Im kurzen Abend von Georg Heym
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Im kurzen Abend. Voll Wind ist die Stunde, |
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Und die Röte so tief und so winterlich klein. |
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Unsere Hand, die sich zagend gefunden, |
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Bald wird sie frieren und einsam sein. |
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Und die Sterne sind hoch in verblassenden Weiten |
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Wenige erst, auseinander gerückt. |
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Unsere Pfade sind dunkel, und Weiden breiten |
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Ihre Schatten darauf, in Trauer gebückt. |
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Schilf rauschet uns. Und die Irrwische scheinen, |
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Die wir ein dunkeles Schicksal erlost. |
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Behüte dein Herz, dann wird es nicht weinen |
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Unter dem fallenden Jahr ohne Trost. |
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Was dich schmerzet, ich sag es im Bösen. |
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Und uns quälet ein fremdes Wort. |
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Unsere Hände werden im Dunkel sich lösen, |
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Und mein Herz wird sein wie ein kahler Ort. |
Details zum Gedicht „Im kurzen Abend“
Georg Heym
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16
112
1887 - 1912
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Im kurzen Abend“ stammt von Georg Heym, einem deutschen Schriftsteller, der von 1887 bis 1912 lebte und dem literarischen Expressionismus zugeordnet wird.
Bei der ersten Lektüre erweckt das Gedicht einen melancholischen und düsteren Eindruck. Es scheint, eine Geschichte von Liebe und Abschied zu erzählen, eingebettet in eine herbstliche oder winterliche Landschaft. Das lyrische Ich und eine andere Person finden durch ihre Hände eine verloren geglaubte Verbindung zueinander, die jedoch von Anfang an zum Scheitern verdammt ist - „Bald wird sie frieren und einsam sein“.
Die Visualisierung des Gedichts ist intensiv und bildhaft, mit mehrfachen Anspielungen auf Dunkelheit („Unsere Pfade sind dunkel“, „wir ein dunkeles Schicksal erlost“, „Unsere Hände werden im Dunkel sich lösen“) und Kälte („Und die Röte so tief und so winterlich klein“, „Bald wird sie frieren“). Die Elemente der Natur, wie der Winter, der Wind, das Schilf und die Sterne, dienen als Metaphern für die Gefühle und Zustände des lyrischen Ichs.
In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen. Jeder Vers besteht aus zehn Silben, was dem Gedicht einen gleichmäßigen Rhythmus und intensive musikalische Qualität verleiht. Jede Strophe enthält eine abgeschlossene Idee oder einen Gedanken und baut gleichzeitig auf der vorherigen auf, um ein umfassendes Bild der Sehnsucht, des Verlusts und der Unvermeidlichkeit der Trennung zu zeichnen.
Die Sprache des Gedichts ist charakteristisch für den Expressionismus, den Heym repräsentiert. Sie ist einfühlsam und suggestiv und verwendet konkrete Bilder, um abstrakte Gefühle zu vermitteln. Wörter wie „zagend“, „verblassenden“, „Irrwische“, „quälet“ und „kahler“ tragen zur melancholischen Stimmung und dem starken emotionalen Ausdruck des Gedichts bei.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Im kurzen Abend“ ein bemerkenswertes Beispiel für Heyms Fähigkeit ist, mittels lebhafter Bilder und tiefgreifender Metaphern komplexe Gefühle und Zustände zu vermitteln. Es zeigt eine tiefe innere Unruhe und das Bewusstsein der Vergänglichkeit, die im Mittelpunkt des expressionistischen Denkens steht.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Im kurzen Abend“ des Autors Georg Heym. Im Jahr 1887 wurde Heym in Hirschberg geboren. Im Zeitraum zwischen 1903 und 1912 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Heym ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 112 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Georg Heym ist auch der Autor für Gedichte wie „Berlin III“, „Bist Du nun tot?“ und „Columbus“. Zum Autor des Gedichtes „Im kurzen Abend“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 79 Gedichte vor.
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Zum Autor Georg Heym sind auf abi-pur.de 79 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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