Ich scheint eine bedrohliche und zerstörte Welt zu beschreiben, in der Tod und Chaos die Oberhand gewinnen. Es könnte die innere Angst und Unruhe des lyrischen Ichs ausdrücken, was typisch für die expressionistische Literatur ist, in der Autoren oft die dunkle und unstete Seite der menschlichen Existenz darstellten.

Die Form des Gedichts ist in vier Strophen mit je vier Versen aufgeteilt, die für einen stabilen, konstanten Rhythmus sorgen. Der Ausdruck und die sprachlichen Bilder, die in diesem Gedicht benutzt werden, sind sehr lebhaft und dramatisch, mit intensiver und aufgebrochener Syntax, die zum Gesamteindruck von Chaos und Zerstörung beiträgt. Typisch für den Expressionismus ist auch die symbolträchtige und bildhafte Sprache, die hier Verwendung findet, um das dunkle, düstere Szenario zu malen und die Emotionen des lyrischen Ichs zu betonen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Nacht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Heym. Geboren wurde Heym im Jahr 1887 in Hirschberg. Zwischen den Jahren 1903 und 1912 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Heym ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 116 Worte. Georg Heym ist auch der Autor für Gedichte wie „Bist Du nun tot?“, „Columbus“ und „Das Fieberspital“. Zum Autor des Gedichtes „Die Nacht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 79 Gedichte vor.

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